Abdülmecid II.

Abdülmecid II.
Abdülmecid II.

Abdülmecit II. (* 29. Mai 1868 in İstanbul; † 23. August 1944 in Paris) war der letzte Kalif des Osmanischen Reiches vom 19. November 1922 bis zum 3. März 1924.

Inhaltsverzeichnis

Prinz

Abdülmecit war der Sohn von Sultan Abdülaziz (1830–1876); er wurde im Dolmabahçe-Palast in Istanbul geboren und von Privatlehrern erzogen.

  • Am 23. Dezember 1896 heiratete er seine erste Frau Shahsuvar Bash Kadin Effendi (* 2. Mai 1881 in Istanbul; † 1945 in Paris). Sie hatten einen Sohn, Prinz Shehzade Ömer Faruk Effendi (* 27. Februar 1898; † 1969 oder 1971).
  • Seine zweite Frau Hair un-nisa Kadin Effendi (* 2. März 1876 in Panderma; † 3. September 1936 in Nizza) heiratete er am 18. Juni 1902.
  • Seine dritte Frau wurde am 16. April 1912 Atiya Mihisti Kadin Effendi (* 27. Januar 1892 in Adapazarı; † 1964 in London). Aus der Ehe ging die Tochter Prinzessin Hatice Hayriye Ayse Dürrühsehvar (* 26. Januar 1914; † 8./9. Februar 2006) hervor.
  • Bihruz Kadin Effendi (* 24. Mai 1903 in Izmir) wurde am 21. März 1921 seine vierte Frau.

Er galt als an Politik vollkommen desinteressiert. Sein Hobby war die Malerei, eines seiner Bilder wurde 1900 in Paris ausgestellt. Von ihm gemalte Portraits von Ludwig van Beethoven, Johann Wolfgang von Goethe und Sultan Selim I. wurden 1918 in Wien ausgestellt.

Neben dem Vorsitz der Osmanischen Künstlergesellschaft hatte er den Generalsrang in der osmanischen Armee inne.

Mit der Thronbesteigung seines Vetters Mehmed VI. am 4. Juli 1918 wurde er Kronprinz des Osmanischen Reiches. Versuche seitens Talaat Paschas und später Mustafa Kemals, ihn in die Politik des untergehenden Reiches hineinzuziehen, wusste er sich zu entziehen.

Kalif

Als der Sultan im November 1922 an Bord des britischen Kriegsschiffes Malaya fluchtartig das Land verließ, verkündete der Minister für religiöse Angelegenheiten eine Fatwa zu dessen Absetzung. Das Sultanat wurde abgeschafft, womit allerdings noch die religiöse Funktion des Kalifen zu besetzen war, die über Jahrhunderte hinweg der Sultan in Personalunion ausgeübt hatte. Am 19. November 1922 wählte die Große Nationalversammlung in Ankara Abdülmecit II. zum neuen Kalifen. Auf die bislang üblichen Zeremonien zur Amtseinführung wurde verzichtet.

Der britische Vertreter bei der Amtseinführung im Topkapi-Serail, der Diplomat George Young, beschrieb die Szene in seinen Erinnerungen (London 1926) so:

„Eine Delegation von Abgeordneten aus Angora teilte einem älteren Amateur mit, dass er durch Mehrheitswahl gewählt worden sei wie irgendein Gewerkschaftsführer.“

„Man hat dem Kalifen den Säbel Osmans verweigert und ihm dafür das Schwert des Damokles gegeben.“

Er war der 101. Kalif und das 37. Oberhaupt der osmanischen Dynastie. Die Macht des neuen Kalifen war gering. Das Osmanische Reich befand sich unter Mustafa Kemal (Atatürk) im Übergang zur Republik. Er erinnerte den Kalifen mehrmals an dessen begrenzte Rolle. Ein Brief zweier prominenter Moslems aus Indien, Amir Alis und des damaligen Aga Khan, an den neuen Premierminister İsmet İnönü, in dem sie Vorschläge zur künftigen Rolle des Kalifats machten, geriet an die Presse.

Die türkische Nationalversammlung entschied, das Kalifat abzuschaffen. Am 3. März 1924 wurde Abdülmecit abgesetzt, er und alle Angehörigen der osmanischen Dynastie mussten das Land verlassen.

Exil

Die Behörden brachten ihn aus seinem Palast zum Orient-Express, er ließ sich mit seiner Familie in Paris nieder. Dort starb er am 23. August 1944 in seinem Haus am Boulevard Suchet im 16. Arrondissement. Sein Leichnam wurde nach Medina in Saudi-Arabien überführt.

Literatur

  • Alan Palmer: Verfall und Untergang des Osmanischen Reiches; Heyne Verlag, 1997; ISBN 3-453-11768-9

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