- Friedrich August Stüler
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Friedrich August Stüler (* 28. Januar 1800 in Mühlhausen; † 18. März 1865 in Berlin) war preußischer Baumeister und einer der maßgebenden Berliner Architekten seiner Zeit. Als seine bedeutendste Schöpfung gilt das Neue Museum in Berlin. Auch der Kuppelbau auf dem Triumphbogen des Hauptportals des Berliner Stadtschlosses mit der Schlosskapelle ist sein Werk.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Friedrich August Stüler wurde am 28. Januar 1800 in der Reichsstadt Mühlhausen geboren. Er studierte ab 1818 in Berlin und gehörte zu den Schülern Karl Friedrich Schinkels. 1829 und 1830 bereiste er zusammen mit dem befreundeten Eduard Knoblauch Frankreich und Italien. Mit Heinrich Strack reiste er 1831 nach Russland. Er wurde dann Hofbauinspektor und 1832 preußischer Hofbaurat und Direktor der Schlossbaukommission. 1837 fertigte er Pläne zum Wiederaufbau des Winterpalais in Sankt Petersburg an. Diese wurden aber nicht realisiert, weil Nikolaus I. anstatt des von Stüler geplanten romantischen Neorenaissance-Neubaus das ursprünglich barocke Schloss wiederaufbauen ließ. Unter Friedrich Wilhelm IV. eröffnete sich ihm ein bedeutender Wirkungskreis, 1842 wurde er von ihm zum Architekten des Königs ernannt. Er gehört zu den Gründern des Architektenvereins zu Berlin.
In Gesamtkonzeption seiner Kirchenbauten (etwa in der Ausformung von Basilika und Campanile) ging Stüler auf die Vorstellungen Friedrich Wilhelm IV. ein, der durch Beschäftigung mit der Architektur Italiens, geprägt von seiner ersten Italienreise 1828 und angeregt vom 1822–1828 von Cotta in München herausgegebenen Stichwerk Denkmale der christlichen Religion, aufgenommen von den Architecten J. G. Gutensohn und J. M. Knapp, Formen der Antike und Renaissance im „Preußischen Arkadien“ umzusetzen suchte.
Auch in der Rückbesinnung auf frühchristliche Motive, die Urkirche und ihre Liturgie sah der König einen Ausweg aus (kirchen-)politischen Problemen. Wie der Campanile der römischen Kirche Santa Maria in Cosmedin für die Potsdamer Friedenskirche als direktes Vorbild fungiert, gibt es auch andere Beispiele nach dieser Art. Stüler übernahm bei der Ausführung der Friedenskirche nach dem Tod von Ludwig Persius die Oberbauleitung. Auch durch seine gemeinsame Reise mit Friedrich Wilhelm IV. nach Italien im Winter 1858/59 (ebenso wie mit Eduard Knoblauch bereits 1829/1830) war Stüler selbst geprägt von den Bauten des italienischen Mittelalters und Quattrocento. Ideen für gusseiserne Säulen (etwa in der Kapelle des Domkandidatenstifts eingesetzt) oder die im Neuen Museum angewandten Techniken dürften dabei eher auf seine vom König initiierte Studienreise 1842 nach England zurückgehen. Die klassische Form der altchristlichen Basilika mit erhöhtem Mittelschiff und niedrigeren Seitenschiffen, der halbrunden Apsis im Osten und einem am Narthex im Westen vorgelagerten Atrium ist zum Beispiel beim Berliner Domkandidatenstift an der Oranienburger Straße im Wesentlichen umgesetzt.
Vorbilder mehr oder weniger frei variierend, findet sich die Form des abgesetzten Glockenturms bei Stüler an einigen seiner Kirchenbauten für Berlin, unter anderem bei der Jacobikirche in der Oranienstraße, 1844–1845 erbaut. Mit Pfarr- und Schulhaus am Atrium entlang der Straße gelegen, gibt der Ziegelbau auch einen vagen Eindruck vom Erscheinungsbild des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Domkandidatenstifts. Nur äußerlich wiederhergestellt, vermittelt der in den 1950er Jahren durch Paul Emmerich und dessen Sohn Jürgen Emmerich neugestaltete Innenraum nicht mehr den „frühchristlichen Geist“, der der Gestaltung nach Vorbild von S. Quattro Coronati in Rom ursprünglich zugrunde lag.
