- Archosauria
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Archosauria Krokodile und Vögel sind rezente Archosaurier
Systematik Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata) Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda) Klasse: Reptilien (Reptilia) Unterklasse: Diapside Reptilien (Diapsida) ohne Rang: Archosauromorpha ohne Rang: Archosauria Wissenschaftlicher Name Archosauria Cope, 1869 Die Archosauria („Herrscherreptilien“) sind eine Gruppe diapsider Amnioten, welche die Krokodile (Crocodilia) und Vögel (Aves) sowie verschiedene fossile Gruppen, darunter die Flugsaurier (Pterosauria) und die Dinosaurier, umfasst. Archosaurier traten erstmals im Oberperm oder in der Untertrias auf, und waren während eines Großteils des Mesozoikums die dominierenden Wirbeltiere an Land und in der Luft. Noch heute stellen sie mit über 10.000 Spezies einen bedeutenden Teil der Wirbeltierfauna.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Der typische Archosaurierschädel hat drei Schädelfenster (orange; dunkelgrau sind die Nasenöffnung und die Augenhöhle)Die wichtigsten gemeinsamen Merkmale (Synapomorphien) der Archosaurier finden sich im Aufbau des Schädels. Dieser besitzt insgesamt drei Schädelfenster und wird aus diesem Grund als triapsider Schädel bezeichnet. Dabei befindet sich das Antorbitalfenster vor der Augenhöhle (Orbita); zwei weitere Schädelfenster befinden sich hinter der Augenhöhle. Bei vielen späteren Formen ist der Schädel von weiteren Öffnungen durchbrochen und der untere Jochbogen fehlt, so dass der triapside Charakter nicht mehr deutlich erkennbar ist.
Der Unterkiefer (Mandibula) besitzt bei allen urtümlichen Formen ebenfalls ein Fenster, welches als Mandibularfenster bezeichnet wird. Die Zähne des Ober- und Unterkiefers sind thecodont, d. h. sie sitzen jeweils in einen eigenem Zahnfach und besitzen keine mehrteiligen Zahnwurzeln. Bei den Vögeln und verschiedenen anderen Taxa sind diese Zähne nicht vorhanden.
Viele Archosaurierformen hatten einen gepanzerten Rücken (Aetosaurier, Phytosaurier, Krokodile, Ankylosaurier).
Stammesgeschichte
Kopfrekonstruktion von Archosaurus rossicus aus dem obersten Perm der zentralrussischen Oblast WladimirDas erste Auftreten der Archosaurier wird je nach Definition auf die Untertrias (Olenekium) oder auf das obere Oberperm datiert. Laut ersterer Definition stellen die Archosauria die Kronengruppe der Krokodile und Vögel dar, schließen also den letzten gemeinsamen Vorfahren von Krokodilen und Vögeln sowie alle Nachfahren dieses Vorfahren mit ein[1][2]. Die andere Definition dagegen schließt weitere, ursprünglichere und ältere Gruppen außerhalb der Kronengruppe mit ein, wie die Erythrosuchidae, die Proterochampsidae, die Proterosuchidae und Euparkeria[3].[4] Einer der ältesten Vertreter der Archosauria nach letzterer Definition war Archosaurus rossicus aus dem Oberperm.
In der Untertrias übernahmen die Archosauria die Rolle der an der Perm-Trias-Grenze ausgestorbenen synapsiden Megacarnivoren Gorgonopsia und Titanosuchia. Eine Radiation erfolgte in der Trias sowie in den nachfolgenden Epochen. Dabei stellten die Archosaurier die Beine immer senkrechter unter dem Körper, und viele Formen bewegten sich von da an zweibeinig (biped) fort.
Besonders im Jura und der Kreide waren die Archosaurier in Form der Dinosaurier und Flugsaurier die dominierende Gruppe der Wirbeltiere an Land und in der Luft. Nach dem Massenaussterben an der Grenze von Kreide und Paläogen (Kreide-Tertiär-Grenze) vor etwa 65 Millionen Jahren stellen die Vögel die wichtigsten Vertreter dar, alle anderen Archosaurier mit Ausnahme der Krokodile sind ausgestorben.
Systematik
Für die Systematik der Archosauria ist das Sprunggelenk von Bedeutung. So werden die Crurotarsi (Krokodile und einige basale Archosauriataxa) aufgrund ihres typischen Gelenks zwischen den Fußwurzelknochen Sprungbein (Astragalus) und Fersenbein (Calcaneus) den Ornithodira (Flugsaurier und Dinosaurier einschließlich der Vögel) gegenüber gestellt.
Die früher aufgrund ihrer Art der Befestigung des Zahnes im Kieferapparat als „Thecodontia“ zusammengefassten basalen Archosaurier stellen demgegenüber keine natürliche Verwandtschaftsgruppe (Monophylum), sondern ein Paraphylum dar.
Die wahrscheinlichen verwandtschaftlichen Zusammenhänge gibt folgendes Kladogramm (nach Benton, 2007) wieder:
Archosauria Crurotarsi † Phytosauridae
† Stagonolepididae
Crocodylomorpha einschließlich Krokodile (Crocodilia)
Ornithodira † Flugsaurier (Pterosauria)
† Lagerpeton
Dinosaurier (Dinosauria) einschließlich Vögel (Aves)
Literatur
- Michael J. Benton: Paläontologie der Wirbeltiere. 2007, ISBN 3-89937-072-4
- Robert L. Carroll: Paläontologie und Evolution der Wirbeltiere. Thieme, Stuttgart (1993), ISBN 3-13-774401-6
- Wilfried Westheide & Reinhard Rieger: Spezielle Zoologie Teil 2: Wirbel und Schädeltiere, 1. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg • Berlin, 2004, ISBN 3-8274-0307-3
Einzelnachweise
- ↑ Richard J. Butler, Stephen L. Brusatte, Mike Reich, Sterling J. Nesbitt, Rainer R. Schoch and Jahn J. Hornung: The sail-backed reptile Ctenosauriscus from the latest Early Triassic of Germany and the timing and biogeography of the early archosaur radiation. In: PLoS One. 6, Nr. 10, 2011, S. e25693. doi:10.1371/journal.pone.0025693.
- ↑ S.J. Nesbitt: The early evolution of archosaurs: relationships and the origin of major clades. In: Bulletin of the American Museum of Natural History. 352, 2011, S. 1–292. doi:10.1206/352.1.
- ↑ Gower, D.J.; Sennikov, A.G. (2003): Early archosaurs from Russia. In Benton, M.J.; Shishkin, M.A.; and Unwin, D.M. (hersg.). The Age of Dinosaurs in Russia and Mongolia. Cambridge: Cambridge University Press. S. 140–159.
- ↑ S.L. Brusatte, Benton, M.J.; Desojo, J.B.; and Langer, M.C.: The higher-level phylogeny of Archosauria (Tetrapoda: Diapsida). In: Journal of Systematic Palaeontology. 8, Nr. 1, 2010, S. 3–47. doi:10.1080/14772010903537732.
Weblinks
- Archosauria bei Palaeos
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