al-Minya

al-Minya
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Al-Minya (Ägypten)
Al-Minya
Al-Minya
Häuserfassade mit neoklassizistischen Stilelementen vermutlich aus den 1920er Jahren. Palace Hotel im Stadtzentrum an der Südseite des Midan at-Tahrir

Al-Minya (arabisch ‏المنياal-Minyā, ägyptisch-arabisch il-Minyā) ist die Provinzhauptstadt des Gouvernements al-Minyā in Mittel-Ägypten. Die Stadt liegt 250 km südlich von Kairo am westlichen Ufer des Nil und hat etwa 220.000 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Stadtbild

Die planquadratisch angelegte Innenstadt erstreckt sich zwischen einer breiten und gepflegten Niluferstraße (Corniche) im Osten und der Bahnlinie im Westen, die entlang eines Bewässerungskanals verläuft. Jenseits des Kanals dehnen sich uniforme Wohnviertel und Industriegebiete aus. An der Hauptachse zwischen Bahnhof und Nil liegt der Midan at-Tahrir als zentraler Platz der Stadt. Im Stadtzentrum wurden in kleinerem Maßstab, aber ähnlich wie in Kairo ab Ende des 19. Jahrhunderts ganze Straßenzüge mit repräsentativen Gebäuden nach europäischen Vorbildern der Zeit angelegt. Die meisten der erhaltenen Gebäude stammen vom Anfang des 20. Jahrhunderts und zeigen neoklassizistischen, Art Déco- und pseudoislamischen Stilmix. Einzelne freistehende Gebäude mit offiziellen Funktionen um den zentralen Platz wurden denkmalpflegerisch restauriert. Südlich des Midan at-Tahrir dehnt sich das alte Marktviertel mit engen Gassen aus. Der größere Teil der erhaltenswerten Wohngebäude in diesem Viertel befindet sich in einem schlechten Zustand.

Ein großer Teil der Einwohner sind Kopten. Eine koptische Kirche, die al-Lamati-Moschee und die al-Umra-Moschee liegen in der Altstadt.

Wirtschaft

In Al-Minya werden Parfüm und Seife hergestellt. Im 19. Jahrhundert befand sich hier ein Zentrum des Baumwollanbaus, der von ansässigen ägyptischen und griechischen Großhändlern organisiert wurde. Baumwolle ist nach wie vor ein Exportprodukt, daneben git es Mehlmühlen und Zuckerraffinerien.

Der Flughafen liegt nahe der westlichen Stadtgrenze; vom Stadtzentrum führt eine Brücke über den Nil. Seit 1979 besteht eine Städtepartnerschaft mit Hildesheim.

Politische Situation

Die in den 1970er Jahren entstandene islamistische Bewegung al-Dschamaʿa al-islamiyya bildete an der in dieser Zeit in al-Minya gegründeten Universität wie in anderen mittel- und oberägyptischen Städten Studentenvereinigungen. Sie kritisierten Ende des Jahrzehntes den damaligen Präsidenten Anwar as-Sadat wegen seinen Friedensverhandlungen mit Israel, worauf Sadat mit der Einschränkung ihrer politischen Freiheiten reagierte. Ein Teil dieser islamistischen Gruppen radikalisierte sich in der Folge, besonders al-Minya und das 125 km südlich gelegene Asyut wurden zu Zentren der studentischen Aufstandsbewegung. In den Jahren 1992 bis 1997 kam es zu mehreren Anschlägen von aus al-Minya operierenden islamistischen Gruppen.[1] Studentengruppen wurden teilweise zu Jugendorganisationen der Muslimbrüder.[2] In den 1980er und 1990er Jahren war al-Minya für Touristen aus Sicherheitsgründen praktisch nicht zugänglich, auch 2008 wurde Touristen teilweise noch Polizeischutz an die Seite gestellt, obwohl die politische Situation schon einige Jahre zuvor als beruhigt galt.

Al-Minya ist auch die Heimatstadt von Mohammed al-Qatanty, dem Leiter der im ägyptischen Parlament vertretenen Partei der Muslimbrüder. Er war über die von Muslimbrüdern veranstalteten sozialen Hilfsangebote zu Popularität gekommen und wurde 2005 ins Parlament gewählt, wo er eine Region vertritt, die von den politischen Führern Unterägyptens wenig beachtet wird.[3]

Umgebung

7 Kilometer südlich der Stadt befindet sich am östlichen Nilufer eine ausgedehnte Nekropole mit Kuppelgräbern für Moslems und Christen, die Zawiyyat al-Mayyitīn (Zawyet el-Maiyitin, „Ort der Toten“) genannt wird und einer der größten Friedhöfe des Landes ist. In dessen Nähe ist auch die Basis einer Stufenpyramide aus der 3. Dynastie erhalten.

20 Kilometer südlich liegen ebenfalls am Ostufer die altägyptischen Felsgräber von Beni Hasan.

Weblinks

 Commons: Minya – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. al-Gama'at al-Islamiyya. Jama'a Islamia (Islamic Group, IG). Federation of American Scientists (FAS)
  2. F. Burgat interviewt Sheikh Hamid al-Nayfar: How Can a Muslim Live in This Era? In: Joel Beinin und Joe Stork (Hrsg.): Political Islam: A Reader. I. B. Tauris, 1996, S. 376
  3. Egypt's Muslim Brothers: Confrontation or Integration? International Crisis Group, Middle East/North Africa Report N°76, 18. Juni 2008, S. 27

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