Baksei Chamkrong

Baksei Chamkrong
Blick von Ost

Der Baksei Chamkrong (Khmer: ប្រាសាទបក្សីចាំក្រុង, zu deutsch „Vogel mit schützenden Flügeln“) ist ein kleiner, im 10. Jahrhundert erbauter, Shiva geweihter Pyramidentempel links des Weges von Angkor Wat nach Angkor Thom.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Lage

Zum Andenken an seinen Vater Yasovarman I. (Regierungszeit 889 bis etwa 915) und an seine Mutter ließ der Angkorkönig Harshavarman I. (Regierungszeit etwa 915 bis 923) einen Ahnentempel bauen, den Baksei Chamkrong.[2]

In der Ebene rahmte ein Erdwall mit Wassergraben den unter Yasovarman I. auf einem Hügel errichteten Staatstempel Phnom Bakheng. Das eingefasste Gebiet war ein westöstlich gelagertes Rechteck von 650 x 440 m Größe.[3] Die nordöstliche Ecke dieses Gebiets wählte Harshavarman I. für den Baksei Chamkrong. Unter Jayavarman IV. (Regierungszeit etwa 928 bis etwa 941) befand sich die Hauptstadt des Angkorreichs vorübergehend 70 km entfernt in Koh Ker. Dessen Nachfolger, Rajendravarman II. (Regierungszeit 944 bis 968), residierte wieder im zentralen Angkorgebiet; den noch nicht ganz fertiggestellten Baksei Chamkrong ließ er richten, mit Stuckdekor überziehen und laut Inschrift am Mittwoch, dem 23. Februar 948 morgens um 9 Uhr 40 dem Gotte Shiva weihen.[4]

Lageplan
Grundriss

Zusammen mit dem Anfang des 12. Jahrhunderts entstandenen Tempel Angkor Wat und der Anfang des 13. Jahrhunderts entstandenen Stadtanlage Angkor Thom ergibt sich heute folgendes Bild: Eine Straße führt geradewegs von Süd nach Nord; rechts dieser Straße liegt der Haupteingang von Angkor Wat, nach 1200 m links der Hauptzugang zum Phnom Bakheng, 150 m weiter ebenfalls links der Baksei Chamkrong; nach weiteren 300 m passiert die Straße das Südtor von Angkor Thom und wird zur Hauptachse der Stadtanlage.[5]

Einige hinduistische Traditionen verorten den Berg Kailasa, der als Refugium Shivas gilt, im Nordwesten des mythischen Berges Meru. Die Lage des Shiva geweihten Ahnentempels im Nordwesten des Tempelberges Phnom Bakheng könnte auf eine entsprechende Bedeutung hinweisen.[6]

Baukunst

Laut Zieger lassen sich am Baksei Chamkrong „die Elemente des Pyramiden-Tempels bequem überblicken“:[7]

  • eine vierstufige Pyramide mit vier Treppenaufgängen aus den Haupthimmelsrichtungen,
  • darauf ein Prasat (Tempelturm) mit vier gleichen Fassaden, Zugang in der Ostseite, Scheintüren in den drei anderen Seiten, bestehend aus Cella (Tempelinnenraum) und vier Dachgeschossen.

Für die drei unteren Stufen der Pyramide verwendeten die Khmer-Baumeister erstmals Laterit. Die oberste Pyramidenstufe besteht aus profiliertem Sandstein, der Prasat hat einen Sandsteinsockel und besteht aus Backstein. An der Basis misst die Pyramide 27 × 27 m, oben 15 × 15 m; diese obere Plattform befindet sich 13 m über der Umgebung.[8] Massive Mauern flankieren die steilen Treppen und verwehren den Zugang zu den Terrassenabsätzen. Mit seinem dramatischen Anstieg übertraf der Baksei Chamkrong alle seine Vorläufer und beeinflusste alle Nachfolgebauten.

Ursprünglich standen goldene Statuen von Shiva und dessen Gattin Devi in der Cella. Im Sandstein und im Backstein des Prasat wurden einige schöne und recht gut erhaltene Reliefs gestaltet; die im Backstein eingeritzten Devata (Göttinnen) an den Ecken des Prasat waren wohl Vorzeichnungen für die längst verschwundenen Stuckarbeiten. Der östliche Türrahmen trägt eine wichtige Inschrift, die den Tempel und seine Funktion beschreibt, den Zeitpunkt der Tempelweihe nennt und die Angkor-Könige seit Jayavarman II. preist, aber auch mehrere legendäre Könige und den Einsiedler Kambu, Urahn der kambujanischen Nation.[9]

Quellen und weiterführende Informationen

Literatur

  • Michael Freeman und Claude Jacques: Ancient Angkor. River Books, Bangkok 1999, ISBN 974-8225-27-5.
  • Luca Invernizzi Tettoni und Thierry Zéphir: Angkor. A Tour of the Monuments. Archipelago Press, Singapur 2004, ISBN 981-4068-73-X.
  • Nick Ray: Cambodia. Lonely Planet Publications, Victoria 2005, ISBN 1-74059-525-4.
  • Johann Reinhart Zieger: Angkor und die Tempel der Khmer in Kambodscha. Silkworm Books, Chiang Mai 2006, ISBN 974-9575-60-1.

Weblinks

 Commons: Baksei Chamkrong – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Übersetzung des modernen, historisch irrelevanten Namens nach Freeman und Jacques S. 72 („the bird with sheltering wings“).
  2. Diese und die folgenden Jahreszahlen nach Zieger S. 6–7, S. 132 und S. 185.
  3. Maßangaben nach Zieger S. 1.
  4. Freeman und Jacques S. 72.
  5. Streckenangaben nach Freeman und Jacques S. 71–72.
  6. Zéphir und Tettoni S. 20.
  7. Zieger S. 7.
  8. Maßangaben nach Zieger S. 7.
  9. Alle Angaben zu den Kunstwerken und zur Inschrift nach Freeman und Jacques S. 72.
13.425229103.858073

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