- Annales regni Francorum
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Die Annales regni Francorum „Annalen des Fränkischen Reiches“, auch Reichsannalen genannt, sind eine schriftliche Auflistung von Ereignissen (vgl. Annalen) im Fränkischen Reich des 8. und 9. Jahrhunderts. Die Bezeichnung geht auf Leopold von Ranke zurück; zuvor waren sie nach dem Fundort der ältesten Handschrift als Große Lorscher Annalen (Annales Laurissenses maiores) bekannt. Die Annales regni Francorum sind weiterhin von der Kleinen Lorscher Frankenchronik (Annales Laurissenses minores) zu unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
In den Annales wird die Zeit von 741 bis 829 geschildert und dabei auch eine Art Tatenbericht Karls des Großen geboten. So erwähnen die Annales für das Jahr 772 die Eroberung der Eresburg und die Zerstörung der Irminsul. Fortsetzungen waren u. a. die Annales Fuldenses (Fortsetzung für das ostfränkische Reich, in Fortsetzungen bis 902) und die Annales Bertiniani (Fortsetzung für das westfränkische Reich bis 882).
Die Autoren der Reichsannalen sind nicht namentlich bekannt. In einigen Handschriften liegt eine stilistisch (bis 812), teils auch inhaltlich (bis 801) überarbeitete Fassung der Reichsannalen vor. In der älteren Forschung wurde als Autor dieser überarbeiteten Annalen oft Einhard vermutet (sogenannte „Einhardsannalen“), was in der modernen Forschung jedoch abgelehnt wird.
Das Werk wurde in verschiedenen Stufen am Hofe Karls (wohl im Umkreis der Hofkapelle) angefertigt. Der erste Verfasser begann sein Werk wohl in den Jahren zwischen 787 und 793, konnte sich aber auf ältere Annalen stützen. Die ersten ca. 50 Jahre ab 741 sind also rückblickend geschildert, seit 787/793 erfolgte die Berichterstattung in den Reichsannalen aber annähernd gleichzeitig. Zu einem Wechsel des Verfassers kam es 795, 808 und wohl auch 820.
Die Reichsannalen haben einen unverkennbaren offiziösen Charakter; man muss sie als ein Instrument der karolingischen Herrscher interpretieren, um ihre Vorgehensweisen politischer als auch militärischer Natur zu rechtfertigen. Die Annales regni Francorum wurden wohl meist dazu benutzt, nicht existierende Entscheidungsgrundlagen zu schaffen, beispielsweise angebliche Provokationen anderer Herrscher, um etwa einen Krieg nicht als Angriffskrieg erscheinen zu lassen.
Sie sind trotz ihrer oft zweifelhaften Glaubwürdigkeit heute eines der wichtigsten überlieferten Schriftstücke des Mittelalters und unverzichtbar für die Mittelalterforschung.
Ausgaben und Übersetzungen
- Annales regni Francorum. In: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte, Teil 1. Neu bearbeitet von Reinhold Rau (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, FSGA, Bd. 5). Darmstadt 1974, S. 9–155.
- Quellensammlung zur mittelalterlichen Geschichte. Fontes medii aevi. Berlin 1998; 1 CD-ROM, ISBN 3-98064-270-4.
- Friedrich Kurze (Hrsg.): Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 6: Annales regni Francorum inde ab a. 741 usque ad a. 829, qui dicuntur Annales Laurissenses maiores et Einhardi. Hannover 1895 (Monumenta Germaniae Historica; Digitalisat)
Literatur
Ausführliche Literaturangaben sind in den online eingestellten (und in Abständen aktualisierten) Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters, hrsg. von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Teil A, S. 95f., zu finden.
- Rosamond McKitterick: Charlemagne. The Formation of a European Identity. Cambridge University Press, Cambridge 2008, ISBN 978-0-521-71645-1, S. 31–49.
- Ulrich Nonn: Reichsannalen. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 7, Sp. 616f.
Weblinks
Wikisource: Annales regni Francorum – Quellen und Volltexte (Latein)- Annales Regni Francorum (The Latin Library)
- Auszüge aus den Reichsannalen in dt. Übersetzung
Kategorien:- Mittelalter (Literatur)
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