Bahnhofsanlage Wandlitzsee mit dem Strandbadbereich

Bahnhofsanlage Wandlitzsee mit dem Strandbadbereich
Blick auf die Bahnhofsanlage von Westen her:
im Vordergrund der Fischerbrunnen, dahinter der Bahnhofsvorplatz mit den Pergolen; im Hintergrund das Bahnhofsgebäude.

Die Bahnhofsanlage Wandlitzsee mit dem Strandbadbereich ist ein Baudenkmalsensemble im Ortsteil Wandlitzsee der Gemeinde Wandlitz. Sie wurde 1928 fertiggestellt und besteht aus dem zweistöckigen Bahnhofsgebäude, einer großen nach Südwesten angeschlossenen Terrasse mit Freitreppe, symmetrisch flankiert von Pergolenwegen. Diese Wege führen rechts und links an einem befestigten Bahnhofsvorplatz vorbei, werden unterbrochen von der Prenzlauer Chaussee (dem Ortsabschnitt der Bundesstraße 109) und setzen sich dann bis zum Wandlitzer See fort. Hier schließt sich ein großzügig ausgelegtes Strandbad mit einem Strandcafé an, das bereits 1923 eröffnet wurde. Das Ensemble, nach Plänen des Gropius-Schülers Architekt Wilhelm Wagner errichtet, zählt als architektonische Einheit zum Stil der Neuen Sachlichkeit. Es steht unter Denkmalschutz und heißt dort offiziell Bahnhof Wandlitzsee mit Empfangsgebäude, Ladenzeilen, Wagenhalle, Tankstelle und Pergolen.[1]

Der Bahnhof ist Bestandteil der Heidekrautbahn, die der Niederbarnimer Eisenbahn-AG (NEB) gehört.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das bereits 1923 eröffnete Seebad (Strandbad) direkt am Ufer des Wandlitzer Sees war schnell zu einem Publikumsmagneten geworden. Weil die Individualmotorisierung gerade erst begann, diente die 1901 in Betrieb genommene Strecke der NEB zwischen Berlin-Wilhelmsruh und Groß Schönebeck als wichtiger Zubringer der Erholungssuchenden. Die 1905 als Bedarfshaltepunkt eröffnete Bahnstation Wandlitzsee musste zu einem repräsentativen Bahnhof ausgebaut werden. Das Eisenbahnmanagement und der Gemeindevorstand von Wandlitz konnten den Architekten des Strandbades für das neue Projekt gewinnen. Wagner gelang es, alle modernen Vorstellungen eines „Empfangsbereiches“ eines Ausflugsortes vor den Toren Berlins in seinem Bahnhofsentwurf zusammenzufassen. Selbst die Fernstraße wurde in seine Pläne integriert, die in diesem Bereich zwischen 1924 bis 1926 mit einem neuen Kleinpflaster-Belag eine einheitliche Oberflächenstruktur erhielt.[2]

Zwischen 1923 und 1928 wurden die Arbeiten an den verschiedenen Gebäuden ausgeführt und noch 1928 erfolgte die feierliche Eröffnung des Bahnhofsgebäudes. Der Vorplatz diente als Zufahrt für Kutschen und Kraftfahrzeuge.

Bauwerksbeschreibung nach der Fertigstellung

Die östliche Seite des Bahnhofs

Alle Teile des Bauensembles sind gemauert und verklinkert. Sie werden dem Bauhausstil der Neuen Sachlichkeit zugeordnet.

  • Das Bahnhofsgebäude (Grundfläche etwa 40 Meter x 15 Meter) besitzt einen Wartesaal, Gepäckaufbewahrungsmöglichkeiten, eine Vorhalle und darin drei Fahrkartenschalter. Die Bahntechnik befindet sich in gesonderten Räumen des Gebäudes. Der westliche Flügel des Hauses ist zur Aufnahme einer Bahnhofsgaststätte konzipiert, d. h. er bietet Gastzimmer, einen Küchentrakt und Sanitärräume. Zwischen dem Bahnhofsgebäude und der Bahnsteigkante hin gab es ein Schutzdach. Die beiden oberen Stockwerke beherbergten Dienstwohnungen und Verwaltungsräume der Bahngesellschaft.
  • Die Wandelgänge zwischen dem Bahnhofsgebäude und dem Strandcafé sind mit viereckigen Pfeilern im Abstand von je fünf Metern und einer Breite von etwa sechs Metern angelegt und mit Holzbohlen lose überdacht. Sie waren berankt und an den Seiten pflanzte man Bäume.
  • Der Bahnhofsvorplatz ist rund 30 x 25 Meter groß und mit kleinen Pflastersteinchen belegt.
  • Beiderseits der Pergolen am Bahnhofsvorplatz schließen sich Flachbauten als Verkaufseinrichtungen an, etwa in den Maßen 25 Meter (entlang der Straße) und 15 Meter (in die Tiefe). Sie beherbergten Lebensmittelläden, einen Bäcker und einen Spielwarenladen.
  • Der Zugang zum See erfolgte über eine geneigte Promenade, von der aus Parkmöglichkeiten für die Fahrzeuge der Besucher angelegt waren. Der Mittelbereich wurde mit Blumenbeeten geschmückt.
  • Ein besonderes Highlight bildete das Strandcafé. Es besaß südlich des Eingangsbereiches eine Tanzbar, deren Fußboden ein Glasmosaik darstellte. Es wurde während der Baröffnungszeit von unten beleuchtet. In den 1970er Jahren erweiterte der damalige Betreiber, die HO, das Café zu einem Speiserestaurant und nannte es nun Strandrestaurant. Es hat eine größere Terrasse direkt zum See hin.
  • Das gesamte Strandbad – in den Maßen 200 Meter lang und gemittelt 30 Meter breit – war ein wichtiger Bestandteil der hier beschriebenen Bahnhofsanlage mit Strandbadbereich. Wie zur Bauzeit üblich, wurden kleine Umkleidekabinen entlang der Umfassungsmauer angelegt. Ein Wiesen- und Sandstrand lud und lädt die Besucher des Freibades zur intensiven Nutzung. Schließlich komplettierte eine Bootsausleihe den Freibereich. Mit Sprungturm, Nichtschwimmer- und Schwimmerbereich bot die Anlage den Besuchern von Wandlitz abwechslungsreiche Möglichkeiten.

