Baruch Auerbach

Baruch Auerbach
Berliner Gedenktafel am Haus Schönhauser Allee 162, in Berlin-Prenzlauer Berg
Gedenktafel am Haus Schönhauser Allee 162, in Berlin-Prenzlauer Berg

Baruch Auerbach (* 14. August 1793 in Inowraclaw in Westpreußen; † 22. Januar 1864 in Berlin) war ein jüdisch-deutscher Pädagoge.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Baruch Auerbach wuchs in ärmlichen Verhältnissen als Sohn eines Rabbiners auf. Ersten Unterricht erhielt er bei seinem Vater, später an einer Thora-Schule in Lissa. 1817 folgte er seinem älteren Bruder, dem später in Leipzig wirkenden Religionslehrer Isaac Levin Auerbach (1791–1853), nach Berlin, wo er an der Berliner Universität seine Studien fortführte.

Seit 1817 war er Lehrer und Erzieher am Nauenschen Stift, einer privaten Internatsschule, später leitete er bis 1837 diese Einrichtung. 1825 trat er der Gesellschaft der Freunde bei. Auch an der in der Nachfolge der Jüdischen Freischule neu gegründeten Knabenschule der Berliner Jüdischen Gemeinde in der Rosenstraße, in der Nähe der Alten Synagoge, wirkte Baruch Auerbach seit 1826 als Lehrer, ab 1829 leitete er ebenfalls diese Schule. Er war in dieser Funktion jedoch nicht unumstritten. Seine Kritiker begründeten die schlechten Leistungen der Schüler mit seiner im Vergleich zu seinem Vorgänger Leopold Zunz geringeren Bildung, andere jedoch sahen die Ursachen in der ungenügenden personellen und finanziellen Ausstattung der Schule. Auch hatte er wohl am Schulbetrieb ein geringeres Interesse als an seinen anderen Aufgaben. Trotz dieser Auseinandersetzungen führte er die Knabenschule bis 1851.

Bereits 1833 hatte Auerbach im gleichen Haus ein Waisenhaus für Knaben gegründet, welches später in die Oranienburger Straße umzog. Am Standort Rosenstraße gründete er dann 1844 das erste Waisenhaus für Mädchen. Diese Waisenhäuser waren seiner Zeit beispielgebend für gleichartige Einrichtungen in den deutschsprachigen Ländern. Beide Einrichtungen leitete er bis zu seinem Tod im Jahre 1864.

Baruch Auerbach und seine Frau Emma (1816-1878) wurden auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee bestattet.

Das Auerbachsche Waisenhaus Schönhauser Allee

1887 wurden die von Baruch Auerbach gegründeten Waisenhäusern für Knaben und für Mädchen zu den Baruch Auerbach´schen Waisen-Erziehungs-Anstalten für jüdische Knaben und Mädchen zusammengefasst. Dafür wurde in der Schönhauser Allee, gegenüber dem Jüdischen Friedhof, ein Neubau errichtet, der 1897 eingeweiht werden konnte. Unter Leitung der Architekten Höniger und Sedelmeier entstand ein Ensemble von Backstein-Gebäuden im neogotischen Stil[1]. Für die "Zöglinge" gab es das Knaben- und das Mädchenhaus, die durch die Turnhalle und andere Gemeinschaftsräume miteinander verbunden waren. Den Vorplatz schmückte ein Kaiser-Friedrich I.-Denkmal. In dem Neubau konnten mehr als 80 Waisen aufgenommen werden, die Rosenstraße blieb als "Außenstelle" erhalten. 1923 erhielt auch die von Hermann Falkenberg neugegründete Liberale Synagoge Nord ihren Sitz in dem Gebäude.

1942 wurden die letzten 89 Lehrer und Zöglinge in das Rigaer Ghetto deportiert. Die Gebäude des Waisenhauses wurden 1945 durch Kriegseinwirkungen zerstört und 1950 abgetragen. Ein Mauerrest blieb zur Mahnung erhalten. Das Grundstück wurde später mit einer Wohnanlage überbaut. Eine Informationstafel erinnert an die Geschichte des Grundstücks und die mutwillige Zerstörung eines zwischenzeitlich installierten "Denkzeichens"[2].

Einzelnachweise

  1. vergl. Nicola Galliner u.a.:Wegweiser durch das jüdische Berlin; Foto der Ruine auf Seite 195
  2. siehe Denkzeichen im Museum

Literatur

Weblinks


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