Abbé

Abbé
Typische Tracht eines französischen Abbés im 18. Jahrhundert

Abbé (aus dem lateinischen abbas, „Abt“) ist in Frankreich eine seit dem 17. Jahrhundert gebräuchliche Anrede für katholische Weltgeistliche, die in der Hierarchie der Kirche keinen besonderen Rang bekleiden (niederer Klerus). Im Deutschen entspricht sie der Anrede Pater, die im deutschsprachigen Raum allerdings für Weltpriester ungebräuchlich und in der Regel Ordenspriestern vorbehalten ist.

Außerdem ist Abbé auch das französische Wort für Abt, bezeichnet also den Vorsteher eines selbstständigen Klosters im Rang einer Abtei. Allerdings werden französische Äbte heute in der Regel nicht mit Abbé angesprochen.

Aufgrund eines Vertrages zwischen Papst Leo X. und König Franz I. von Frankreich besaßen die Könige von Frankreich das Recht, 225 Kommendataräbte (abbés commendataires) für fast alle französischen Abteien zu ernennen. Diese Äbte bezogen eine regelmäßige Zuwendung aus den Einkünften des Klosters (Kommende), ohne dort residenzpflichtig zu sein und ihr Leitungsamt tatsächlich wahrzunehmen. Es handelte sich um eine Form, die Versorgung des Adels zu gewährleisten. Die tatsächliche Leitung des Klosters nahm der als Prior (frz. prieur) bezeichnete Stellvertreter des Abtes wahr. Die Kommendataräbte konnten ihr Leben relativ frei und unabhängig gestalten, mussten allerdings anders als echte Laienäbte bereit sein, sich zumindest zum Subdiakon ordinieren zu lassen, weshalb sie als Kleriker dem Zölibat unterworfen waren und nicht heiraten durften.

In der Vorrevolutionszeit gab es in Frankreich viele unverheiratete Kleinadelige, die als Aspiranten eine Stellung als Kommendatarabt anstrebten und die niederen Weihen erhalten hatten, sich in Klerikertracht zeigten und mit Abbé anreden ließen. Sie wirkten beispielsweise als Hauslehrer, Gewissensräte oder Bedienstete wohlhabender Gönner oder Familien, widmeten sich ihren Studien oder der Schriftstellerei oder zogen beschäftigungslos umher. Viele solcher Abbés waren an einer tatsächlichen geistlichen Laufbahn nicht interessiert und schieden nach einer Zeit wieder aus dem Klerikerstand aus, wenn ihre Bemühungen um eine gut dotierte Kommende erfolglos blieben oder sich die Gelegenheit zu einer einträglicheren Heirat bot.

Die typische Tracht eines französischen Abbés im 18. Jahrhundert bestand aus einem schwarzen oder dunkelvioletten Talar oder Herrenrock (Justaucorps) mit weiß umrandeten Bäffchen; über der Tonsur wurde häufig eine Perücke getragen. Die Figur des Abbés ist ein häufiges Motiv in Werken der französischen Literatur, zu nennen ist etwa der Titelheld von Denis Diderots Satire Rameaus Neffe. Auch bekannte französische Autoren gehörten dem Klerus an, so etwa Abbé Prévost, der Verfasser des berühmten Romans Manon Lescaut (1731).

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