Vergleichbar, da nach dem Krieg von denselben Architekten umgestaltet, ist die St. Matthäuskirche am heutigen Kulturforum in Berlin, die Stüler im selben Jahr wie die Jacobikirche in Angriff nahm. Direkt durch einen Kirchenbauverein der Nachbarschaft beauftragt, löste sich Stüler dort etwas von puristischen Vorbildern, orientierte sich in der Dachform eher an Danziger Kirchen und gliederte den Turm, auch aufgrund begrenzten Raums, in das Mittelschiff ein.
Weitere Kirchenbauten Stülers sind neben der zerstörten und für den Bau der Stalinallee abgetragenen Markuskirche die 1854–1858 am Königstor in Nähe des Friedrichshains erhöht errichtete St. Bartholomäuskirche (äußerlich mit nicht mehr dreigeteiltem Dach erhalten), die Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoje (bereits 1834–1837 mit Albert Dietrich Schadow), die 1860 eingeweihte Trinitatiskirche in Köln und zahlreiche Dorfkirchen wie die am Stölpchensee (1858–1859).
Gerade die neogotisch geprägte Kirche St. Bartholomäus zeigt, dass Stüler auch als Architekt des Übergangs bezeichnet werden kann, zwischen Schinkels Klassizismus und wilhelminischem Historismus. Bei seinen 1844–1856 entstandenen Erweiterungsbauten für die St. Johannis-Kirche in Moabit (Portikus, Pfarr- und Schulhaus mit Arkadenverbindung und freistehendem Glockenturm) als Ergänzung einer der Vorstadtkirchen Schinkels, zeigte Stüler erneut das vom König favorisierte Prinzip und erwies sich als „würdiger Nachfolger“ seines Lehrers, wobei er das bis heute übliche Etikett des Schülers selbst von sich wies.
Nicht verwirklicht hingegen wurden die Pläne Stülers für den Neubau des Berliner Doms, neben dem Weiterbau des Kölner Doms auch eine der „Herzensangelegenheiten“ Friedrich Wilhelms. Nach ersten klassischen Basilikaentwürfen 1842 stand am Ende ein Kuppelentwurf, dessen Finanzierung und Ausführung, so der Apsisfundamentierung in der Spree, bereits begonnen war, bevor Wilhelm I. die Planungen seines nun umnachteten Bruders nach ersten Stockungen infolge der Revolution 1848 zehn Jahre später einstellen ließ.
Über die Zusammenarbeit mit dem König sagte Stüler 1861 in einer Rede auf dem Schinkelfest: „Bei … den meisten Bauten begnügte sich der König nicht damit, dem Künstler nur Aufgaben zu stellen und die Bearbeitung seinem Talent zu überlassen, es drängte ihn zur lebendigsten Teilnahme an der Bearbeitung, wenn nicht zur Leitung derselben. So liebte er, die Grundidee der auszuführenden Bauwerke, mehr oder minder ausgearbeitet, in kleinem Maßstab selbst zu skizzieren und die weitere Ausarbeitung dem Architekten zu übertragen.“
Als besonderes Prestigeobjekt kann der Wiederaufbau der Burg Hohenzollern bei Hechingen ab 1850 betrachtet werden. Den Auftrag dazu erteilte ihm König Friedrich Wilhelm 1844, die Planung und Ausführung legte Stüler in einer eigenen Schrift 1867 nieder. Es handelt sich dabei um die Stammburg des gleichnamigen Fürstengeschlechts, aus dem auch die preußischen Könige hervorgegangen sind. Die Auftraggebung und Finanzierung erfolgten zu zwei Dritteln vom preußischen Königshaus und zu einem Drittel von der fürstlich-schwäbischen Linie der Hohenzollern. Parallel zu diesen Arbeiten fertigte Stüler auch die Pläne für die Evangelische Pfarrkirche St. Johannes in Hechingen (vollendet 1857).
