Alex Steinweiss

Alex Steinweiss
Alex Steinweiss, etwa April 1947

Alex Steinweiss (* 24. März 1917 in Brooklyn, New York; † 17. Juli 2011 in Sarasota, Florida[1][2]) war ein US-amerikanischer Grafikdesigner. Er gilt als Erfinder des Schallplattencovers.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Steinweiss machte sich nach der Ausbildung an der Parsons School of Design und im Grafikatelier von Joseph Binder, wo Steinweiss ab 1937 als Assistent tätig war, 1939 selbständig. Kurz darauf bewarb er sich auf die Columbia-Label in Bridgeport, im US-Bundesstaat Connecticut.[3] Zwei Jahre später, kurz nachdem er sich selbstständig gemacht hatte, hörte er von der Stelle als Artdirector bei der neuen Schallplattenfirma Columbia Records, die er auch erhielt. Dort hatte er die Idee einer besonderen Gestaltung der bis dato schmucklosen Verpackungen von Schallplatten. Die signifikant besseren Verkaufserfolge von Schallplatten mit ansprechend gestalteten Hüllen machten aus dieser Idee rasch eine wirtschaftlich bedeutende Sparte der Designkunst.[4]

Bis zirka 1945 war Steinweiss der alleinige Designer für Schallplattenhüllen bei Columbia Records; in späteren Jahren vergrößerte sich das Team dann. Steinweiss arbeitete im Laufe seiner Karriere auch für andere Plattenfirmen wie Decca Records, London Records und Everest Records. Mit über tausend Plattenhüllen prägte er die optische Erscheinung von Musikinterpretationen in Jazz, Klassik und Pop. Motive von Steinweiss inspirierten noch Jahrzehnte später die Designer, so wurde sein Prisma-Motiv für Beethovens 5. Klavierkonzert für das Plattencover von Dark Side of the Moon von Pink Floyd wieder verwendet.

Die erste Schellackplatte, für die Steinweiss ein Plattencover gestaltete, war 1940 eine Einspielung der Songwriter Richard Rodgers und Lorenz Hart, Smash Song Hits. Steinweiss fuhr für das Foto zum New Yorker Imperial Theatre an der 45. Straße und überredete den Besitzer, die Leuchttafel eine Stunde so einzustellen, dass sein Team den Schriftzug Rodgers & Hart fotografieren konnten. Das Foto der Leuchtreklame mit dem Hintergrund einer grafischen Darstellung einer Schallplatte war das Motiv der ersten Schallplattenhülle.[5]

Ein anderes Cover, das der Design-Pionier für Beethovens 5. Klavierkonzert entwarf, ist ein Paradebeispiel für Steinweiss’ Fähigkeit, der Musik mit seinen Motiven ein Gesicht zu geben – und wie weit sein Einfluss auf das Coverdesign reichte. Auf dem Cover fällt vor pechschwarzem Hintergrund ein gebündelter Lichtstrahl auf einen Flügel, wird wie durch ein Prisma abgelenkt und fächert sich auf in die Farben des Regenbogens. Mehr als 30 Jahre später wurde dieses Motiv vom britischen Designstudio Hipgnosis auf dem Cover von Pink Floyds The Dark Side of the Moon von 1973 zitiert.

Ein skurriles Artefakt seines Schaffens ist der Entwurf für ein Album mit dem Titel Battle At Thunderblow. Das Cover zeigt zwei Hinterteile, zwischen ihnen eine Dunstwolke aus Darmwinden. Auf der Schallplatte waren die Geräusche eines Furzwettbewerbs zu hören. Die Veröffentlichung sollte 1946 in einer streng limitierten Auflage von 100 Exemplaren als Händlerprämie verschenkt werden. Doch der damalige Columbia-Chef Wallerstein untersagte das Projekt, bevor es an die Öffentlichkeit gelangte.

1972 entschied sich der Design-Revolutionär im Alter von 55 Jahren zum Rückzug aus dem Geschäft. „Eines Tages wartete ich im Empfangsbereich einer Plattenfirma – ich im Anzug, neben mir lauter langhaarige Typen in fransigen Lederjacken. Da wurde mir klar, dass ich total altmodisch war und dass es Zeit wurde, das Handtuch zu werfen.“ Der engen Verbindung von Musik und Motiv blieb Steinweiss dennoch treu. Unter dem Künstlernamen Piedra Blanca (die spanischen Begriffe für „Stein“ und „Weiß“) begann er, Gemäldeserien nach den Meisterwerken berühmter Komponisten zu malen.

