Fredy Hirsch

Fredy Hirsch

Fredy Hirsch, geboren als Alfred Hirsch, (* 11. Februar 1916 in Aachen; † 8. März 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau) war ein deutscher jüdischer Häftling im Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, der sich dort für die Erziehung und das Überleben von tschechischen jüdischen Kindern aus dem Ghetto Theresienstadt einsetzte.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fredy Hirsch, Sohn des Metzgers und Lebensmittelgroßhändlers Heinrich Hirsch und seiner Frau Olga geborene Heinemann, wuchs in Aachen auf. 1926 starb sein Vater nach langer Krankheit. Zusammen mit dem älteren Bruder Paul beteiligte sich Fredy Hirsch in der jüdischen Pfadfinderbewegung, die auch zionistische Ziele anstrebte. 1931 schloss Fredy die Oberrealschule ab.[1] Ab 1933 leitete er den Jüdischen Pfadfinderbund Deutschland in Düsseldorf.

Alfred Hirsch verließ 1934 Düsseldorf und zog nach Frankfurt am Main und von dort im November 1935 ins Exil in die Tschechoslowakei. Dort lebte er in Prag, Brno und Ostrava (Mähren). Er arbeitete an der Hachscharah mit, den Vorbereitungskursen auf die Auswanderung nach Palästina. Von dort zog er zurück nach Prag. Am 24. November 1941 wurden 324 jüdische Männer, das so genannte Aufbaukommando nach Terezín (deutsch Theresienstadt) deportiert, um dort beim Ausbau des Ghettos durch die SS eingesetzt zu werden. Zusätzlich kamen 1000 Männer als zweites Aufbaukommando nach Theresienstadt. Hirsch gehörte dem 24-köpfigen „Stab“ der Prager Jüdischen Gemeinde an, der ab 4. Dezember 1941 die organisatorische Struktur des Ghettos aufbauen musste.[1] Im Rahmen der begrenzten und strikt überwachten Theresienstädter jüdischen Selbstverwaltung engagierte sich Hirsch in der Jugendfürsorge für die gefangenen jüdischen Kinder und bekleidete dort eine leitende Funktion. Hirsch organisierte unter anderem Sport- und Kulturveranstaltungen für die gefangenen Kinder.

Von „Theresienstadt“ wurde er am 6. September 1943 gemeinsam mit anderen Häftlingen mit einem Transport ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Block 31 (Kinderblock) innerhalb des um diese besondere Häftlingsgruppe herum abgeschotteten Lagerbereichs "Tschechisches Familienlager" (B II B) erreichte er etwas verbesserte Verpflegungs- und Hygienebedingungen für die gefangenen Kinder und Erzieherinnen. Kurz bevor der erste Transport des Familienlagers von der SS zur Vergasung geschickt wurde, wurde Fredy Hirsch tot aufgefunden. Nach Diagnose eines Häftlingsarztes hatte er sich offensichtlich durch eine Überdosis Barbiturate das Leben genommen.

Literatur

  • Shimon Adler: The Children’s Block in the Family Camp at Birkenau, in: Yad Vashem Studies on the European Jewish Catastrophe and Resistance. XXIV. Jerusalem 1994, S. 281-315. (engl.)
  • Irmgard Klönne: Gut Winkel, die schützende Insel: Hachschara 1933-1941.
  • Claude Lanzmann: Shoah. Mit e. Vorw. von Simone de Beauvoir. Düsseldorf : Claassen, 2. Aufl. 1986, S. 206-217.
  • Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Frankfurt am Main, Berlin Wien, Ullstein-Verlag, 1980, ISBN 3-548-33014-2.
  • Lucie Ondrichová: Fredy Hirsch - Von Aachen über Düsseldorf und Frankfurt am Main durch Theresienstadt nach Auschwitz-Birkenau - Eine jüdische Biographie 1916-1944. Übersetzung aus dem Tschechischen von Astrid Prackatzsch. Konstanz, Hartung-Gorre-Verlag, 2000, 104 S. (Rezension Raimund Kemper, Dirmstein, für das Fritz Bauer Institut, 2001)
  • Rudolf M. Wlaschek: Juden in Böhmen. Band 66 des Collegiums Carolinum München. 1997 - 311 Seiten. ISBN 3486562835; hier S. 114

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Fredy Hirsch auf www.ghetto-theresienstadt.info

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