- Angriff auf die Weichselbrücke bei Dirschau
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Der Angriff auf die Weichselbrücke bei Dirschau in Polen war eine Kommandoaktion der deutschen Wehrmacht unmittelbar vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.
Inhaltsverzeichnis
Historie der Brücken
Die Weichselbrücke Dirschau zwischen Dirschau und Marienburg wurde nach zwölf Jahren Bauzeit 1857 vollendet. Sie war eine kombinierte Straßen-Schienen-Brücke. Die Bahnverbindung war strategisch wichtig, weil auf ihr der Verkehr nach Königsberg in Ostpreußen lief. Sie war lange Zeit die Stahlträgerbrücke mit der größten Spannweite in Deutschland. Die Mittelsegmente hatte eine Spannweite von 131 m. Die erste Brücke war eine Kastenträgerkonstruktion, von der heute noch Teile existieren. Mit dem zunehmenden Eisenbahnverkehr wurde die Brücke, welche auch von Fuhrwerken und Fußgängern genutzt wurde, zum Nadelöhr und Preußen entschloss sich zum Bau einer zweiten nur der Bahn vorbehaltenen Brücke. Diese wurde zwischen 1888 und 1891 mit Fischbauchträgern errichtet. Von ihr existiert heute nichts mehr. Zwischen 1910 und 1912 wurden die Brücken um 250 m verlängert um den Weichselhochwassern besser zu genügen.
Nach dem Ersten Weltkrieg fiel die Brücke auf Grund der Schaffung des polnischen Korridors an Polen. Der Abschnitt von der Brücke bis Marienburg verlief 16 km auf dem Boden des Freistaates Danzig bis er kurz vor Marienburg auf deutsches Hoheitsgebiet in Ostpreußen wechselte. Bahntechnisch wurde in Marienburg die Bespannung der Züge zum polnischen Korridor auf polnische Lokomotiven mit polnischem Personal vollzogen. Der Betrieb auf dem Streckenabschnitt über Danziger Boden wurde von polnischem Personal sichergestellt. Das Weichselufer war die Grenze nach Polen, die Brücke selbst war schon polnisches Hoheitsgebiet. Güterzüge wurden im hinter der Brücke befindlichen polnischen Dirschau für die Fahrt durch den polnischen Korridor verplombt.
Der Angriffsplan
Die Brücken waren von strategisch großer Bedeutung, insbesondere mit Hinblick auf die geplante Offensive nach Osten. Hitler: „ Bei allen Angriffsmaßnahmen gegen Polen steht die Wahrung der Überraschung für die Inbesitznahme der Weichselbrücken im Vordergrund.“ Polen hatte, wegen der sich abzeichnenden Kriegsgefahr mit Deutschland, Anfang August 1939 die Brücke mit Toren, Schienensperren und Sprengladungen versehen lassen. Dies blieb der deutschen Aufklärung nicht verborgen. Es wurde eine Kommandoaktion geplant. Ein planmäßiger deutscher Güterzug sollte die Brücke überfahren und somit für die Öffnung der Sperren und Tore sorgen. Deutsche Schlachtflieger sollten die Zündkabel zerbomben und den Bunker, aus dem heraus die Zündung erfolgen würde, vernichten. Die dazu abgeordneten Ju-87-Piloten fuhren mehrmals als Passagiere in regulären Zügen mit, um sich die örtlichen Gegebenheiten einzuprägen. Unmittelbar nach der Zerstörung der Zündkabel sollten in dem scheinbar regulären Güterzug verborgene Pioniereinheiten die Sprengkapseln unschädlich machen und die sich an der Brücke befindlichen Verteidiger ausschalten. Ein dem Güterzug unmittelbar nachfolgender Panzerzug sollte mit seiner Feuerkraft die weiteren polnischen Verteidiger außer Gefecht setzen und die Brücke bis zum Eintreffen regulärer deutscher Wehrmachtsverbände gegen mögliche Entsatzangriffe halten.
