- 50Hertz Offshore
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50Hertz Offshore GmbH Rechtsform GmbH Gründung 6. August 2007[1] Sitz Berlin Deutschland - Gert Schwarzbach
- Wolfgang Bogenrieder
Bilanzsumme 54.615,8 T EUR (2009)[1] Branche Tochter des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz Transmission GmbH Website www.50hertz-offshore.net Die 50Hertz Offshore GmbH (50HzO) ist ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Berlin, welches in der Ostsee den Netzanschluss von Offshore-Windparks (OWP) bereitstellt. Das Unternehmen ist eine 100%ige Tochter des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz Transmission und umfasst die Planung und den Betrieb von elektrischen Leitungen und der dazugehörigen Anlagen sowohl offshore als auch onshore.[2] Im Ostseeraum ist die 50Hertz Offshore GmbH gesetzlich für die Netzanbindung aller deutschen Windparks zuständig, die vor Ende 2015 mit dem Bau begonnen haben. Derzeit erfolgt der Anschluss von EnBW Windpark Baltic 1, dem ersten deutschen Offshore-Windpark Deutschlands in der Ostsee.
Inhaltsverzeichnis
Unternehmensgeschichte
Im Rahmen von § 17 Absatz 2a des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG)[3] wurde die Vattenfall Europe Baltic Offshore Grid GmbH (VE BOG) ins Leben gerufen, um mehr Transparenz bei der Umwälzung der Kosten zu schaffen, die im Offshore-Sektor entstehen. Mit dem Eintrag ins Handelsregister des Amtsgerichts Berlin Charlottenburg wurde dies am 6. August 2007 offiziell gemacht. Seit dieser Zeit ist die VE BOG durch den Übertragungsnetzbetreiber mit der Geschäftstätigkeit im Hoheitsgebiet der Ostsee beauftragt worden. Inzwischen firmiert VE BOG unter dem Namen 50Hertz Offshore GmbH infolge des Verkaufs des Übertragungsnetzes der Vattenfall AG an die neuen Anteilseigner Elia und IFM[4].
Im Jahr 2009 erzielte die 50HzO mit fortschreitender Planung und Realisierung des Netzausbaus Umsatzerlöse, die eine Verzehnfachung aus dem vorherigen Jahr ergaben.[1] Ein weiterer Anstieg dieses Betrages ist mit den bevorstehenden Projekten zu erwarten. Um die gemeinsame Zusammenarbeit aller Beteiligten der Offshore-Branche zu fördern, unterstützt 50HzO zusätzlich die Wind Energy Network Rostock e.V. mit ihrer Mitgliedschaft.[5]
Aktuelle Projekte
Netzanbindung Baltic 1
Der Offshore-Windpark, mit der vollständigen Bezeichnung „EnBW Baltic 1“, liegt etwa 15 Kilometer nördlich der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst innerhalb der 12-Seemeilen-Zone der Ostsee. Seinen Netzanschluss führt 50HzO an das nächstgelegene Umspannwerk Bentwisch bei Rostock.
Errichtet wird der Windpark von der EnBW Baltic 1 GmbH & Co.KG mit dem Projektbüro in Hamburg.[6] Die Leistungskapazität von Baltic 1 umfasst 48,3 Megawatt, die sich auf 21 Windenergieanlagen je 2,3 Megawatt an Nennleistung verteilt. Dadurch lassen sich nach Angaben des Betreibers bis zu 50.000 Haushalte mit Strom versorgen.[7]
Für den Netzanschluss von Baltic 1 verwendet 50HzO eine Übertragung mittels 150kV-Drehstromtechnik. Hierfür setzt man ein High-Tech-Kabel ein, welches mit einem dicht vernetzten Polyethylen (VPE) isoliert ist. Wegen der 3-phasigen Drehstromübertragung handelt es sich um ein Dreileiterkabel. Neben seinen 3 Kupferleitern ist zusätzlich ein Lichtwellenleiter für die Mess- und Steuerdaten im Kabel integriert. Ummantelt von einem mit Bitumenlack beschichteten Metallschirm, erhält das Kabel seinen Schutz vor Beschädigungen und Korrosion.
Das unterirdische Kabel von Baltic 1 erstreckt sich über eine Länge von 77 km, wovon 61 km in der Ostsee verlaufen. Insbesondere auf dem Wasser sieht sich 50HzO durch die Zugänglichkeit und technischen Herausforderungen deutlich anspruchsvolleren Aufgaben gegenübergestellt. Im Folgenden wird ein Einblick gegeben, welche Arbeitsprozesse im Namen von 50HzO durchgeführt werden:
- Bergung
- Detektierung und ggf. Bergung von Anomalien oder Munition am Meeresboden
- Pre-Trenching
- Stellen mit hartem Meeresgrund werden durch Grabungen aufgelockert
- Ökologische Baubegleitung
- Genehmigungsauflagen bezüglich Bauzeitbeschränkungen und Feintrassierung im Bereich von Riffbiotopen
- Jetting
- Nachdem ein Unterwasserroboter eine Rinne am Meeresgrund aufgespült hat, wird das Seekabel in den Boden eingelassen und daraufhin eingeschlossen
- Anlandungsdüker
- Der Küstenbereich wird ebenso wie andere sensible Bereiche durch horizontale Bohrungen unterquert
Auf der Offshore-Plattform von EnBW stellt 50HzO eine Schaltanlage bereit, die für die Verteilung der Energie sorgt. Um den Stromfluss zu gewährleisten, werden für die Kabelleitungen zusätzlich Kompensationsdrosseln angebracht, welche die verlustbehafteten Blindströme reduzieren sollen. Auf der anderen Seite der Leitung errichtet 50HzO analog die Schaltanlage und Kompensationsspule im Umspannwerk Bentwisch. Dazu kommt ein weiterer Transformator, der die meerseitige Spannung zur verlustärmeren Übertragung auf Höchstspannung hochtransformiert. Ausgehend vom Umspannwerk wird die Energie des Windparks in das deutsche Verteilernetz gespeist.
