- Büßereis
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Als Büßereis bzw. Büßerschnee (englisch: Snow Penitents oder Ice Penitents, spanisch: Nieve de los Penitentes) werden bis 6 m hohe Schnee- und Eispyramiden in Hochgebirgen der Tropen und Subtropen (u. a. den Anden) bezeichnet. Auf dem Khumbu-Gletscher am Mount Everest wurden bis 30 Meter hohe Ice Penitents beobachtet.
Verursacht wird Büßerschnee durch ungleichmäßige Abschmelzung (Ablation) bei starker direkter Sonnenstrahlung und geringer Luftfeuchtigkeit in der randtropisch-subtropischen Trockenzone. Die Spitzen der Schneepyramiden zeigen Richtung Mittagssonne. Für Bergsteiger stellt diese Art von Gletscher- und Firnfeldoberfläche in der Regel eine unüberwindbare Schwierigkeit dar.
Der Entstehungsprozess beginnt vermutlich durch kleine Vertiefungen im Schnee. An deren Boden trifft mehr reflektiertes Licht auf als anderswo, wodurch sie sich schneller vertiefen als ihre höher gelegenen Ränder. Der Effekt wird möglicherweise in Klimaten verstärkt, in denen der Taupunkt unter dem Gefrierpunkt liegt und gleichzeitig starke Sonneneinstrahlung vorherrscht. Dort kann Schnee an den Spitzen der Schneespitzen nicht schmelzen, sondern allenfalls durch Sublimation abgetragen werden. In den windgeschützten Vertiefungen ist es hingegen feuchter und somit der Taupunkt höher, sodass das Eis schmelzen kann. Da für Sublimation mehr Sonnenenergie nötig ist als für bloßes Schmelzen, schreitet der Vertiefungsprozess dort schneller voran als an den Spitzen.[1]
Der Begriff Büßerschnee wurde von dem Maler und Alpinisten Rudolf Reschreiter geprägt, der auf einer Expedition zum Chimborazo und Cotopaxi erstmals dieses Phänomen beschrieb und malte. Die geneigten Zacken erinnerten ihn an Büßer mit gesenktem Kopf und gebeugtem Rücken.[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Betterton, M. D.: 2001, Theory of structure formation in snowfields motivated by penitentes, suncups, and dirt cones, in Physical Review E 63(056129). doi:10.1103/PhysRevE.63.056129
- ↑ Veronika Straaß, Claus-Peter Lieckfeld: Mythos Berge - Götter, Gipfel und Geschichten. BLV, München 2005, ISBN 978-3-405-16890-2, S. 171-172.
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