Béarn (1920)

Béarn (1920)
Die Béarn (1937)

Die Béarn war der einzige französische Flugzeugträger, der zu Beginn des Zweiten Weltkriegs fertiggestellt war. Sie war zu dieser Zeit im Grunde schon ein veraltetes Schiff, welches sich technisch auf dem Stand der 1920er Jahre befand.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Béarn war am 10. Januar 1914 bei der französischen Werft Société des Forges et Chantiers de la Méditerranée in La Seyne-sur-Mer als letztes Schlachtschiff der Normandie-Klasse auf Kiel gelegt worden. Der für Juli 1917 vorgesehene Stapellauf wurde durch den Beginn des Ersten Weltkrieges verschoben. Der Bau wurde unterbrochen, da die Ressourcen anderweitig benötigt wurden. 1918 wurde der Bau wieder aufgenommen, aber nur um das Schiff schwimmfähig und somit die Helling frei machen zu können. Der Stapellauf erfolgte am 15. April 1920, danach wurde an dem Schiff nicht mehr weitergearbeitet. Später wurde es erst einmal nicht vollendet, da es bei seiner Fertigstellung dem Washingtoner Flottenvertrag aus dem Jahre 1922 widersprochen hätte. Das Schiff war schon zur Aussonderung vorgesehen, als man sich nach den erfolgreichen Flugversuchen mit dem kleineren umgebauten Aviso Bapaume entschloss, ein größeres Schiff für Versuche umzubauen. Die Wahl fiel auf die Béarn, da bei ihr praktisch noch alle Aufbauten fehlten. Ab Oktober 1920 wurden die ersten Flugversuche erfolgreich unternommen. Am 20. Oktober 1920 landete Paul Teste erstmals auf der provisorischen und nur 45 Meter langen Holzplattform der Béarn. Dies führte zu dem Beschluss, die Béarn zu einem vollwertigen Flugzeugträger umzurüsten.

Die Umbauarbeiten wurden am 4. August 1923 bei der Bauwerft aufgenommen. Die Béarn wurde als Inseltyp mit einer Insel auf der Steuerbordseite konzipiert. Das Flugdeck ging über nahezu die gesamte Schiffslänge und das Hallendeck war 124 Meter lang und maximal 19,5 m breit. Auf diesem fanden dennoch nur 17 Flugzeuge der damaligen Abmessungen Platz. Daher befand sich unter dem Hallendeck ein weiteres Deck zur Aufbewahrung und Wartung von Flugzeugen. Dort wurden auch zerlegte Reserveflugzeuge und Ersatzteile gelagert. Diese Decks waren nicht auf den Schiffskörper aufgesetzt, wie damals üblich, sondern in den Aufbau des Schiffes integriert und somit stabiler. Eine weitere Besonderheit war die ausgekrangte Insel, die aussah, als sei sie seitlich an der Schiffswand befestigt. Die Insel war wulstartig ausgeformt und wie die Flugzeugaufzüge eine ungewöhnliche nur in Frankreich verwendete Lösung. Die Flugzeugaufzüge hatten ihre Nullstellung auf dem Hangardeck und die Öffnungen des Flugdecks wurden von schweren Klappen verschlossen, die wie Klappbrücken beschaffen waren. Dies hatte den Vorteil, dass das Hangardeck bei Nullstellung der Aufzüge eine ebene Fläche hatte und die Öffnungen im Flugdeck trotzdem geschlossen waren. Da die Klappen schwer waren und einen sperrigen Mechanismus zum Öffnen und Schließen benötigten, wurden die Aufzüge später durch herkömmliche Aufzüge mit Nullstellung auf dem Flugdeck ersetzt.

Der Rauchabzug der Dampfkesselbefeuerung war in die Insel integriert und musste Mitte der 1930er Jahre durch einen größeren Rauchabzug, der ebenfalls in der Insel verlief, ersetzt werden.

Decksansicht der Béarn

Das Schiff hatte als Überbleibsel seiner ursprünglichen Bestimmung eine militärisch überflüssige Bewaffnung von acht 15,5-cm-Seezielgeschützen in Kasematten und vier Torpedorohre. Diese waren typwidrig und fanden keine praktische Anwendung.

In Dienst gestellt wurde die Béarn am 1. September 1926, obwohl sie erst im Mai 1927 endgültig fertig war. Sie entkam im Juni 1940 nach Fort-de-France auf Martinique und war bis Juli 1943 demilitarisiert. Im Juli 1943 wurde sie nach New Orleans in den USA verlegt und zum Flugzeugtransportschiff umgebaut. Von Oktober 1945 bis 1948 diente sie in dieser Rolle in Französisch-Indochina. Ab 1948 war sie nur noch eine stationäre Ausbildungshulk in Toulon, kurz vor ihrem Verkauf zur Verschrottung am 5. November 1966 diente sie noch als stationäres Depotschiff für U-Boote. Am 30. März 1967 wurde sie nach La Spezia geschleppt und dort abgewrackt.

Flugzeugbestückung

Die Jahreszahl gibt den Beginn der Dienstzeit auf der Béarn an:

  • Jagdflugzeuge
    • Hanriot HD.12 (1920)
    • Nieuport 21 (1920)
    • Nieuport-Delage NiD-32RH (1920)
    • unter Lizenz durch Ansaldo produzierte Dewoitine D.1ter [1]
    • Wibault 74 (1928)
    • Loire-Gourdou-Lesseure LGL.32 (1932)
    • Dewoitine D.371 und Dewoitine D.376 (1937/39)
  • Bomber / Torpedoflugzeuge
    • Levasseur PL.2 (1926)
    • Levasseur PL.4 (1930)
    • Levasseur PL.5 (1932)
    • Levasseur PL.7 (1933)
    • Levasseur PL.101 (1937)

Geplante Modernisierung bei Kriegsausbruch:

Die LN.401 und Vought SB2U wurden bis zur französischen Kapitulation in der Schlacht um Frankreich an die Aviation Aéronautique ausgeliefert, aber nicht auf der Béarn eingesetzt.

Technische Daten

  • Standardverdrängung (leer) 22.146 t
  • Einsatzverdrängung (voll) 28.400 t
  • Länge über alles: 182,60 m
  • Breite: auf Konstruktionswasserlinie 27,13 m, maximal 31,10 m
  • maximaler Tiefgang: 9,3 m
  • Antrieb: 2 Satz Dampfturbinen, mit 6 Normand-Du-Temple-Kessel mit Ölfeuerung
  • Wellen: 4
  • Ruder: 1
  • Antriebsleistung: 40.000 PS
  • Geschwindigkeit maximal: 21,5 kn
  • Ölvorrat: 2.160 t
  • Fahrstrecke bei 10 kn: 7.800 nm
  • Besatzung: 875 Mann
  • Flugzeuge: 40
  • Aufzüge: 3
  • Bewaffnung:
    • 8 x 15,5-cm-Seezielgeschütze in Kasematten
    • 6 x 7,5-cm-Flak
    • 8 x 3,7-cm-Flak
    • 4 x 55-cm-Torpedorohre
  • Panzerung:
    • Seite: 83 mm
    • Horizontalschutz: 25-70 mm
    • Kasematten: 70 mm

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Dewoitine D.1 auf eads.net

Weblinks

 Commons: Béarn (ship, 1920) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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