Burnouf, Eugène

Burnouf, Eugène
Eugène Burnouf

Eugène Burnouf (spr. bürnuf) (* 1. April 1801 in Paris; † 28. Mai 1852 in Paris) war ein französischer Indologe.

Burnouf studierte anfangs Rechtswissenschaft, dann unter Jean Pierre Abel Rémusat und Antoine-Léonard de Chézy orientalische Sprachen, namentlich das Indische und Persische, wurde 1829 an der École Normale Supérieure angestellt und erhielt 1832 als Nachfolger Chézys die Professur des Sanskrits am Collège de France, die er bis an seinen Tod bekleidete. Seit 1832 auch Mitglied der Akademie der Inschriften und schönen Künste, starb er 28. Mai 1852 in Paris, nachdem er einige Tage zuvor zum ständigen Sekretär derselben ernannt worden war. Burnoufs durch streng methodisches Verfahren und durch klare und anziehende Darstellung ausgezeichnete Arbeiten wirkten namentlich nach zwei Richtungen hin epochemachend für das Studium des Buddhismus und für dasjenige des Zendavesta.

Das Pali, die heilige Sprache der südlichen Buddhisten, unterzog er im Verein mit Christian Lassen in Bonn der ersten eingehenden Untersuchung in dem von beiden Gelehrten zusammen herausgegebenen „Essai sur le Pali“ (Paris 1826), worauf Burnouf allein noch weitere „Observations grammaticales“ (daf. 1827) über das Pâli folgen ließ.

Als 1837 die Société Asiatique in Paris von Mr. Hodgson, dem englischen Ministerresidenten in Nepal, eine bedeutende Sammlung dort von ihm entdeckter buddhistischer Sanskrithandschriften zum Geschenk erhalten hatte, ging Burnouf mit Eifer an die Untersuchung dieser Manuskripte. Er erkannte in ihnen bald die ältesten Schriften der nördlichen Buddhisten und konnte auf Grund derselben schon 1844 sein ausgezeichnetes Werk „Introduction à l'histoire du buddhisme indien“ (2. Aufl. 1876) veröffentlichen, dem später noch die Übersetzung des „Le lotus de la bonne loi“ aus dem Sanskrit nachfolgte (nach seinem Tod hrsg. von Mohl, Paris 1852, Neuauflage Paris 1925). Schon vorher hatte Burnouf seine Aufmerksamkeit der ältesten religiösen Literatur der Iranier zugewendet, wie sie in dem sogenannten Zendavesta bewahrt ist. Er gab den wichtigsten Teil desselben, den „Vendidad Sadé l'un des livres de Zoroastre“, lithographiert heraus (Paris 1829-43); namentlich aber stellte er in seinem vortrefflichen „Commentaire sur le Yaçna l'un des livres lithurgiques des Parses“ (Paris 1833) zum ersten Mal genau den Charakter der Zendsprache fest und rekonstruierte ihre grammatischen Formen durch den Vergleich mit dem Sanskrit. Hieran schlossen sich noch „Études sur la langue et sur les textes Zends“ (Paris 1840-50). Einen bedeutenden Fortschritt in der Entzifferung der mit dem Zend nahe verwandten altpersischen Sprache, wie sie in den Keilinschriften der Achämeniden vorliegt, machte B. in seinem „Mémoire sur deux inscriptions cuneiformes trouvées près d'Hemadan et qui font maintenant partie des papiers du Dr. Schulz “ (Paris 1836).

Endlich hat B. auch mehrere Arbeiten aus dem Gebiet der eigentlichen Sanskritlitteratur veröffentlicht, namentlich eine Ausgabe und Übersetzung des „Le Bhagavata-Purâna ou Histoire poètique de Krich.na“ (Paris 1840-47, 3 Bde., Reprint Paris 1981).

Sein Vater Jean Louis Burnouf (1775-1844) war ein Altphilologe von hohem Ansehen und veröffentlichte u. a. eine hervorragende Übersetzung des Tacitus (6 Bände 1827-1833).

Literatur

  • Akira Yuyama: Eugène Burnouf: the background to his research into the Lotus Sutra. Tokyo: The International Research Institute for Advanced Buddhology, Soka University 2000. ISBN 4-9980622-2-0


Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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