Als weitere Berliner Bauten nichtsakralen Charakters in Stülers Werk seien noch folgende erwähnt: Die üblicherweise als „Stülerbauten“ bezeichneten Gardekasernen des Regiments Garde du Corps gegenüber Schloss Charlottenburg, im Rahmen seiner Gesamtplanungen für die Museumsinsel das Neue Museum (auch ein „Stülerbau“) und die nach seinem Tod von Johann Heinrich Strack ausgeführte Alte Nationalgalerie – in den Worten Friedrich Wilhelms IV. eine „ästhetische Kirche“. Als Architekt des Königs entwarf Stüler auch die Kuppel des Stadtschlosses.
Andere Bauten Stülers sind: die Alte Börse am Paulsplatz zu Frankfurt am Main (1843), mehrere Prachtanlagen im Park von Sanssouci, die Nikolaikirche zu Potsdam, das Lutherhaus in Wittenberg, die Vollendung des großherzoglichen Schlosses zu Schwerin, die Universität zu Königsberg, der Turm der Marienkirche in seiner Heimatstadt Mühlhausen, das Nationalmuseum in Stockholm und die Akademie in Budapest. Außerdem lieferte er eine Menge dekorativer Zeichnungen für Gusswerke, Porzellangefäße, Silberarbeiten und andere kunsthandwerkliche Arbeiten.
Stülers Grabstätte – als Ehrengrab der Stadt Berlin – befindet sich auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in der Abt. CAL, G2. An Stüler erinnert die nach ihm benannte Stülerstraße im Berliner Regierungsviertel.
Werke
- 1827–1831 vermutlich der Wiederaufbau der Dorfkirche Parchen
- 1837 Pläne zum Wiederaufbau des Winterpalais in Sankt Petersburg
- 1834–1837 St. Peter und Paul auf Nikolskoje, Berlin-Zehlendorf
- 1840 Umbau des Moskowitersaals in Königsberg
- 1842–45 Bauliche Ergänzungen an der Franziskaner-Klosterkirche in Berlin
- 1843/44 Jagdschloss Letzlingen im Stil der Neugotik
- Dorfkirche Basedow, Um- und Erweiterungsbauten, 1834, 1853–1855
- Umbau des Kurfürstlichen Schlosses in Koblenz, 1842
- 1843–1855 Neues Museum in Berlin-Mitte
- 1844–1845 St. Jacobi-Kirche in Berlin-Kreuzberg (ehemals Luisenstadt)
- 1844–1863 Universität Königsberg
- 1844–1846 Haus Sommer/Palais Liebermann neben dem Brandenburger Tor[1]
- 1844–1846 St. Matthäuskirche
- um 1845 Stüler-Bau des Königlichen Schlosses in Breslau (zerstört 1945)
- 1845–1854 Friedenskirche in Potsdam
- 1845 Evangelische Kirche Wiehl-Drabenderhöhe
- 1845 Schildhorn-Denkmal in Berlin als künstlerische Umsetzung der Schildhornsage
- 1846 Planungen zur Sanierung der Marienkirche in Mühlhausen, wo sein Vater Pfarrer war
- 1846–1856 Innenraumgestaltung der rekonstruierten römischen Palastaula (sog. Basilika), Trier (zerstört)
- 1847–1849 Evangelische Pfarrkirche in Birkenwerder
- 1847–1853 Schloss der Fürsten Radolin in Jarotschin
- 1847–1863 Belvedere auf dem Pfingstberg, Potsdam
- 1848–1852 Kirche in Caputh
- Stadtkirche St. Johannis in Niemegk,
- 1848–1866 Schwedisches Nationalmuseum Stockholm
- 1850–1867 Burg Hohenzollern
- 1851–1864 Orangerie in Potsdam
- 1851 Triumphtor am Mühlenberg, Potsdam
- 1851 Schweriner Schloss
- 1851–1857 Weichselbrücke Dirschau
- 1852–1853 Grabdenkmal für Müffling in Erfurt (Brühler Garten)
- 1852–1859 Gardekasernen des Regiments „Garde du Corps“ gegenüber Schloss Charlottenburg, Berlin-Charlottenburg
- 1854 Grabmal des Grafen Anton zu Stolberg-Wernigerode, Wernigerode
- 1854–1855 Bornstedter Kirche, Potsdam
- 1854–1858 Marstall in Meiningen (gemeinsam mit August Wilhelm Döbner)
- 1854-1860 Stadtkirche in Peitz