Der Angriff
Der polnischen Verwaltung wurde für den 1. September 1939 der planmäßige deutsche Güterzug 963 bestehend aus 65 Wagen gemeldet. Mit ihm wurde die deutsche Pioniereinheit 41 eingeschleust. Um 3:08 Uhr tritt der Zug scheinbar aus Ostpreußen kommend seine Fahrt ins Reich an. In Marienburg wird die Lok gewechselt. Auf der nun polnischen Lok verrichteten jedoch deutsche Eisenbahner in polnischen Uniformen ihren Dienst. Die polnischen Bahnangestellten wurden ermordet und sind somit die ersten Toten in diesem noch gar nicht erklärten Krieg. Auf der weiteren Fahrt folgt dem planmäßigen Güterzug der Panzerzug. Damit dieser nicht gemeldet wird, werden auf der Stecke alle polnischen Streckenposten von aus Danzig operierenden Kommandogruppen festgesetzt und zum Großteil ermordet. In Simonsdorf wird ein polnischer Beamter misstrauisch und beginnt die Fracht- und Transitpapiere zu prüfen. Dies spielt zwar den Deutschen in die Hand, müssen sie zur Einhaltung des Zeitplanes doch 15 Minuten Verspätung erzielen, andererseits entgleitet so der Zeitplan den Deutschen. Der Abstand zum nachfolgenden Panzerzug schwindet und der gesamte Plan droht aufzufliegen. Die Kommandoeinheiten in den besetzten polnischen Kontrollposten auf dem Danziger Gebiet reagieren panisch und erschießen 20 bereits überwältigte polnische Bahn- und Zollbeamte. Ein polnischer Bahnarbeiter kann aber die Wachen an der Brücke noch warnen, bevor er während seines Anrufs erschossen wird.
Die polnischen Verteidiger schließen sofort die Tore, installieren die Sperren und bereiten sich auf die Sprengung der Brücke vor. Die Verzögerung in Simonsdorf ist für den Kommandotrupp kritisch, aber er liegt gerade noch im Zeitplan. Spätestens um 4:45 Uhr muss der Zug die Brücke überfahren. Dies scheint noch machbar, jedoch übersieht die Pioniereinheit unter der Führung von Leutnant Hacken, dass nach der Warnung aufgrund der Sperren und der geschlossenen Tore die Brücke gar nicht mehr befahren werden kann.
Um 4:26 Uhr starten drei Ju 87 B-1 in Elbing. Um 4:33 Uhr zerstören sie zielgenau die Zündkabel zur Brücke und den Unterstand, von dem aus die Sprengung durchgeführt werden sollte. Die ersten Bomben auf Polen fallen somit 12 Minuten vor den offiziellen Kriegsbeginn, den der Beschuss der Westerplatte um 4:45 Uhr durch das Schulschiff „Schleswig-Holstein“ einleitete.
Den Zügen bleibt die Zufahrt zur Brücke jedoch verwehrt. Die installierten Sperren und die geschlossenen Tore der Brücke verhindern letztlich erfolgreich den Einsatz des Kommandotrupps und des ihm folgenden Panzerzuges. Da dieser hinter dem Güterzug zum Stehen kommt, kann er seine Feuerkraft nicht wirkungsvoll einsetzen. 100 m vor der Brücke verließen die deutschen Truppen den Güterzug, konnten sich der Brücke aber nicht erfolgreich nähern. Den polnischen Verteidigern gelingt es inzwischen neue Verbindungen zu den Sprengladungen zu schaffen. Um 6:10 Uhr gelang es ihnen den Lisauer Brückenpfeiler zu sprengen, um 6:40 Uhr auch den auf Dirschauer Seite. Die ersten beiden Felder der Brücke stürzten in den Fluss.
Deutsche Truppen nahmen die zerstörten Brücken erst einen Tag später ein. Am 15. Oktober gelang es deutschen Pioniereinheiten eine einspurige Notbrücke für Züge zu installieren. Ein Jahr nach der Sprengung ging die neue zweigleisige Brücke in Betrieb, bevor sie von deutschen Truppen 1945 komplett zerstört wurde. Die heutige Weichselbahnbrücke entstand einige hundert Meter entfernt der alten Brücken. Die Straßenbrücke ist ein Flickenteppich und enthält auch heute noch Teile der alten Kastenbrücke von 1857, aber auch Teile einer britischen Notbrücke und weitere provisorische Teile.
Quellen
Modelleisenbahner September 2009, Verlagsgruppe Bahn GmbH, Bad Waldsee
Weblinks
Kategorien:- Polenfeldzug
- Polnische Militärgeschichte 1939–1945
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