Änderungen zwischen 1990 und 2009

Kulturbahnhof Wandlitzsee
  • Nachdem das Bahnhofsgebäude 1997/98 umfangreich saniert wurde, diente es nicht mehr seinem ursprünglichen Zweck. In Abstimmung mit dem Management der Niederbarnimer Eisenbahn-AG (NEB) als Eigentümer wurde ein Kulturbahnhof daraus, in dessen früherer Bahnhofshalle Ausstellungen oder Veranstaltungen durchgeführt wurden.
    Die früheren Diensträume im Obergeschoss wurden von der Gemeindeverwaltung (Bibliothek und Bauamt) benutzt. Die Bahnhofsgaststätte wurde verpachtet und ein griechisches Restaurant eröffnete sie neu. Zeitweilig betrieb auch ein weiterer Gastwirt die südöstlichen Räumlichkeiten. Den Haltepunkt Wandlitzsee konnte man in dieser Zeit nur über einen seitlich gelegenen Abgang verlassen.
  • Heute gibt es im nördlichen Flachbau zwei kleine Restaurants, einen Discounter und ein Wettbüro. Im südlichen Flachbau ist eine Bäckerei/ Konditorei erhalten; im hinteren Bereich wurde um 1992 ein moderner Flachbau der Lebensmittelkette Edeka hinzugebaut.
  • 1998 ließ die Gemeindeverwaltung die Grünfläche zwischen dem Autoparkplatz und dem Strandrestaurant neu gestalten. Der Berliner Künstler Michael Klein gestaltete einen Springbrunnen nach der Sage „Wie die Maränen in den See kamen“ mittels eines bronzenen Beckens, einem Fischer und dem Text der Sage auf einer Bronzeplatte auf dem Boden vor der Anlage. Der Brunnen erhielt die offizielle Bezeichnung Fischerbrunnen und wurde im Jahr 2000 vor dem Strandrestaurant aufgestellt.
Das Strandrestaurant mit Fischerbrunnen davor, 2008, gesehen von Osten
  • Für das Strandrestaurant fand sich nach der Wende ein italienischer Gastronom zur Bewirtschaftung. Er musste das Gebäude, nachdem es samt seines Schriftzuges in den Denkmalschutz aufgenommen worden war, wieder verkleinern und die Front zur Straße hin nach alten Vorbildern zurückbauen lassen.
  • Das Freibad gibt es auch weiterhin – nun mit modernem Sprungturm und Wasserrutsche, ebenfalls die Bootsausleihe, um Wassertreter und Kajaks erweitert. Besitzer und Betreiber ist die Gemeinde Wandlitz, die dafür an den Seebesitzer (seit 2003 privatisiert) eine jährliche Pacht zahlt.

Nutzungen ab 2010

Die Gemeinde und die NEB hatten um das Jahr 2008 einen totalen Umbau des Bahnhofstraktes beschlossen, für den 350.000 Euro investiert wurden. Seit 10. Oktober 2009 bietet die wieder für den Publikumsverkehr geöffnete Bahnhofshalle neben dem Fahrscheinverkauf ein Modekaffee, einen Blumenladen und weitere kleine Gewerbeeinheiten.[3][4]

Im Januar 2010 ist die Tourist-Information aus dem Foyer des Rathauses in das Bahnhofsgebäude umgezogen. Das Restaurant mit griechischer Küche besteht weiterhin.

Weblinks

 Commons: Bahnhof Wandlitzsee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Brandenburgische Denkmalliste; S. 34
  2. Walter Blankenburg, Christine Papendieck: Kleine Wandlitzer Geschichte. Herausgeber: Agrarmuseum Wandlitz 1990, S. 12-14
  3. Bahnhofsfest in Wandlitzsee – feiern Sie mit! Beitrag im Amtsblatt für die Gemeinde Wandlitz (5) 2009, 19. September, S. 18
  4. Bahnhof Wandlitzsee wird wiedereröffnet, Märkische Oderzeitung vom 9. Oktober 2010; abgerufen am 6. August 2011
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