CHILL-ON

CHILL-ON

CHILL-ON ist ein im sechsten Forschungsrahmenprogramm (FP 6) der Europäischen Kommission gefördertes Forschungsprojekt. Ziel des Projektes ist die Verbesserung der Sicherheit und Transparenz in der Kühlkette für Lebensmittel.

Das Forschungsprojekt, an dem 26 Partner aus 12 Ländern teilnehmen, läuft von 2006 bis 2010 und hat ein Gesamtbudget von 15,6 Millionen Euro. Der Anteil der EC-Förderung beträgt 10,1 Millionen Euro. Der volle Projekttitel lautet „Entwicklung und Integration von neuartigen Technologien mit dem Ziel die Sicherheit, Transparenz und Qualitätssicherung in der Kühlkette zu verbessern - Fallbeispiel Fisch und Geflügel“.[1] Projektkoordinator ist das ttz Bremerhaven.

Inhaltsverzeichnis

Projektziel

Ziel des Projektes ist es, die Qualität, Sicherheit, Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der gesamten Kühlkette zu verbessern. Erreicht werden soll dies mit einem integriertem System (genannt Tracechill), dessen Kernstück ein besonderes Etikett (Smart Label) ist. In diesem werden Zeit-Temperatur-Indikatoren (TTI) mit RFID Chips vereint, die die Übertragung der Temperatur- und Ortsdaten durch Funktechnik zu einem Server möglich machen, auf den die Kühlketten-Teilnehmer Zugriff haben. Jedes Label sendet eine spezifische Produkt-ID und kann per GPS überwacht werden.

Hintergrund

Kühl- und Gefrierprodukte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit; zu den meistkonsumierten Produkten zählen die als besonders verderblich geltenden Fisch- und Geflügelprodukte. Deshalb wurden diese als Untersuchungsgegenstand für dieses Projekt ausgewählt. Kühl- und Transporttechnologien spielen eine zentrale Rolle, denn sobald die Kühlkette unterbrochen wird, können sich Mikroorganismen vermehren und so zu Verderbnis führen. Einige dieser Bakterien wachsen bereits bei 0°C, was im schlimmsten Falle Lebensmittelvergiftungen führen kann. Deshalb muss eine ununterbrochene Kühlkette gewährleistet und Missbrauch verhindert werden. Neben der Temperaturgeschichte der Produkte ist der Verbraucher mehr und mehr an der Herkunft und der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln interessiert. Eine neue Regulation der Europäischen Kommission schreibt vor, dass die Rückverfolgbarkeit während der gesamten Lebensmittelkette gewährleistet werden soll.[2] Innerhalb der Projektlaufzeit werden neue Technologien entwickelt, die es der Transport- und Lebensmittelindustrie erlaubt, diese Anforderung zu erfüllen.

Umsetzung

Fünf wissenschaftliche und technische Ziele sind definiert:

  • Entwicklung einer umfassenden Risikoanalyse der gesamten Lieferkette inklusive Erstellung von Modellen zur Risikobewertung und der Entwicklung eines neuartigen quantitativen Hygienekonzeptes
  • Erforschung, Entwicklung, Auswahl und Validierung von molekularbiologischen Nachweismethoden zur Bestimmung und Quantifizierung von Mikroorganismen
  • Vergleich existierender Kühlmethoden und Weiterentwicklung des markenrechtlich geschützten Bubble Slurry Ice-Kühlverfahrens
  • Entwicklung neuartiger Smart Labels, einer Kombination aus Zeit-Temperatur-Indikatoren (TTI) und Radio Frequency Identification (RFID)
  • Entwicklung neuer Soft- und Hardware zur Datenverarbeitung in der Lieferkette, um die Rückverfolgbarkeit der Produkte sicherzustellen

Risikobewertung und Lieferkettenanalyse

Es wird eine quantitative mikrobiologische Risikobewertung ausgewählter Kühlketten durchgeführt. Die Verderbnisfaktoren, vor allem Mikroorganismen, werden bestimmt und ein Modell ihres Wachstums erstellt. Damit soll später das genaue Verfallsdatum des Produktes ermittelt werden. Diese quantitative mikrobiologische Risikobewertung wird mit dem Hygienekontrollsystem HACCP kombiniert, in welchem die kritischen Punkte in der Verarbeitung, Lagerung und beim Transport bestimmt und entsprechende Überwachungssysteme integriert werden.

