Preussen (1886)

Preussen (1886)
Reichspostdampfer Preussen
Postflagge 1892-1918.svg
Stapellauf (Schiffstaufe): 10. Juli 1886
Indienststellung: Oktober 1886
Bauwerft: AG Vulcan Stettin
Passagiere: 100 I.Klasse
28 II.Klasse
202 Zwischendeck
Besatzung: 122 Mann
Baukosten: 3,732 Millionen Goldmark
Technische Daten
Vermessung: 4577 BRT
5295 BRT
Tragfähigkeit: 3530 tdw
Länge (registriert): 118,92 m
139,39 m
Breite: 13,9 m
Tiefgang: 9,4 m
Maschinenanlage: Dreifach-Expansions-Dampfmaschine
Anzahl der Schrauben: 1
Leistung: 3.800 PSi
Höchstgeschwindigkeit: 14 kn
Verbleib
1909 abgebrochen

Der Reichspostdampfer Preussen war das erste neu gebaute Schiff des Norddeutschen Lloyd (NDL) für den Dienst nach Ostasien und Australien. Nach Abschluss des Vertrages mit dem Deutschen Reich orderte der NDL bei AG Vulcan, Stettin, je drei Dampfer[1] für die Haupt- und für die Zweiglinien.

Eines der Ziele des Reichspostdampfergesetzes, ein Großauftrag an die deutsche Werftindustrie, war damit schon erreicht. Bis dahin hatte der NDL lediglich sechs kleine Dampfer für die England-Fahrt bei deutschen Werften geordert. AG Vulcan, Stettin, wurde ein Hauptauftragnehmer des NDL und lieferte bis 1914 24 Ozeandampfer an den NDL, u.a. alle vier Vier-Schornstein-Schnelldampfer und das größte Lloyd-Vorkriegsschiff George Washington.

Inhaltsverzeichnis

Einsatz

Die Preussen lief am 3. November 1886 zu ihrer Jungfernreise nach Australien aus, nachdem zuvor ab dem 7. Juli 1886 die alten Atlantikdampfer Salier und Hohenzollern zum Einsatz gekommen waren. Die Reise stand leider unter keinem guten Stern. Zwischen Sues und Australien erkrankten mehrere Passagiere an Pocken. Dies veranlasste die australischen Behörden, über das Schiff eine strenge Quarantäne zu verhängen, so dass erst nach 2 Monaten die ersten Passagiere an Land gehen konnten. Diese Verzögerung verursachte einen erheblichen Verlust.[2]

Am 1. Juni 1887 begann die erste Ostasienfahrt der Preussen, nachdem ihre Schwesterschiffe Bayern (ab 9. Februar) und Sachsen (ab 6. April) auf dieser Strecke ihre Jungfernfahrten durchgeführt hatten. Der Einsatz der neuen Postdampfer führte zum Abzug der alten Dampfer Neckar, Nürnberg und Braunschweig der Strassburg-Klasse. Es zeigte sich, dass die Reichspostdampfer zu sehr auf den Transport von Passagieren ausgelegt waren. Obwohl sie sich den Schiffen der Konkurrenz überlegen zeigten, zogen die wenigen Reisenden doch Schiffe ihrer Heimatländer meist vor. Allerdings mangelte es häufig an Frachtraum.

Schon im Mai 1889 setzte der NDL mit der Dresden im Einvernehmen mit der Regierung ein Schiff seiner Städte-Klasse auf der Postlinie ein. Diese acht 1889–91 bei Fairfield in Glasgow gebauten Dampfer genügten wegen des Baues im Ausland nicht den Vertragsbestimmungen. Mit ihrer kleinen Passagiereinrichtung und ihrer Tragfähigkeit (4800-5300 BRT, 58-87 Passagiere, 3200-3900 tdw, 13 kn) erwiesen sie sich als sehr geeignet für den Dienst und trugen (z.T. bis 1906) zur Wirtschaftlichkeit der Reichspostlinien bei.

Dem sollte auch eine Verlängerung der Reichspostdampfer in den Jahren 1893/94 bei Blohm & Voss dienen. Die Preussen wurde als drittes Schiff umgebaut, erhielt neue Kessel, wurde noch 5 m länger als ihre Schwesterschiffe und behielt als einzige ihren zweiten Schornstein. Mit der neu in Dienst gekommenen Prinz Heinrich blieb sie auf der Linie nach Ostasien. 1902 kollidierte die Preussen beim Auslaufen in Hamburg mit dem dänischen Dampfer Orrik, der daraufhin sank.

Die Schwesterschiffe Bayern und Sachsen

Die Bayern hatte am 9. Februar 1887 ihre Jungfernfahrt nach Ostasien begonnen. 1893 war sie bei Blohm & Voss um 15 m verlängert worden und verlor einen Schornstein.[3] Im September 1895 führte sie ihre erste Reise nach Australien durch.

Die Sachsen lief am 6. April 1887 zu ihrer Jungfernfahrt nach Ostasien aus. 1893/94 wurde sie ebenfalls bei Blohm & Voss 15 m verlängert und verlor einen Schornstein. Im Februar 1895 führte sie ihre erste Reise nach Australien durch.

Letzte Verwendung und Ende

1908 wurden die Preussen und ihre Schwesterschiffe Bayern und Sachsen vom Reichspostdampferdienst abgezogen und kamen auf einer neuen Linie von Marseille in das Schwarze Meer (Odessa, Batumi) zum Einsatz. Die Preussen führte auch einige Reisen von Marseille nach Alexandria durch.

1909 wurden die drei Schiffe nach Italien zum Abbruch verkauft.

Einzelnachweise

  1. Plan der Hauptliniendampfer
  2. frühes Bild der Preussen mit Rah-Takelung
  3. Bild der Bayern als Einschornsteiner mit Schonertakelung

Weblinks

Literatur

  • Arnold Kludas: Die Geschichte der deutschen Passagierschiffahrt. Band 1: Die Pionierjahre von 1850 bis 1890. Ernst Kabel Verlag, Hamburg 1986, ISBN 3-8225-0037-2 (Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums 18).
  • Arnold Kludas: Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd. Band 1: 1857 bis 1919. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1991, ISBN 3-7822-0524-3.
  • Christine Reinke-Kunze: Geschichte der Reichs-Post-Dampfer. Verbindung zwischen den Kontinenten 1886–1914. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1994, ISBN 3-7822-0618-5.

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