al-Mansur Abu Bakr

al-Mansur Abu Bakr

Sayf ad-Din Abu Bakr ibn Muhammad (arabisch ‏سيف الدين أبو بكر‎, DMG Saif ad-Dīn Abū Bakr, königlicher Name al-Malik al-Mansur Sayf ad-Din Abu Bakr ibn Muhammad / ‏الملك المنصور سيف الدين أبو بكر‎ / al-Malik al-Manṣūr Saif ad-Dīn Abū Bakr; * 1321; † 1341 in Kairo) war Sultan der Mamluken in Ägypten im Jahre 1341.

Leben

Die großen Emir hatten am Sterbebett Sultans al-Malik an-Nasir Muhammads I. geschworen, dass „sie die Mamluken seines Hauses seien und dass sie, solange es auch nur noch eine blinde Tochter des Herrschers gäbe, seinem Hause bis zu ihrem Tode die Treue halten würden.“ So kamen in den folgenden 41 Jahren zwölf Nachkommen von an-Nasir Muhammad, die von verschiedenen rivalisierenden Gruppierungen der führenden Mamluken favorisiert wurden, nacheinander auf den Thron. Der erste war an-Nasirs 1321 geborener ältester Sohn Abu Bakr, ein als großzügig, freundlich und ambitioniert geltender charmanter Zwanzigjähriger, den der Vater als seinen Nachfolger empfohlen hatte. Die Emire riefen Abu Bakr mit Zustimmung seines älteren Bruders Emir Ahmad, der in Kerak (im heutigen Jordanien) weilte, in der Zitadelle von Kairo zum Sultan aus.

Der neue Herrscher ernannte seinen Stiefvater, Emir Saif ad-Din Taqzdamr zum Vize-Sultan sowie Qusson al-Nasiri, einen der einflussreichsten Emire seines Vaters, und den Emir Beshtik al-Nasiri zu seinen Sekretären. Gemeinsam mit den Emiren und Rechtsgelehrten der Zitadelle setzte er weiters erneut den Abbasiden-Kalifen al-Hakim bi-Amrillah in sein Amt ein und führte zur Freude der Bevölkerung neben Gold- auch Silbermünzen ein. Außerdem rief er eine Stiftung für Koran-Rezitationen im Mausoleum des Grabkomplexes seines Großvaters al-Mansur Qalawun ins Leben.

Während das Mamluken-Reich in seiner Regierungszeit keinen äußeren Gefahren ausgesetzt war, dräute ein innerer Konflikt herauf, der letztlich zum Sturz Abu Bakrs führte. Alles begann damit, dass Beshtik vom Sultan zu dessen Stellvertreter in Syrien ernannt werden wollte, was angeblich Abu Bakrs Vater an-Nasir Muhammad so gewollt hatte. Qusson war strikt gegen diese Ernennung, woraufhin Besthik versuchte, die Mamluken und Emire durch Geschenke und Bestechung auf seine Seite zu ziehen. Qusson überzeugte nun Sultan Abu Bakr davon, dass Beshtik versuche, mit Hilfe der Emire selbst den Thron zu besteigen und daher verhaftet werden müsse. So wurde Beshtik gemeinsam mit seinen Mamluken und Anhängern in Alexandria interniert und sein Besitz und seine Lehen vom Sultan eingezogen und zum Teil an Qusson und andere Emire verteilt. Qusson, nun mächtigster Emir in Ägypten, begann sich alsbald dem Sultan zu widersetzen und zeigte seine Abneigung gegen das Verhalten Abu Bakrs, welcher gemeinsam mit seinen Freunden in der Zitadelle nächtliche Feste feierte, dabei Alkohol trank und sich an Tanz- und Musikdarbietungen erfreute. Er sandte Abu Bakrs Stiefvater zu ihm mit der Aufforderung, von seinen üblen Vergnügungen abzulassen, die bereits im Volke bekannt seien. Der Sultan ließ sich davon aber nicht beeindrucken, worauf Qusson die Emire versammelte und ihnen erklärte: “Es schickt sich nicht, dass der Sultan von Ägypten Feste feiert mit Sängerinnen und Wüstlingen. Hat sein Vater je so gehandelt?” Als Abu Bakr davon hörte, rieten ihm seine Emire, Qusson festnehmen zu lassen. Er sollte nach dem Freitagsgebet verhaftet werden, aber Qusson erschien nicht in der Moschee, sondern marschierte stattdessen am gleichen Abend gemeinsam mit seinen Mamluken und Emiren zur Zitadelle. Der Sultan wurde beim Feiern mit seinen Freunden von dieser Rebellion völlig überrascht, und obendrein liefen etliche seiner eigenen Emire und Mamluken zu Qusson über.

So wurde Abu Bakr nach nur zwei Monaten an der Macht entthront, durch seinen 7jährigen Bruder al-Aschraf Ala ad-Din Kütschük ersetzt und gemeinsam mit seinen Emiren und sechs seiner Brüder in Qus in Oberägypten interniert. Kurz darauf wurde er auf Befehl von Qusson, der nun der eigentliche Machthaber im Land war, im Gefängnis ermordet.

Literatur

  • Abu al-Fida: The Concise History of Humanity
  • Al-Maqrizi: Al Selouk Leme’refatt Dewall al-Melouk, Dar al-kotob, 1997
  • Al-Maqrizi, al-Mawaiz wa al-´i’tibar bi dhikr al-khitat wa al-´athar, Matabat aladab, Kairo 1996, ISBN 977-241-175X
  • Jörg-Dieter Brandes: Die Mameluken – Aufstieg und Fall einer Sklavendespotie. Thorbecke, Sigmaringen 1996, ISBN 3-7995-0090-1.
  • Doris Behrens-Abouseif: Cairo of the Mamluks. A History of the Architecture and its Culture. Tauris, London 2007, ISBN 978-1-8451-1549-4.
  • Henry G. Bohn: The Road to Knowledge oft he Return of Kings, Chronicles of the Crusades, AMS Press, 1969
  • Urbain Bouriant: Description topographique et historique de l’Egypte, Paris 1895
  • Ibn Taghri: al-Nujum al-Zahirah Fi Milook Misr wa al-Qahirah, al-Hay’ah al-Misrehyah 1968
  • Yusef: History of Egypt, 1382-1469 A.D. (übersetzt von William Popper), Abu L-Mahasin ibn Taghri Birdi, University of California Press, 1954


Vorgänger Amt Nachfolger
al-Malik an-Nasir Muhammad Sultan von Ägypten (Bahri-Dynastie)
1341
al-Aschraf Kudschuk

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