- Annales Fuldenses
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Die Annales Fuldenses, Jahrbücher von Fulda oder Fuldaer Annalen sind die umfangreichste Annalenkompilation im ostfränkischen Reich des 9. Jahrhunderts.
Die Annales Fuldenses wurden wohl in Mainz abgefasst. Über den oder die Verfasser besteht in der Forschung bis heute keine Einigkeit. Der erste Teil (714–830) ist eine Kompilation aus den Fortsetzungen zu Fredegar, den Reichsannalen, der Kleinen Lorscher Frankenchronik. Unklar ist, ob die Berichte für die Jahre 830 bis 838 auf eine verlorene Vorlage zurückgehen oder bereits selbstständig verfasst worden sind. Der zweite Teil der Darstellung (830/38 bis 863) ist selbstständig und überwiegend zeitnah entstanden. Eine mehrjährige Unterbrechung setzte wohl nach 863 ein. 870 wurde die Arbeit fortgeführt und dabei die Jahre von 864 bis 869 nachgetragen. Dieser Teil ist von einer persönlichen Verbundenheit mit dem Mainzer Erzbischof Liutbert geprägt.
Die Berichte über die zahlreichen Wundergeschichten, Missernten und Hungersnöte geben Einblicke in die Mentalität der Menschen. Die meisten dieser Berichte entstammen der Mainzer Grundherrschaft. Die Annales Fuldenses erfuhren in den folgenden Jahrhunderten eine weite Verbreitung und Benutzung. Sie wurden u.a. von Adam von Bremen, dem unbekannten Verfasser der schwäbischen Chronik, Sigbert von Gembloux, Annalista Saxo und Marianus Scotus benutzt.
Friedrich Kurze[1] unterschied drei Teile des Gesamtwerkes. Der erste Teil sei von dem als Biographen Karls des Großen bekannten Einhard verfasst worden. Der zweite Teil stamme von dem Mönch Rudolf von Fulda. Den dritten Teil habe mit Meginhard ein Mönch aus Fulda verfasst. Hingegen kam Siegfried Hellmann[2] nach Bewertung der Handschriften zu gegenteiligen Ergebnissen. Nach Hellmann war weder Einhard, noch Rudolf, noch Meginhard am Zustandekommen der Annales Fuldenses beteiligt. Nach Hellmann sind sie vielmehr die Arbeit eines unbekannten Verfassers aus Mainz. Bis heute konnten sich weder die Positionen von Kurze noch die von Hellmann uneingeschränkt durchsetzen. Doch werden mittlerweile die Verfasser Einhard und Meginhard ausgeschlossen. Die Beteiligung Rudolfs bleibt umstritten.[3]
Textausgaben
- Annales Fuldenses sive Annales regni Francorum Orientalis Kurze (MGH SS rer. Germ. 7), herausgegeben von Friedrich Kurze, Ndr. Hannover 1978 [1891]
- Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Teil 3: Jahrbücher von Fulda, Regino Chronik, Notker Taten Karls bearb. von Reinhold Rau, 4., gegenüber der 3. um einen Nachtr. erw. Aufl., Darmstadt 2002, S. 19–177.
Literatur
- Franz Staab: Klassische Bildung und regionale Perspektive in den Mainzer Reichsannalen (sog. Annales Fuldenses) als Instrument der geographischen Darstellung, der Bewertung der Regierungstätigkeit und der Lebensverhältnisse im Frankenreich, in: Gli umanesimi medievali: atti del II congresso dell'Internationales Mittellateinerkomitee, Florenz 1998, 637–668.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Friedrich Kurze: Über die Annales Fuldenses, in: Neues Archiv, Bd. 17 (1892), S. 83–158.
- ↑ Siegfried Hellmann, Die Entstehung und Überlieferung der Annales Fuldenses, I, in: Neues Archiv, Bd. 33 (1908), S. 695–742.
- ↑ Nachtrag von Sören Kaschke Annales Fuldenses, Reginonis Chronica, Notkeri Gesta Karoli. In: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Teil 3, hg. v. Reinhold Rau, (FSGA 7), 4., gegenüber der 3. um einen Nachtr. erw. Aufl., Darmstadt 2002, S. 449–461, hier: S. 450.
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