- 1855–1858 Dorfkirche Reitwein
- 1855–1861 Wallraf-Richartz-Museum, Köln (zerstört)
- Schloss Stolzenfels in Koblenz (Beendigung der Bauarbeiten anhand Schinkels Plänen nach dessen Tod, vollendet 1842)
- 1856-1858 Heilig-Geist-Kirche, Werder an der Havel
- 1857 Evangelische Pfarrkirche St. Johannes, Hechingen
- 1857 Erweiterung der von Schinkel 1835 errichteten Kirche St. Johannis in Berlin-Moabit (Portikus, Säulengang, Pfarrhaus und Kirchturm)
- 1857–1860 Trinitatiskirche in Köln
- 1857–1867 St. Bartholomaei-Kirche in Demmin (vollendet unter Bartholomaeus Weber)
- 1858–1859 Dorfkirche von Stolpe gen. Kirche am Stölpchensee, Berlin-Wannsee
- 1858–1874 Domkandidatenstift in Berlin-Mitte (vollendet unter Stüve)
- 1859 Umbau Schloss Prötzel
- 1859–1866 Neue Synagoge in Berlin-Mitte
- 1859–1861 Schlosskirche des Jagdschlosses Letzlingen
- 1859–1862 Dorfkirche Pinnow (bei Oranienburg)
- 1860–1864 Klassizistische Orangerie des Zehnthofs in Sinzig
- 1860 Kirche in Hohensaaten
- 1860 Fachwerkkirche Dippmannsdorf
- 1861 Entwurf für die 1869/70 gebaute Sankt-Paulus-Kirche in Colbitz
- 1862–1865 Akademie der Wissenschaft, Budapest
- 1862–1876 Alte Nationalgalerie in Berlin-Mitte
- 1864–1866 Pfarrkirche St. Nicolai in Oranienburg
- 1864 Entwurf für die Zwölf-Apostel-Kirche in Berlin-Schöneberg, postum erbaut 1871–1874 durch Hermann Blankenstein
- 1865 Umbau des Schlosses von Neustrelitz
- 1867 Stadtkirche in Fehrbellin
Schriften
- Vorlegeblätter für Möbel-Tischler, herausgegeben zusammen mit Heinrich Strack in 4 Heften 1835–1840
- Das Neue Museum in Berlin, Berlin 1862
- verschiedene Entwürfe im Architektonischen Album, herausgegeben durch den Architektenverein zu Berlin, u. a.
- Die St. Petri und Paulskirche zu Nikolskoe bei Potsdam, Heft 4, Bl. 19–24, 1839
- Einzelwerke ohne erläuternden Text publiziert im Architektonischen Skizzenbuch, u. a.
- Gitter um die Statue Friedrich Wilhelm III. im Tiergarten, Heft 1, Blatt 6
- Erker eines Wohngebäudes am Askanischen Platz, Heft 34, Blatt 4
- Kandelaber vom Schloss Schwerin, Heft 21, Blatt 6
Literatur
- Hermann Arthur Lier: Stüler, Friedrich August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 742 f.
- Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888–90, Bd.15. Artikel Friedrich August Stüler, S. 404
- P. Wallé: Zur Erinnerung an August Stüler. In: Centralblatt der Bauverwaltung, 20. Jahrgang, Nr. 7 (27. Januar 1900), S. 38–41.
- Eva Börsch-Supan, Dietrich Müller-Stüler: Friedrich August Stüler. 1800–1865. Deutscher Kunstverlag, München 1997, ISBN 3-422-06161-4
- Hillert Ibbeken: Friedrich August Stüler, das architektonische Werk heute. Menges, Stuttgart 2006
- Stefan Laube: Das Lutherhaus Wittenberg. EVA, Leipzig 2003, ISBN 3-374-02052-6
- R. Lucae: Friedrich August Stüler. In: Zeitschrift für Bauwesen, Jg. 15 (1865) S. 273–277
- D.R.: A. Stüler's Entwürfe und Bauausführungen. In: Zeitschrift für Bauwesen, Jg. 15 (1865) Sp. 507–512
Weblinks
Commons: Friedrich August Stüler – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Literatur von und über Friedrich August Stüler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Friedrich August Stüler. In: archINFORM.
Einzelnachweise
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- Geboren 1800
- Gestorben 1865
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