- Salpetersieder
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Salpetersieder (auch Saliterer oder Salpeterer) war ein Beruf, der seit der Einführung des Schwarzpulvers große militärische Bedeutung hatte, weil Salpetersieder den zur Herstellung des Pulvers notwendigen Salpeter (den Saliter, genauer Kalksalpeter; siehe unter Kaliumnitrat oder Calciumnitrat) beschafften.
Der Salpeter wurde aus dem Erdboden von Ställen und Wohnhäusern gewonnen, weil er sich dort aus dem im Boden vorhandenen Kalk und den Nitrat-haltigen Exkrementen und Urin der Tiere und Menschen bildete.
Zur Salpetergewinnung wurde der Boden ausgegraben und ausgewaschen, so dass man eine salzhaltige Lösung erhielt. Aus dieser wurde durch Sieden eine gesättigte Lösung hergestellt. Da sich Salpeter im Verhältnis zu vielen anderen Salzen in heißem Wasser deutlich besser löst als in kaltem, kristallisierte beim Abkühlen der Salpeter zuerst aus.
Häufig wurde der Salpeter auch durch Abschaben an Lehmwänden von Gruben gewonnen, welche der Verrieselung von Urin dienten (siehe Komposttoilette).
Salpetersieder war ein nicht sesshafter Beruf, man musste durchs Land von Dorf zu Dorf ziehen und mit Vollmacht der Landesherren die Anwesen der Bauern durchwühlen. Dies bedeutete für die Betroffenen in der Regel großes Ungemach. So wurden Salpetersieder als Plage angesehen. Ihrerseits jedoch waren sie vertraglich zur Ablieferung einer gewissen Mindestmenge von Salpeter an den Landesherren verpflichtet.
Der Salpetersieder durfte die Böden von Stuben und Kammern aufreißen, Mauerstücke herausbrechen, Balken absägen und die salpeterhaltigen Teile mitnehmen. In seiner Hütte verkochte er die salzhaltige Erde in einer Sudpfanne mit Asche und schied den Salpeter aus. Dieser wurde in Säcke gefüllt, beim Pfleger abgeliefert und ging von dort in Sammelposten in die Residenzstadt. Es gab für die Betroffenen keine Möglichkeit, sich vor dem Saliterer zu schützen, es sei denn, man hielt ihn sich durch Geldzuwendungen vom Leibe. Unzählige Beschwerden über das rücksichtslose Vorgehen der Saliterer führten im Kurfürstentum Bayern lediglich 1798 zu einer Verfügung, welche den Adeligen und Pfarrern Erleichterung verschaffte.
Manche Salpetersieder (bzw. Salpetergräber) gewannen ihr Produkt auch in Salpetergärten, in denen, ähnlich wie bei den Guanolagerstätten am Meer, die Ausgangsstoffe für den Salpeter, also tierische Abfälle etc. sowie Kalk aufgehäuft wurden. Auch Massengräber auf historischen Schlachtfeldern wurden später von Salpetersiedern verwertet und können daher teilweise kaum mehr von der Archäologie untersucht werden.
Der Salpetersiederberuf verlor an strategischer Bedeutung, als 1820 in Chile große Naturvorkommen von Salpeter und an den Steilküsten des Südpazifik von Guano entdeckt wurden.
Siehe auch
- Salpetererunruhen im südbadischen Hotzenwald
- Salpeterkrieg im heutigen Peru in den Jahren 1879 bis 1884
Kategorie:- Historischer Beruf
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