Böhmisches Brauhaus

Böhmisches Brauhaus
Restaurierter Teil des ehemaligen Brauhauses

Das Böhmische Brauhaus war eine Brauerei in Berlin-Friedrichshain. Das noch erhaltene denkmalgeschützte Gebäude zwischen der Friedenstraße, der Pufendorfstraße und der Landsberger Allee besteht aus dem im Jahr 2001 restaurierten und mit Büros und Gewerberäumen ausgestatteten Brauhaus, sowie dessen anliegendem Sudhaus und Maschinenhaus, welche heute ruinös und teilweise stark verändert oder entkernt sind.

Inhaltsverzeichnis

Gebäude

Gebäudekomplex des Sudhauses

Das Sudhaus wurde in den Jahren 1868 und 1869 errichtet. Die weiteren Gebäude des Brauhauses wurden in den 1870er und 1880er Jahren erbaut. Es beinhaltet drei miteinander verbundene zwei- und dreigeschossige Kellergewölbe mit einer Fläche von mehr als 3000 Quadratmetern, welche teilweise als Eiskeller genutzt wurden. 1883 wurde eine Kältemaschine der Linde AG eingesetzt, wonach der Eiskeller fortan überwiegend als Lager verwendet werden konnte.

Brandschaden im Untergeschoss

1893 erwarb die Brauerei das angrenzende südliche Grundstück zur Friedenstraße, worauf 1898/99 eine fünfgeschossige pneumatische Mälzerei nach Plänen des Brauereibauspezialisten Arthur Rohmer erbaut wurde. Die Architektur der Wand- und Fenstergestaltung besteht aus einer mit teilweise schwarz glasierten ZiegelOrnamenten aufwändig ausgearbeiteten, neoromanischen Fassadengliederung mit Rundbogenfriesen und Blendarkaturen. Da sich das Gebäude auf einem Geländesprung mit einem Höhenunterschied von bis zu zehn Metern befindet, weist es zur Friedenstraße fünf beziehungsweise sechs und zum Betriebshof nach Nordosten nur drei Geschosse auf, deren untere beiden in den doppelgeschossigen Keller übergehen. So besteht ein ebenerdiger Zugang zu den Lagerkellern, was zu Betriebszeiten der Arbeitserleichterung beim Abtransport diente.

In der Vergangenheit gab es mehrere Brände sowohl im Unter- als auch im Obergeschoss, bei denen Teile des Gebäudes größeren Schaden davongetragen haben.

Spätere Nutzung

Sporthalle
Kegelbahn

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in dem teilweise zerstörten Komplex keine Produktion mehr aufgenommen. Der Lagerkeller wurde 1952 bis 1992 von der Berliner Weingroßkellerei GmbH genutzt und bildete das größte Weinlager der DDR. Das Mälzereigebäude wurde unter anderem als Lager vom Großhandelskontor Schuhe genutzt. In den 1970er Jahren wurden auf dem Gelände mehrere Werkstätten und Lagerflächen eingerichtet, sowie ein Umspannwerk gebaut.

Das ehemalige Sudhaus war unter anderem erster Sitz des 1952 gegründeten Sportvereins SG Empor Brandenburger Tor 1952 e. V. Bis 1978 wurden zwei Sporthallen mit Unterstützung des Magistrats und der Trägerbetriebe ausgebaut. Noch im November 1990 wurde eine neue Asphalt-Kegelbahn eröffnet. Insgesamt beinhaltete die Sportanlage damit eine Leichtathletikhalle, eine Turnhalle, eine Ballspielhalle, einen Tischtennisraum, einen Billardraum, zwei Kegelanlagen (Bohle und Asphalt), eine Leichtathletik-Kleinanlage, Umkleide- und Duschräume, eine Sauna, Kulturräume, Bettenräume und Verwaltungsräume.[1] Später gingen die Sportstätten in Treuhandbesitz über und wurden 1990 vom Bezirksamt Friedrichshain übernommen. Genutzt wurden sie noch bis 2001.

Restaurierter und unrestaurierter Brauereikomplex

Die brauereieigene Restauration Elysium mit Festsälen und Biergarten mit etwa 2000 Plätzen an der Landsberger Allee ist heute nicht mehr vorhanden.

Ende der 1990er Jahre wurde das zu dem Komplex gehörende Hotel in der Landsberger Allee für die Astron-Gruppe mit 244 Zimmern und 111 Wohnungen fertiggestellt.

Von 1999 bis 2001 wurde die „Neue Mälzerei“ von dem Hamburger Projektentwickler B&L Immobilien mit einem Investitionsaufwand von 14 Millionen Mark restauriert, wobei auf 8300 Quadratmetern unter dem Namen „Forum Friedrichshain“ moderne Loftflächen, Büros, Gastronomieeinrichtungen und Gewerberäume entstanden.[2] Die ursprünglich zur Trocknung des Malzes genutzten Kuppelräume wurden zu Seminarräumen mit flexiblen Wänden umgebaut.[3] Direkt angrenzend befinden sich noch immer die weiteren, teilweise stark verwitterten Gebäude der Brauerei.

Unternehmen

Aktie von 1873

Die Brauerei wurde 1868, nach dem Vorbild eines böhmischen Musterbetriebes, an der Friedenstraße 89–93 von dem Juristen Armand Knoblauch (1831–1905) als Familienbetrieb gegründet und galt Zeit ihres Bestehens als äußerst moderne Brauerei, die mit dem Einsatz neuester Technologien arbeitete. 1870 wurde das erfolgreiche Unternehmen in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien umgewandelt. Die Produktion konnte daraufhin in sieben Jahren von 20.000 auf 200.000 Hektoliter gesteigert werden, womit das Unternehmen einer der Spitzenproduzenten im Raum Berlin war. 1898 wurde vom Böhmischen Brauhaus das erste Biertransportauto in Berlin eingesetzt. Zehn Jahre später entstand mittels Preisausschreiben der noch heute vertriebene Markenname Pilsator. Im Jahr 1910 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und fusionierte nach dem Ersten Weltkrieg mit der Löwenbrauerei zur Löwenbrauerei-Böhmisches Brauhaus. Die Produktion konnte bis 1938 auf 420.000 Hektoliter gesteigert werden.

Der Betrieb wurde nach der Enteignung der in Ost-Berlin gelegenen Brauereien in die 1926 übernommene Bergschloss-Brauerei in West-Berlin verlegt. 1978 wurde die Löwenbrauerei-Böhmisches Brauhaus von der Schultheiss-Brauerei übernommen und stillgelegt.[4]

Weblinks

 Commons: Böhmisches Brauhaus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Chronik der BSG Empor Brandenburger Tor auf den Seiten der SG Empor Brandenburger Tor 1952 e.V.
  2. Dieter Wuschick: Brauhaus-Ruine wandelt sich zum „Forum Friedrichshain“. In: Die Welt. vom 14. November 2001.
  3. Veranstaltungszentrum in der Neuen Mälzerei auf besondere-orte.com
  4. Geschichte der Neuen Mälzerei auf besondere-orte.com
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