Alexander de Campo

Alexander de Campo
Alexander de Campo bzw. Chandy Parambil

Alexander de Campo, oft auch Chandy Parambil (* um 1615 in Kuruvilangad, Kerala, Indien; † 2. Januar 1687 ebenda) war der erste einheimische Bischof der katholischen Thomaschristen in Indien und Apostolischer Vikar von Malabar.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Kodungallur bei Ernakulam, im heutigen Kerala, gilt als der Ankunftsort des Hl. Thomas und war lange Zeit der Sitz des Metropoliten der Thomaschristen von Indien. Später verlegte man die Residenz nach Udayamperoor (Diamper),[1] und schließlich nach Angamaly. Vor dem Eintreffen der Portugiesen und noch zu Anfang ihrer Kolonialtätigkeit wurden die indischen Metropoliten vom Chaldäischen Patriarchen in Babylon entsandt. Dieses Patriarchat stand schon lange in lockerer Verbindung mit Rom. Seit Patriarch Mar Johann Shimun Sulaqa, 1553 in der Peterskirche zu Rom zum Bischof geweiht, besteht eine förmliche Kirchenunion und die Teilkirche trägt die Bezeichnung Chaldäisch-Katholische Kirche.

Anfangs wurden die vom chaldäisch-katholischen Patriarchen nach Indien entsandten Bischöfe von den portugiesischen Kolonialherren akzeptiert, je stärker sie dort ihre eigene Herrschaft etablieren konnten, aber immer mehr unterdrückt. Als Ausfluß der nie von Rom konfirmierten und heute als „Räubersynode“ eingestuften Synode von Diamper, unterstellte man im Dezember 1599 den Metropolitansitz von Angamaly als Suffraganbistum dem lateinischen Erzbistum Goa. Dieses stand wiederum unter der Hoheit Portugals; der Erzbischof war gleichzeitig Vizekönig und Bischofsernennungen erfolgten dort nur im Einvernehmen mit der portugiesischen Krone.

Der letzte vom chaldäisch-katholischen Patriarchen in Indien eingesetzte Metropolit und Erzbischof von Angamaly war Mar Abraham († 1597). Ihm folgten die lateinischen Erzbischöfe Francis Roz SJ († 1624), Stephen Britto († 1641) und Francis Garcia († 1659). Erzbischof Roz hatte den Sitz der Diözese von Angamaly nach Kodungallur zurückverlegt. Die lateinischen Oberhirten standen der chaldäischen Liturgie fremd gegenüber und versuchten sie ihrem eigenen lateinischen Ritus anzugleichen. Der dort traditionelle Ritus – heute syro-malarbarisch genannt – wurde mehr oder weniger stark unterdrückt.

Alexander de Campo

Herkunft

Erzdiakon Thomas Parambil, der sich zum Gegen-Bischof ausrufen ließ

Alexander de Campo, mit indischem Namen Chandy Parambil, wurde als Sohn der einheimischen Thomaschristen Cyriak und Ignatia in Kuruvilangad, Kerala geboren. So überliefert es auch sein historischer Grabstein in der dortigen Kirche.[2] Genaues Jahr und Datum der Geburt sind unbekannt. Kuruvilangad war bereits damals ein berühmter Wallfahrtsort in Süd-Indien.

Revolte vom Coonan Cross

Unter Erzbischof Francis Garcia von Angamali kam es zu einer Revolte der Thomaschristen, da dieser u.a. einen Generalvikar des lateinischen Ritus für sie bestellte und sie eine noch größere Unterdrückung fürchteten. Sie schworen 1653 am Coonan Cross in Fort Cochin, nie wieder Oberhirten eines fremden Ritus über sich zu dulden. Ausdrücklich vermied man es dabei, sich von Rom loszusagen, man verlangte lediglich Bischöfe des eigenen Liturgieritus und dachte an eine Erneuerung der historischen Zuständigkeit des chaldäisch-katholischen Patriarchen von Babylon. Der überwiegende Teil der Thomaschristen schloss sich dem Aufstand an. Beide Seiten blieben unnachgiebig und Thomas Parambil, der Erzdiakon (Verwalter der temporalen Angelegenheiten) von Erzbischof Garcia, ließ sich ohne Weihe zum „Gegenerzbischof“ ausrufen und in einer „Not-Zeremonie“ ersatzweise von 12 einfachen Priestern die Hände auflegen, mit dem Versprechen die Bischofsweihe nachzuholen. Sein Verwandter Chandy Parambil (=Alexander de Campo) unterstütze ihn nach Kräften; er gehörte sogar zum engsten Kreis der 4 Councillors (Berater) des Pseudo-Erzbischofs.

