Amtsgericht Calvörde

Amtsgericht Calvörde
Amtsgericht Calvörde - Geburtshaus - Heimatmuseum, 2011 nach den Sanierungsarbeiten

Das Amtsgericht Calvörde war ein Amtsgericht mit Sitz im Marktflecken Calvörde. Es ist das Geburtshaus des Kunsthistorikers Wilhelm von Bode und heutiges Heimatmuseum in Calvörde.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Sitz

Das Amtsgericht steht in der Neustadtstraße 19, im Calvörder Weichbild Neustadt. Hier stand schon seit 1571 das Amts-Gut (Sitz der Amtsverwaltung), das auch gleichzeitig das Gerichtsgebäude war.

Geschichte

Kunsthistoriker Wilhelm von Bode (1929)
Amtsgericht Calvörde - Geburtshaus - Heimatmuseum, 2007

Im 15. Jahrhundert gab es in Calvörde ein Bürgergericht, bestehend aus Schulzen, Schöppen und Rathmannen.[1] Bis 1571 hatte die Landeshoheit, damit auch die Gerichtsbarkeit, im Amt Calvörde der jeweilige Pfandbesitzer; als letzter Pfandbesitzer ist Victor von Bülow bekannt. Herzog Julius löste 1571 das Pfand ein und schuf eine geordnete Amtsverfassung. Sie wurde von einem fürstlichen Beamten geleitet.[2] Er nannte sich Hauptmann und später Droste. Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel gliederte sich in vier Distrikte auf, Calvörde wurde dem Schöninger Distrikt zugeordnet. Das Amtsgericht (schon in der Neustadtstraße ansässig) wurde von 1571 bis 1746 zunächst von dem Oberbeamten selbst, danach ab 1746 von einem Justitiarius geleitet.[3] Am 10. Dezember 1845 wurde der deutsche Kunsthistoriker und Museumsfachmann Wilhelm von Bode in diesem Haus geboren.[4] Sein Vater Wilhelm Benedict Sigismund Heinrich Bode war zu dieser Zeit Richter in Calvörde. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Calvörde am 12. April 1945 erst von US-amerikanischen und dann durch englischen Truppen besetzt.[5] Am 18. Mai 1945 wurde Calvörde Amtsbezirkshauptort.[6] Am 2. Juli 1945 rückten die Sowjets als Besatzer in Calvörde ein; das Amtsgericht hatte, in der Zeit der Besetzung, keine Gültigkeit.[7] Am 11. Juli 1945 wurde das ehemalige Amt Calvörde in die Provinz Sachsen eingeordnet. Das Ende des Amtsgerichts wurde danach bestätigt.

Heutige Nutzung

Heute befindet sich im ehemaligen Amtsgericht das Heimatmuseum Heimatstube. 2011 wurde die Fassade des Gebäudes saniert.[8]

Architektur

Der lang gestreckte zweigeschossige Fachwerkbau besitzt einen niedrigen Steinsockel und eine kleine Freitreppe zur Straßenseite. Die gediegene, wohlproportionierte Architektur wird durch ein straßenzugewandtes Zwerchhaus betont. Das Obergeschoss ist verbrettert und die Giebel verschiefert. Es entstand zum Ende des 18. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude leicht überformt und durch einen Anbau erweitert. Das Gebäude ist architektonisch und städtebaulich, in der Region, von hoher Bedeutung.[9]

Literatur

  • Mathias Köhler: Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 10.1, Ohrekreis (I). Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2005, ISBN 3-86568-011-9
  • Jürgen Schrader: Der Flecken Calvörde – Eine 1200-jährige Geschichte. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89533-808-3
  • Rudi Fischer: 800 Jahre Calvörde – Eine Chronik bis 1991

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jürgen Schrader: Der Flecken Calvörde – Eine 1200-jährige Geschichte. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011, S. 89
  2. Jürgen Schrader: Der Flecken Calvörde – Eine 1200-jährige Geschichte. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011, S. 87
  3. Jürgen Schrader: Der Flecken Calvörde – Eine 1200-jährige Geschichte. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011, S. 88
  4. Rudi Fischer: 800 Jahre Calvörde – Eine Chronik bis 1991, Wilhelm von Bode, ein Sohn der Heimat, S. 69/70/71
  5. Jürgen Schrader: Der Flecken Calvörde – Eine 1200-jährige Geschichte. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011, S. 142
  6. Jürgen Schrader: Der Flecken Calvörde – Eine 1200-jährige Geschichte. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011, S. 145
  7. Jürgen Schrader: Der Flecken Calvörde – Eine 1200-jährige Geschichte. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011, S. 146
  8. Calvördes Bürgermeister informiert über aktuelle Baugeschehnisse 2011
  9. Mathias Köhler: Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 10.1, Ohrekreis (I). Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2005, S. 65
52.39541311.303611

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