Mikrobiologische Untersuchungen

Neue Technologien zur Erkennung von lebensmittelrelevanten Mikroorganismen werden entwickelt. Untersucht wird beispielsweise eine Technologie, in der Bakterien mit Hilfe magnetischer Nanopartikel markiert werden. Diese Nanopartikel binden an die Bakterien, die dann mit Hilfe eines Magneten aus einer Probe herausgefiltert werden können. Dieses System erlaubt die Erkennung selbst sehr geringer Bakterienmengen.

Kühltransport und -lagerungstechnologien

Das dritte Arbeitspaket vergleicht und bewertet verschiedene Transport-, Lagerungs- und Kühltechnologien. Außerdem werden neue Verpackungskonzepte für Kühlprodukte erforscht.

Informations- und Kommunikationstechnologie

Arbeitspaket 4 entwickelt neben den intelligenten Etiketten auch die Informationsmanagement Systeme. Um die Smart Labels anzuwenden werden Lesegeräte entwickelt und Mobile Management Units (MMUs), welche die Daten der Produkte während des Transportes empfangen und per GPS weiterleiten. Anschließend werden die Daten in ein Entscheidungsunterstützungs-System (DSS) eingespeist. Alle entwickelten Technologien werden anschließend zum Tracechill System kombiniert.

Erprobung und Feldversuche

Die Technologien werden in Feldversuchen angewendet und optimiert. Die Feldversuche werden in verschiedenen Lieferketten durchgeführt.

Darüber hinaus existieren weitere Arbeitspakete für Wissenstransfer (Dissemination) und Projekt-Management.

Projektpartner

Zum Konsortium gehören 26 Partner aus der ganzen Welt, unter anderem Chile und China; Hauptproduzenten und Verarbeiter von Fisch. Dazu kommen viele Partner aus Europa und Israel mit ihrer Erfahrung in Technologie und Wissenschaft. Auch brasilianische Partner sind in das Projekt integriert, da Brasilien der Hauptlieferant von Geflügelprodukten nach Europa ist. Die Expertise der Partner ist sehr weit gefächert: Neben Fisch- und Geflügelproduzenten- und Verarbeitern sind Fachleute aus den Bereichen Mikrobiologie, Molekularbiologie, Nanotechnologie, Verpackungs- und Transportechnologien, Software-IT und Datenmanagement und auch Fachleute im Bereich Etiketten mit TTI- und RFID-Technologie vertreten.

Bei CHILL-ON handelt es sich um ein sogenanntes „Integriertes Projekt“. Das bedeutet, dass mehrere Partner aus verschiedenen Ländern zusammen an mehreren Forschungsschwerpunkten arbeiten. Diese Forschungsschwerpunkte werden zu einem gesamtheitlichen Konzept kombiniert. Ein Integriertes Projekt beantwortet technische und wissenschaftliche Fragen, die von der Europäischen Kommission gestellt werden. Das Hauptziel ist die Generation von Wissen, das im Falle dieses Projektes den Konsumenten und auch den Firmen in der Lebensmittel-Kühlkette zugute kommt.

Literatur

  • Verena Raab, Stefanie Bruckner, Eva Beierle, Yvonne Kampmann, Brigitte Petersen, Judith Kreyenschmidt: Generic model for the prediction of remaining shelf life in support of cold chain management in pork and poultry supply chains. Journal Journal on Chain and Network Science, Publisher Wageningen Academic Publishers, ISSN 1569-1829 (Print) ISSN 1875-0931 (Online), Issue Volume 8, Number 1 / 2008, DOI 10.3920/JCNS2008.x089, Pages 59-73, Online 11. Juni 2008.
  • Jane Byrne: Forecast model can predict bacterial progeny, claim researchers. foodproductiondaily.com, 20. Juni 2008, Online
  • María Guðjónsdóttir, Hannes Magnússon, Kolbrún Sveinsdóttir, Björn Margeirsson, Hélène L. Lauzon, Eyjólfur Reynisson, Emilía Martinsdóttir: Effect of modified atmosphere packaging (MAP) and superchilling on the shelf life of fresh cod (Gadus morhua) loins of different degrees of freshness at packaging. Vinnsla og vöruþróun, Skýrsla Matís 22-08, MATIS-Report, September 2008, ISSN 1670-7192.

Einzelnachweise

  1. Englischer Titel: Developing and integrating novel technologies to improve safety, transparency and quality assurance of the chilled/frozen food supply chain– test case fish and poultry.
  2. Regulation 178/2002/EC on General Food Law

Weblinks


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