Abraham Meldola

Abraham Meldola

Abraham Meldola (* 13. Februar 1754 in Amsterdam; † 25. November 1826 ebenda), war der erste jüdische Notar in Deutschland. Zudem war er Schriftsteller, Übersetzer und Chasan (Kantor).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Meldola, der der sephardischen Richtung innerhalb des Judentums angehörte, studierte an der Universität Leiden und absolvierte zudem an der Amsterdamer Talmudschule eine Ausbildung. Seit 1772 war er in Altona ansässig und betätigte sich dort als Kantor der dortigen portugiesisch-jüdischen Gemeinde, wie sich die Sephardim dort nannten. Seit Mitte der 1780er Jahre war er in gleicher Funktion auch an der Hamburger portugiesisch-jüdischen Gemeinde tätig. Zudem arbeitete er als Übersetzer für die hebräische, die portugiesische und die niederländische Sprache. 1791 siedelte er nach Hamburg über.

Neben seiner Kantoren- und Übersetzertätigkeit war er auch wissenschaftlich tätig und gab unter anderem 1785 eine portugiesische Grammatik heraus.

Obwohl die Reichsnotarordnung von 1512 das Amt des Notars Christen vorbehielt, wurde er 1782 als erster Jude zum kaiserlichen Notar ernannt.[1] Nachdem in der Franzosenzeit die Hamburger Juden die vollen Bürgerrechte erhielten, gehörte er zu den elf (von über einhundert bisherigen kaiserlichen Notaren), die von der Besatzungsmacht nach der neuen Notariatsordnung übernommen wurden und ihr Amt weiter ausüben konnten. Der Rat der Stadt Hamburg ernannte ihn aber auch mit Erlass der neuen Notarsordnung vom 23. Februar 1816 weiterhin zum Notar, obwohl diese Ordnung das Bürgerrecht als zwingende Voraussetzung nannte und die Juden dieses nach der Wiederherstellung der alten Rechtsordnung verloren hatten. Hintergrund war, dass aufgrund des relativ hohen jüdischen Bevölkerungsanteils von etwa 6 Prozent auch Notare gebraucht wurden, die sich mit jüdischen Formen und Ritualen bei Rechtsgeschäften sowie dem jüdischen Ehe- und Erbrecht auskannten.[2] Mit seinem Glaubensbruder Meyer Israel Bresselau, der 1811 zum Notar bestellt worden war, bildete er eine Bürogemeinschaft.

Nach 1822 zog er in seine Geburtsstadt zurück. Dort starb er vier Jahre später.

Werke

  • A palavra dada he mister manter-, ou hum virtuoso acarea outros. Comedia para a juventude, em hum acto. Voltado do alaman em Portugues por Abraham Meldola, Hamburg 1780.
  • Traducción de las cartas mercantiles y morales de J.C. Sinapius en Espanol y Portuguez, Hamburg 1784.
  • Nova Grammatica Portugueza, Hamburg 1785.
  • Danksagungs-Rede für die glückliche Errettung Sr. Königl. Majestät Christian VII. und dessen Königl. Familie aus dem Brande des Schlosses Christiansburg zu Copenhagen, Altona 1794.
  • Mozaisch Leerstelsel benevens de XIII. geloofsgronden von den Mozaischen Godsdienst. In het Hoogduitsch gesteld door Abraham Meldola, Amsterdam 1823.

Literatur

  • Jutta Braden: Meldola, Abraham, in: Das jüdische Hamburg, Wallstein Verlag, Göttingen 2006, ISBN 978-3-8353-0004-0, Seite 188.

Einzelnachweise

  1. Rainer Postel, Helmut Stubbe-da Luz: Die Notare Johann Heinrich Hübbe, Eduard Schramm, Gabriel Riesser, Hans-Harder Biermann-Ratjen, Edition Temmen, Bremen 2001, ISBN 3-86108-797-9, Seite 77.
  2. Postel / Stubbe-da Luz, Die Notare ..., a.a.O., Seite 33.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Meldola — bezeichnet: eine Gemeinde in Italien, siehe Meldola (Emilia Romagna) Meldola ist der Name einer aus Spanien stammenden jüdischen Familie: Abraham Meldola (1754–1826), erster jüdischer Notar in Deutschland David Meldola (1780–1861),… …   Deutsch Wikipedia

  • Abraham Pereira Mendes — (February 9, 1825, Kingston, Jamaica ndash; April 18, 1893, New York) was an English rabbi and educator. He was the first master of the Beth Limud School of Kingston, but resigned in order to prepare in London, England for the vocation of… …   Wikipedia

  • Abraham de Sola — Alexander Abraham de Sola (September 18, 1825 ndash; June 5, 1882) was a Canadian Rabbi, author, Orientalist, and scientist. Originating from a large renown family of Rabbis and scholars, De Sola was recognized there as one of the most powerful… …   Wikipedia

  • David Meldola — (* 1780; † 13. Juli 1861) war Kantor und Hebräischlehrer in Hamburg. Leben Meldola war staatlich vereidigter Übersetzer und unterrichtete als Hebräischlehrer an der von Eduard Kley geleiteten Israelitischen Freischule in Hamburg. 1817 heiratete… …   Deutsch Wikipedia

  • DEUTSCH, ELIEZER ḤAYYIM BEN ABRAHAM — (1850–1916), Hungarian talmudist and author. Deutsch was born in Petra, near Kaschau. He studied under Menahem Eisenstadt of Ungvar, Judah Aszód, and solomon ganzfried . In 1876 he was appointed rabbi of Hunfalu, and, in 1897, of the important… …   Encyclopedia of Judaism

  • Nahmanides — Moshe ben Nahman Girondi Image indicating one artist s conception of Nahmanides appearance Full name Moshe ben Nahman Girondi Born 1194 Girona, Spain Died 1270 …   Wikipedia

  • Meyer Israel Bresselau — (* 25. April 1785 in Hamburg; † 25. Dezember 1839 ebenda) war ein hamburgischer Notar und führender Vertreter des Israelitischen Tempel Verbandes in Hamburg. In der Franzosenzeit wurde Bresselau 1811 zum Notar bestellt. Nach 1814 war er wie alle… …   Deutsch Wikipedia

  • BENVENISTE — (also Bienveniste, Benvist, Abenbenist, etc.), personal name and surname of a widespread Sephardi family. The name originated in Spain and Provence and means welcome. It is first mentioned in documents from Barcelona in 1079. After the expulsion… …   Encyclopedia of Judaism

  • Naphtali Hirz Wessely — Naphtali( )Herz (Hartwig) Wessely, aka Naphtali( )Hirz Wessely, also Wesel (Yiddish: נפתלי הירץ וויזעל Vezel, 1725, Hamburg February 28, 1805, Hamburg) was a 18th century German Jewish Hebraist and educationist born at Hamburg. Contents 1 …   Wikipedia

  • Synagogue de Bayonne — La synagogue de Bayonne vue de la rue Maubec Présentation Culte Judaïsme Type Synagogue Début de la …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”