Die ersten Bauarbeiten für die Netzanbindung von Baltic 1 haben im Juli 2009 begonnen. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme der Übertragungsleitung wird nach jetzigem Planungsstand im Herbst 2010 realisiert. Damit entsteht mit Baltic 1 der erste deutsche Offshore-Windpark in der Ostsee.
Netzanbindung Baltic 2
Der Windpark „EnBW Baltic 2“ (ehemals Kriegers Flak 1) liegt 32 km nördlich von Rügen innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone Deutschlands. Aufgrund der geografischen Lage und Effizienzgründen wird Baltic 2 mit der Leitung von Baltic 1 gebündelt. Die Einbindung in das Übertragungsnetz erfolgt damit über das Umspannwerk Bentwisch. Baltic 2 verfügt bis zu seiner Fertigstellung über eine Leistungskapazität von 288 MW. Dazu werden 80 von Siemens produzierte Turbinen je 3,6 Megawatt aufgestellt.[8] Die Leitung schließt 50HzO auch über Drehstromtechnik unter Mitnutzung an die Umspannplattform von Windpark Baltic 1 an. Die Seekabel werden zu diesem Zweck an dessen Umspannplattform angeschlossen. Der weitere Energietransport bis zum Land erfolgt dann unter Mitnutzung der Leitung von Baltic 1. Nach Aussagen des Betreibers EnBW werden die ersten Windkraftanlagen 2012 ans Netz gehen.[8]
Geplante Projekte
In der Ostsee sind weitere Offshore-Windparks mit einer Gesamtleistung von über 3.500 Megawatt geplant. Das entspricht etwa der eineinhalbfachen Spitzenlast einer großen Stadt wie Berlin[9].
Rechtliche Verpflichtung und Genehmigungen
Durch §17 Abs.2a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) wird der Übertragungsnetzbetreiber für den Anschluss und Betrieb der anliegenden Offshore-Windparks zuständig gemacht. Im Fall der Ostsee ist dies die 50Hertz Transmission. Sie hat ihre Tochter 50Hertz Offshore GmbH mit der Netzanbindung aller der Windparkprojekte beauftragt, die bis 2015 mit dem Bau beginnen (§118 EnWG). Der gesetzliche Rahmen dieser Verpflichtung wurde 2006 im Zuge des Infrastrukturbeschleunigungsgesetzes festgelegt. Dies erfordert den rechtzeitigen Anschluss, d.h. bis zum Zeitpunkt der Betriebsbereitschaft der Offshore-Windenergieanlagen, der technisch und wirtschaftlich effizient hergestellt sein muss. Die besondere Aufgabe liegt daher im Risikomanagement, das die hohen Kosten und Engpässe am Markt berücksichtigt.
Über die Zulassung von Offshore-Windenergieanlagen entscheidet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), wenn die Windparks im Bereich der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) liegen. Für die Genehmigung von Anlagen innerhalb der 12-Seemeilen-Grenze sind dagegen die jeweiligen Bundesländer zuständig. Für die Ostsee sind dies die Länder Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.[10]
Die Überprüfung der Effizienz erfolgt durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) als zuständige Regulierungsbehörde nach dessen Vorgaben sich 50HzO aus dem Positionspapier vom Oktober 2009 orientiert[3]. Die 50Hertz Offshore knüpft ihre Investitionstätigkeit an den jeweiligen Projektfortschritt und Genehmigungsstand der zukünftigen Windparks (Investitionskriterien). Zur Beurteilung des Projektfortschritts bedient sich die Gesellschaft eines seit 2007 beauftragten Konsortiums von externen Gutachtern.
Weblinks
- Offizielle Website von 50Hertz Offshore
- Offizielle Website von 50Hertz Transmission
- Wind-Energy-Network Rostock e.V. – Website für 65 Unternehmen der Windenergiebranche
- Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen
- Offizielle Website vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie
Einzelnachweise
- ↑ a b c Geschäftsbericht 2009 der 50HzO Offshore GmbH
- ↑ 50hertz-offshore.net: Kurzporträt der 50Hertz Offshore GmbH
- ↑ a b Positionspapier der Bundesnetzagentur zu § 17 Absatz 2a des EEG
- ↑ Verkauf des ostdeutschen Übertragungsnetztes an
- ↑ Wind Energy Network Rostock e.V.
- ↑ Projektseite zum Windpark Baltic 1
- ↑ EnBW – Informationspapier zu Baltic 1
- ↑ a b Pressemitteilung zur Vertragsunterzeichnung zwischen Siemens und EnBW
- ↑ Spitzenlast der Stadt Berlin
- ↑ Genehmigungsprozedur der 50HzO [Zulassung von Offshore-Windenergieanlagen in der Ostsee]
Kategorien:- Unternehmen (Windenergie)
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- Offshore-Windenergietechnik
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