Mehmed IV.

Mehmed IV.
Sultan Mehmed IV., Ottomanische Miniatur 17.Jahrhundert
Mehmed IV. nach einem Stich von Jacob Peeters 17.Jahrhundert

Mehmed IV. (* 2. Januar 1642; † 6. Januar 1693) war Sultan des Osmanischen Reiches von 1648 bis 1687. Er war ein Sohn Sultan İbrahims.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Beiname Avcı / ‏اوجی‎ /‚Jäger‘ weist darauf hin, dass er die meiste Zeit seiner Regentschaft mit der Jagd verbrachte. Er interessierte sich kaum für Staatsgeschäfte, die er seinen Großwesiren überließ.[1] Zuerst Köprülü Mehmed Pascha (1580–1661, Großwesir ab 1656), der 1657 in der Schlacht bei den Dardanellen gegen die Republik Venedig und 1658–1660 in Siebenbürgen gegen Georg II. Rákóczi siegte.

Nach Mehmed Köprülüs Tod berief er dessen Sohn Köprülü Fâzıl Ahmed Pascha (1636–1676, Großwesir ab 1661) in dieses Amt. Dieser führte den Ungarnfeldzug 1663–1664, der mit der verlorenen Schlacht bei Mogersdorf endete. Auf der Insel Kreta eroberte er 1666–1669 die Stadt Candia von Venedig. Im Osmanisch-Polnischen Krieg 1672–1676 gewann Ahmed Köprülü Podolien für den Sultan. Ein Bericht über den Feldzug 1672 ist in der Chronik von Hacı Ali dokumentiert. Der Versuch, die gesamte Ukraine im Osmanisch-Russischen Krieg 1676–1681 zu erobern, scheiterte allerdings.

Der nächste Großwesir Kara Mustafa Pascha (1634/35–1683, Großwesir ab 1676) war weniger fähig. Er belagerte zwar die Kosakenstadt Tschigirin erfolgreich´und unterstützte den ungarischen Aufstand von Imre Thököly 1683 gegen die Österreicher. Die folgende Zweite Türkenbelagerung Wiens blieb jedoch erfolglos, da er von Jan III. Sobieski, dem König von Polen, und dem Reichsfeldherren Karl V. (Lothringen) geschlagen und zum Rückzug gezwungen wurde.

Mehmed IV., der vom Zug auf Wien völlig überrascht wurde, war zwar über die Eigenmächtigkeit seines Großwesirs und die Niederlage erbittert, wollte aber vorerst Kara Mustafa nicht bestrafen. Wieder einmal war ihm die Jagd wichtiger als die Staatsgeschäfte. Erst durch eine Intrige von Höflingen gegen den Großwesir war er zur Unterzeichnung des Todesurteiles bereit.[2] Er ließ Kara Mustafa in Belgrad erdrosseln, aber das rettete seinen Thron nicht. Im Zuge des Großen Türkenkrieges 1683–1699 geriet sein Reich erstmals in die Defensive, in deren verlustreichem Verlauf er schließlich entmachtet und in Edirne gefangen gesetzt wurde.

Literatur

  • Historisches Museum der Stadt Wien, Robert Waissenberger (Herausgeber): Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1982, ISBN 3-7017-0312-4.
  • Ferenc Majoros, Bernd Rill: Das Osmanische Reich 1300–1922. Die Geschichte einer Großmacht. Marix, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-25-8.
  • Josef Matuz: Das osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte. 4. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-20020-9.
  • Nicolae Iorga: Geschichte des Osmanischen Reiches. Nach den Quellen dargestellt. 5 Bände, Verlag Perthes, Gotha 1908-1913, Nachdruck Frankfurt/Main 1990.
  • Gabriel Effendi Noradounghian: Recueil d’actes internationaux de l’Empire Ottoman 1300–1789. Tome I. Paris, Neufchâtel 1897. Reprint: Kraus, Nendeln 1978, ISBN 3-262-00527-4.

Weblinks

 Commons: Mehmed IV. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Robert Waissenberger: Orientierung im Zeitalter. in: Historisches Museum der Stadt Wien, