Batrachotomus

Batrachotomus
Batrachotomus
Montiertes Skelett von Batrachotomus kupferzellensis, ausgestellt im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart

Montiertes Skelett von Batrachotomus kupferzellensis, ausgestellt im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart

Zeitraum
Ladinium bis Karnium (Trias, Unterer Keuper)
235 bis 228 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Diapsida
Archosauria
Crurotarsi
Rauisuchia
Prestosuchidae
Batrachotomus
Wissenschaftlicher Name
Batrachotomus
Gower, 1999
Arten
  • B. kupferzellensis Gower, 1999

Batrachotomus (griech. „Lurchschlächter“) ist eine Gattung ausgestorbener Archosaurier aus dem Unteren Keuper. Die Fossilien der Typusart wurden bei Kupferzell in Baden-Württemberg, im Südwesten Deutschlands, gefunden.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Panzerung und Gehapparat

Batrachotomus war ein schwer gebautes, quadrupedes Scheinkrokodil der Familie Prestosuchidae, welches eine Länge von fünf bis sechs Metern erreichen konnte. Auf seinem Rücken besaß er mit den Wirbeln durch starke Muskeln verbundene Panzerplatten (Osteoderme). Das Tier war damit in der Lage seine Wirbelsäule durchzubiegen und mit einem galoppierenden Gang hohe Geschwindigkeiten beim Laufen zu erreichen. Diese flachen Knochenplatten verliefen vom Nacken die ganze Wirbelsäule entlang und wurden Richtung Schwanzende kleiner, wobei Osteoderme und Wirbel im Verhältnis 1:1 angeordnet waren. Es scheint, dass auch die Unterseite des Schwanzes sowie Bauch und Gliedmaßen ähnlich wie bei Ticinosuchus ferox mit Osteodermen besetzt waren.

Wie andere Rauisuchier hatte auch Batrachotomus eine gestreckte Haltung, das heißt, dass er seine Beine beinahe senkrecht unter dem Körper hielt, und nicht seitlich abgewinkelt wie etwa rezente Krokodile. Seine Extremitäten waren nicht gleich lang, so erreichten die Vorderbeine lediglich rund 70 Prozent der Länge der Hinterbeine. Die Zehenknochen haben sich nur schlecht erhalten, und der einzige gut erhaltene ist ein fünfter Mittelfußknochen (Metatarsal). Es wird jedoch vermutet, dass Batrachotomus an den Vorderfüßen vier und an den Hinterfüßen fünf Zehen besaß.

Schädel und Zähne

Schädel im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart

Batrachotomus hatte einen hohen, schmalen, 40 bis 50 Zentimeter langen Schädel. Dieser hatte fünf Schädelfenster an jeder Seite, je eines für die Augen und je eines für die Nasenöffnungen. Hinter den Augenöffnungen (Orbitae) befanden sich auf jeder Seite zwei Schädelfenster (Fenestrae temporales). Diese sorgten womöglich für eine Gewichtsreduktion im Schädel und ermöglichten es, die Kiefer weiter zu öffnen. Als typischer Archosaurier hatte Batrachotomus einen triapsiden Schädel, das heißt er besaß jeweils eine Öffnung (Fenestra antorbitalis) zwischen der Nasen- und Augenhöhle. Ein fünftes Paar kleiner Öffnungen lag im hinteren Teil des Unterkiefers (Fenestrae mandibulares).

Die Kiefer besaßen schmale, scharfe Zähne in unterschiedlicher Größe und Form (Heterodontie). Die Zähne am Zwischenkieferbein (Prämaxillare) waren schmal, anders als jene im Oberkiefer (jenem Knochen im Oberkiefer welcher die meisten Zähne trägt). Der Oberkiefer beherbergte 30 Zähne, wobei jedes Prämaxillare 4 und jedes Maxillare 11 Zähne trug. Der Unterkiefer war mit 22 Zähnen bestückt.

Lebensraum

Lebendrekonstruktion von Batrachotomus kupferzellensis

Seit 1977 geben reiche Funde der Flora und Wirbeltierfauna von Kupferzell Einblick in die Umwelt des Unteren Keupers in Baden-Württemberg und lassen auf eine sumpfige, flache Landschaft schließen (Keuperglades), mit Inseln, die mit Riesenschachtelhalmen wie Equisetites dicht bewachsen waren. Durch ein Ansteigen und Absinken des Wasserspiegels waren diese immer wieder mit dem Festland verbunden, so dass ein ständiger Austausch von Flora und Fauna stattfinden konnte. Neben Batrachotomus fand man verschiedene Arten von Fischen, darunter einige urtümliche Strahlenflosser. Am häufigsten kleine 10 bis 20 Zentimeter lange Ganoidschupper der Gattungen Serrolepis und Gyrolepis. Auch temnospondyle Amphibien wie Trematolestes, der wohl wie ein heutiger Gavial Fische erbeutete, oder der flache, bodenbewohnende Gerrothorax, von dem man so viele Exemplare beieinander fand, dass man annimmt, dass sie den Boden der Sümpfe dicht gedrängt besiedelten. Die größte Amphibie, die den Lebensraum mit Batrachotomus teilte, war der sechs Meter lange Mastodonsaurus, ebenfalls ein großer im Wasser lebender Temnospondylier. An seinen Skeletten wurden Zahnspuren von Batrachotomus gefunden, der daher seinen Namen „Lurchschlächter“ bekam.

Literatur

  • Rainer Schoch Saurier. Expedition in die Urzeit. Thorbecke, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-7995-9089-1.
  • Michael J. Benton: Vertebrate Palaeontology. 3. Auflage. Blackwell, 2005, ISBN 0632056371, The Evolution of Early Amniotes.
  • Michael J. Benton, Alick D. Walker: Erpetosuchus, a crocodile-like basal archosaur from the Late Triassic of Elgin, Scotland. In: Zoological Journal of the Linnean Society. 136, Nr. 1, 2002, S. 25–47, doi:10.1046/j.1096-3642.2002.00024.x.
  • David J. Gower: Cranial osteology of a new Rauisuchian Archosaur from the Middle Triassic of southern Germany. In: Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde B. 280, 1999, S. 1–9, doi:10.1111/j.1475-4983.2004.00438.x.
  • David J. Gower: Braincase evolution in Suchian Archosaurs (Reptilia: Diapsida): evidence from the Rauisuchian Batrachotomus kupferzellensis. In: Zoological Journal of the Linnean Society. 136, Nr. 1, 2002, S. 49–76, doi:10.1046/j.1096-3642.2002.00025.x.
  • David J. Gower, Rainer R. Schoch: Postcranial Anatomy of the Rauisuchian Archosaur Batrachotomus kupferzellensis. In: Journal of Vertebrate Paleontology. 29, Nr. 1, 2009, S. 103–122, doi:10.1671/039.029.0122.
  • J. Michael Parrish: Phylogeny of the Crocodylotarsi, with reference to archosaurian and crurotarsan monophyly. In: Journal of Vertebrate Paleontology. 13, Nr. 3, 1993, S. 287–308.
  • Brigitte Rozynek: Schozachia donaea n. gen., n. sp., a new cycad megasporophyll from the Middle Triassic (Ladinian) of Southern Germany. In: Palaeodiversity. 1, 2008, S. 1–18.
  • William D. Sill: The anatomy of Saurosuchus galilei and the relationships of the rauisuchid thecodonts. In: Bulletin of The Museum of Comparative Zoology. 146, 1974, S. 317–362.

Weblinks

 Commons: Batrachotomus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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