Am 17. Juli 2011 starb er in seinem Haus in Sarasota, Florida, im Alter von 94 Jahren.[6]

Literatur

  • Kevin Reagan, Steven Heller, Alex Steinweiss: Alex Steinweiss, The Inventor of the Modern Album Cover. Taschen, Hong Kong, ISBN 978-3-8365-0192-7. (mehrsprachig, vorwiegend Fotos seiner Schallplattencover)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nachruf in The New York Times
  2. Michail Hengstenberg: Plattencover-Erfinder Alex Steinweiss gestorben - Abschied vom Cover-Lover, Spiegel-Online vom 20. Juli 2011
  3. Binders innovativer Geist, der Gebrauch von damals noch wenig bekannten Stilmitteln wie der Airbrushtechnik und sein Grundsatz „Design ist Kommunikation, Darstellung und Motivierung“ prägten Steinweiss nachhaltig. Vgl. Thomas Wyss Der Mann, der die Musikwelt farbiger machte Tagesanzeiger, 8. August 2011
  4. Christian Meyer in Süddeutsche Zeitung vom 6. November 2009, S. 10 - Artikel online: Der Verhüllungskünstler
  5. Die Covergestaltung erwies sich als sehr wirkungsvoll; der Absatz war gegenüber vergleichbaren Platten um 895 Prozent gesteigert. Vgl. Thomas Wyss Der Mann, der die Musikwelt farbiger machte Tagesanzeiger, 8. August 2011
  6. Taschen Verlag: In Memory of Alex Steinweiss (1917–2011)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Alex Steinweiss — (March 24, 1917 in Brooklyn, New York) is a graphic designer.In 1939, he was the first art director for Columbia Records, where he invented the concept of album covers and cover art; previously, recorded music was sold in plain, undecorated… …   Wikipedia

  • Alex Steinweiss — (né le 24 mars 1917 à Brooklyn, mort le 17 juillet 2011 à Sarasota, Floride) est un graphiste américain. Premier directeur artistique de Columbia Records à partir de 1938, c est lui qui a introduit l artwork sur les pochettes des… …   Wikipédia en Français

  • Cover art — Harper s Magazine, June 1896, by Edward Penfield Cover art is the illustration or photograph on the outside of a published product such as a book (often on a dust jacket), magazine, comic book, video game ( box art ) …   Wikipedia

  • Columbia Records — This article is about the American record label active worldwide except in Japan. For the Columbia Records label which was a unit of EMI, see Columbia Graphophone Company. For the Columbia Records label in Japan, see Nippon Columbia. Columbia… …   Wikipedia

  • Album cover — An album cover is the front of the packaging of a commercially released audio recording product, or album. The term can refer to either the printed cardboard covers typically used to package sets of 10 and 12 78 rpm records, single and sets of 12 …   Wikipedia

  • Schallplattencover — des Albums New Skin for the Old Ceremony von Leonard Cohen Ein Schallplattencover (auch Album Cover oder Plattenhülle, veraltet Plattentasche) ist eine bedruckte Papphülle zum Verpacken von Schallplatten. Die Gestaltung der Schallplattencover… …   Deutsch Wikipedia

  • Abraham Lincoln High School (New York) — Infobox Secondary school name = Abraham Lincoln High School native name = logo = motto = Catch the Lincoln Spirit established = 1929 city =Brooklyn state =New York, 11235 country = USA type = Public high school S.O. president = Shawn Bernstein… …   Wikipedia

  • Jim Flora — (January 25, 1914 July 9, 1998), best known for his distinctive and idiosyncratic album cover art for RCA Victor and Columbia Records during the 1940s and 1950s, was also a prolific commercial illustrator from the 1940s to the 1970s and the… …   Wikipedia

  • The Dark Side of the Moon — Dark Side of the Moon Studioalbum von Pink Floyd Veröffentlichung 24. März 1973 Label ursprünglich …   Deutsch Wikipedia

  • Pochette (album) — Pour les articles homonymes, voir Pochette. Une pochette est l emballage d un album de musique. Selon le support de l enregistrement, le terme peut se référer à une impression sur papier cartonné pour les disques vinyles (carré de 12,375 pouces… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”