- Abd al-Qadir
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Haddschi Abd el-Kader oder Abd al-Qadir (eigentlich Sidi el-Haddsch Abd el-Kader Uled Mahiddin; arabisch عبد القادر الجزائري Abd al-Qadir al-Dschaza'iri, DMG ʿAbd al-Qādir al-Ǧazāʾirī, „Abd el-Kader, der Algerier“; * 6. September 1808 in Guetna bei Mascara; † 26. Mai 1883 in Damaskus) war ein algerischer Freiheitskämpfer.
Leben
Der berühmte Araberführer Abd el-Kader wurde um 1807 oder 1808 in der Ghetna, einer Unterrichtsanstalt unweit Mascara im westlichen Algerien, als Sprössling einer Priesterfamilie (Marabuts) geboren, die ihren Stamm bis zu den fatimidischen Kalifen zurückführte. Er wurde von seinem Vater Sidi el-Mahiddin zum Priester ausgebildet, wanderte aber, vom Dey von Algier wegen seiner hohen Begabung und seines Ehrgeizes bedroht, nach Kairo aus und erwarb sich durch eine Pilgerfahrt nach Mekka den Ehrentitel eines Haddschi.
Nach der Eroberung von Oran, Algier und Bône durch die Franzosen (1830) vereinigte er die Berberstämme in Westalgerien im Kampf gegen Frankreich. Nach dem Sturz des Dey 1830 in seine Heimat zurückgekehrt, wurde er von mehreren aufständischen arabischen Stämmen bei Mascara zum Emir gewählt und führte an ihrer Spitze 1832–1847 den Kampf gegen die Franzosen mit Ausdauer und kriegerischer Gewandtheit. Öfters geschlagen, erschien er immer wieder an der Spitze neuer Truppen, unterwarf von 1832 bis 1833, von den Franzosen nicht gehindert, alle unabhängigen Stämme zwischen Mascara und dem Meer, zuletzt die der mächtigen Provinzhäuptlinge Bei der Duair und Zmela, der ihn anfangs besiegte, dann aber geschlagen und durch Milde in einen Verbündeten verwandelt wurde. Dadurch nötigte el-Kader den französischen General Desmichels zum Frieden vom 26. Februar 1834, worin seine Herrschaft ausdrücklich anerkannt wurde.
Bald erneuerte er den Krieg gegen die Franzosen und erfocht am 28. Juni 1835 über General Trézel an der Makta einen Sieg. Wenn Abd el-Kader im weiteren Verlauf des Kriegs auch einzelne Niederlagen erlitt, so gewann er auf der anderen Seite einen bedeutenden Sieg über den französischen General d'Arlanges an der Tafna (25. April 1836) und führte den Guerilla-Krieg mit solchem Glück, dass er seine Herrschaft über Titeri und sogar über einen Teil der Provinz Algier ausdehnte.
General Bugeaud befreite zwar die an der Mündung der Tafna eingeschlossenen Franzosen und brachte Abd el-Kader am 6. Juli am Sikak eine bedeutende Niederlage bei, trotzdem schlossen die Franzosen, die eben damals an die Eroberung von Konstantine dachten, um hierzu die nötige Ruhe vor dem oft auch erfolgreichen Abwehrkampf zu gewinnen, den Vertrag an der Tafna (30. Mai 1837), in dem Abd el-Kader tatsächlich als Emir von Algerien unter der bloß nominellen Herrschaft Frankreichs anerkannt wurde und die Verwaltung der Provinzen Oran, Titeri und Algier erhielt, mit Ausnahme der Hauptstädte und der Mitidscha von Algier. Nun begann Abd el-Kader, sein Reich um die Hauptstadt Tagdempt zu organisieren. Als er aber, von seinen fanatischen Anhängern gedrängt, 1839 den Krieg erneuerte, wurde ihm das Glück untreu. Da die Franzosen, durch seine blitzartigen Bewegungen und Einfälle in einem blutigen Guerillakrieg unbeirrt, einen systematischen Vernichtungskrieg gegen seine Anhänger führten, fielen die ihm ergebensten Stämme nach und nach von ihm ab, um sich vor dem Hungertod zu retten.
Schließlich sah er sich 1844 genötigt, beim Sultan Abd ar-Rahmân von Marokko Zuflucht zu suchen. Die Schlacht am Jsly (14. August 1844), in der Abd el-Kaders Truppen und die Marokkaner von Bugeaud schwer geschlagen wurden, führte aber eine rasche Entscheidung herbei; aus Furcht vor Abd el-Kaders Einfluss in seinem eigenen Land schloss der Sultan Frieden mit Frankreich. Dagegen gewann Abd el-Kader die kriegerischen Stämme Marokkos und wurde sogar der Herrschaft Abd ur Rahmâns gefährlich. Daher drängte ihn dieser 1847 über die Grenze.
Hier wurde er von den Franzosen umzingelt und musste sich am 22. Dezember ergeben. Er wurde mit seinen Frauen und Dienern nach Frankreich erst in das Fort Lamalgue zu Toulon gebracht, dann Ende April 1848 im Schloss zu Pau in Béarn und endlich zu Amboise eingeschlossen. Erst im Oktober 1852 kündigte der Präsident Napoléon III. dem Emir seine Freiheit an, wogegen Abd el-Kader auf den Koran seine Unterwerfung „ohne Vorbehalt und Hintergedanken“ beschwor. Er ließ sich in Brussa in Kleinasien nieder, siedelte aber, durch das Erdbeben von 1855 von dort vertrieben, nach Damaskus über. Hier nahm er sich bei der Christenverfolgung im Sommer 1860 der Verfolgten in überragendem Maße an. So rettete er mehrere tausend Christen vor einem Massaker durch die Drusen und wurde dafür von Napoléon III. mit dem Großkreuz der Ehrenlegion belohnt.
Im Genuss einer französischen Pension von 100.000 Franc, benutzte er seine Muße zur Abfassung eines religiös-philosophischen Werks, das er in arabischer Sprache an die französische Akademie einsandte. In französischer Sprache erschien es von Gustave Dugat bearbeitet unter dem Titel: Rappel à l'intelligent, avis à l'indifférent (Paris: B. Duprat, 1858). Seine Söhne nahmen teils eine französische Pension an, teils traten sie in den Dienst der Türkei.
Abd el-Kader starb am 26. Mai 1883 in Damaskus.
Literatur
- Alexandre Bellemare: Abd el-Kader: sa vie politique et militaire. Librairie Hachette, Paris 1863; Neuauflage Editions Bouchène, Paris 2003, Bibliothèque d’histoire du Maghreb, ISBN 2-912946-51-4.
- Charles Henry Churchill: The Life of Abdel Kader, ex-Sultan of the Arabs of Algeria. Chapman & Hall, London 1867.
- Smaïl Aouli, Ramdane Redjala & Philippe Zoummeroff: Abd el-Kader. Fayard, Paris 1994. ISBN 2-213-03192-4.
- Bruno Etienne: Abdelkader: isthme des isthmes (Barzakh al-barazikh). Hachette Littératures, Paris 2004. ISBN 2-01-279117-4.
Weblinks
- Literatur von und über Abd el-Kader im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten NAME Kader, Abd el- ALTERNATIVNAMEN Abd el-Kader; عبدالقادر الجزائري; Abd al-Qadir; Mahiddin, Sidi el-Haddsch Abd el-Kader Uled KURZBESCHREIBUNG algerischer Freiheitskämpfer GEBURTSDATUM 6. September 1808 GEBURTSORT Guetna bei Mascara STERBEDATUM 26. Mai 1883 STERBEORT Damaskus
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