- Abdecker
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Abdecker, im oberdeutschen Sprachraum Wasenmeister[1], war jahrhundertelang eine Berufsbezeichnung für Personen, die in einem bestimmten Bezirk für die Tierkörperverwertung zuständig waren. Ihr Arbeitsplatz, meist auch Wohnstelle, war die Abdeckerei oder Wasenmeisterei.
In der Schweiz und in Liechtenstein ist die Berufsbezeichnung „Wasenmeister“ für die mit der Kadaverbeseitigung befassten Ämter oder Personen bis ins 21. Jahrhundert gebräuchlich.[2]
Die Aufgaben des Abdeckers oder Wasenmeisters wurden bis in das späte 19. Jahrhundert in sogenannten Wasenordnungen oder Wasenmeisterordnungen festgelegt.[3]
Inhaltsverzeichnis
Andere Bezeichnungen
Andere Bezeichnungen waren Feld- oder Fallmeister, Luderführer, Schinder (siehe Schinderhannes), Kleeken, Kleemeister, Mausgewitz, Kaviller, Kafiller, Filler, Füller, Racker, Rasenmeister oder Kaltschlächter.
Lebens- und Arbeitsbedingungen eines Abdeckers
Die Bauern waren verpflichtet, sämtliche Tierkadaver an den Abdecker zu übergeben. Diese verwerteten die Reste und vergruben oder verbrannten, was nicht mehr verwertet werden konnte.
Aufgrund der entstehenden Geruchsbelästigung zwang man die Abdecker, außerhalb der Dörfer zu wohnen. Durch den Kontakt mit den Kadavern hatten die Abdecker ein hohes Risiko, sich zum Beispiel mit Milzbrand zu infizieren. Noch heute sind Erdarbeiten auf derartigen Grundstücken gefährlich. Die Knochen aus der Abdeckerei wurden den Seifensiedereien und Leimsiedereien, die verfaulte Fleischmasse den Salpetersiedern und die Häute den Gerbereien zugeführt.
Es haftete an den Abdeckern bis 1817 der Makel der Anrüchigkeit ihres Gewerbes,[4] sie waren vom Kontakt mit der übrigen Bevölkerung nahezu ausgeschlossen. Sie heirateten meistens nur untereinander und deshalb waren alle Schinder eines Landes miteinander verwandt oder zumindest befreundet. Die Wasenmeistereien waren wegen ihrer Abgeschiedenheit ideale Schlupfwinkel für gesuchte Verbrecher, Deserteure usw. Siehe dazu Johann Georg Grasel und Johannes Bückler, genannt Schinderhannes
Scharfrichter und Abdecker waren – da erstere von den seltenen Hinrichtungen nicht leben konnten – oft dieselbe Person. Der Beruf des Abdeckers galt als unehrlicher Beruf.
Literatur
- Rudi Palla: Verschwundene Arbeit, Von Barometermachern, Drahtziehern, Eichmeistern, Lustfeuerwerkern, Nachtwächtern, Planetenverkäufern, Roßtäuschern, Seifensiedern, Sesselträgern, Wäschermädeln und vielen anderen untergegangenen Berufen, Bildauswahl Christian Brandstätter, mit 335 Abbildungen, 3. Aufl. (komplett illustrierte, aktualisierte Neuausgabe), Christian Brandstätter Verlag, Wien 2010, S. 11, ISBN 978-3-85033-327-6
- Eike Pies: Zünftige und andere alte Berufe, mit 222 zeitgenössischen Illustrationen und Zunftwappen, 3. Aufl., Verlag E. und U. Brockhaus, Wuppertal 2005, S. 10, ISBN 3-930132-07-9
Weblinks
Wiktionary: Abdecker – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenEinzelnachweise
- ↑ Lemma Wasenmeister, Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1399-1400
- ↑ s. bspw. das Tierseuchengesetz der Schweiz, Stand 2008, Art. 6; Beispiel für eine noch gültige Wasenmeisterordnung: Wasenordnung, LGBl 8/1873 (Liechtenstein)
- ↑ bspw. die oberbayerische Wasenmeisterordnung von 1862, s. Ludwik Hauff (Hg.): Gesetzbibliothek für den bayerischen Staatsbürger, II. Band, München 1863, S. 58-61. (Google-Digitalisat)
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 20
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