Gegner der Revolte und Bischof

Grab des Bischofs in der Wallfahrtskirche Kuruvilangad
Denkmal von Bischof Alexander de Campo, vor seiner Grabeskirche in Kuruvilangad

Als sich abzeichnete, daß es zu einem endgültigen Bruch mit der katholischen Kirche kommen würde, schreckten viele vor einem Schisma zurück und fielen von der revoltierenden Gruppe ab; auch die befreundeten Priester Chandy Parambil (=Alexander de Campo) und Alexander Kadavil. Rom entsandte umgehend Karmeliten nach Indien um das drohende Schisma einzudämmen. Leiter der Karmeliten war Pater Joseph of S. Maria de Sebastiani, OCD. Unter Mithilfe der beiden einheimischen Priester Chandy Parambil und Alexander Kadavil gelang es ihnen, den überwiegenden Teil der Thomaschristen wieder unter die Obrigkeit von Erzbischof Francis Garcia zu bringen. Dieser starb 1659 und Pater Joseph of S. Maria de Sebastiani, OCD[3] wurde 1661 sein Nachfolger; allerdings nur als Titularerzbischof und Administrator des Erzbistums Angamaly, das ja nun in Kodungallur ansässig war. Von Papst Alexander VII. hatte er die Erlaubnis erhalten nötigenfalls 2 indische Thomaschristen zu Bischöfen zu weihen und zu Apostolischen Vikaren zu bestellen. Schon 1663 musste Erzbischof Sebastiani sein Bistum verlassen, da die Holländer die Portugiesen an der Malabarküste besiegt hatten und ihn auswiesen. Um die ihm unterstellten Thomaschristen nicht ohne legitime Obrigkeit zu lassen, weihte er am 31. Januar 1663, kurz vor seinem erzwungenen Weggang, Chandy Parambil in Kaduthuruthy[4] zum Titularbischof von Megara[5] und bestellte ihn zum Apostolischen Vikar von Malabar.

Bischof Chandy Parambil bzw. Alexander de Campo war der erste indische Thomaschrist, der in der katholischen Kirche die Bischofsweihe empfing. Er sah sich selbst als „Metropolit von ganz Indien“, in der Tradition der historischen Erzbischöfe und residierte in seinem Heimatort Kuruvilangad, der damit für ca. 25 Jahre zum Zentrum der katholischen Thomaschristen wurde. Der geringere Teil, der im Schisma von 1653 verharrte, verlor trotzdem seinen angestammten chaldäischen Ritus, da sich nur autokephale Bischöfe aus Antiochien zum Spenden der Weihen fanden. Sie nahmen daher zwangsweise auch deren west-syrischen Liturgieritus an. Von ihnen kehrte 1930 ein Teil, mit ihrem nachträglich übernommenen west-syrischen Messritus, in die katholische Kirche zurück, die heutige Syro-Malankara Katholische Kirche.

Tod und weitere Entwicklung

Bischof Alexander de Campo starb am 2. Januar 1687 und liegt in seiner Heimatkirche zu Kuruvilangad [6] begraben. Dort ist sein Grab mit Grabplatte erhalten. Seine Nachfolge als Apostolischer Vikar von Malabar, trat der Lateiner Raphael de Figueredo-Salgrado an. [7] Er wurde ihm 1677, noch zu Lebzeiten, als Koadjutor an die Seite gestellt. Rom hatte zwar die Karmeliter in Indien beauftragt, Bischof Campo einen indischen Nachfolger zu benennen, was diese aber nur insoweit befolgten, als Bischof Figueredo-Salgrado zwar in Indien geboren war, jedoch als Lateiner und als Sohn portugiesischer Eltern. Das Apostolische Vikariat Malabar ging später im (lateinischen) Erzbistum Verapoly auf und die lateinischen Bischöfe regierten die katholischen Thomaschristen bis 1887 durch einheimische Priester ohne Bischofsweihe, wovon einer, Kuriakose Elias Chavara (1805-1871), selig gesprochen wurde. Dann trennte man die Jursidiktionen und es folgten bis 1896 lateinische und ab diesem Jahr syro-malabarische Titularbischöfe, als spezielle Apostolische Vikare der Thomaschristen. Erst am Thomastag, dem 21. Dezember 1923, stellte Papst Pius XI. die ordentliche Hierarchie der katholischen Thomaschristen Indiens nach über 300 Jahren wieder her, die heutige Syro-Malabarische Kirche.

Literatur

  • B. Spuler: „Handbuch der Orientalistik”, 1. Abteilung, 8, Band, 2. Abschnitt „Religionsgeschichte des Orients in der Zeit der Weltreligionen”, 1961; Scan aus der Quelle
  • Bernard of St. Thomas T.O.C.D.: „A brief sketch of the History of the St. Thomas Christians“, St. Joseph’s Press, Trichinopolly, 1924,
  • Abraham Kunnatholy: „St Thomas Christians in Madhy Pradesh”, Asian Trading Corporation, Bangalore, 2007, ISBN 81-7086-419-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Udayamperoor (Diamper) in der englischen Wikipedia
  2. Wallfahrtskirche Kuruvilangad
  3. Zu Joseph of S. Maria de Sebastiani, OCD (1. Person)
  4. Zur Ortschaft Kaduthuruthy in der englischen Wikipedia
  5. Pater Bernard of St. Thomas T.O.C.D., „A brief sketch of the History of the St. Thomas Christians“, St. Joseph’s Press, Trichinopolly, 1924, Seite 65
  6. Zur Ortschaft Kuruvilangad in der englischen Wikipedia
  7. Zu Raphael de Figueredo-Salgrado (3. Person)

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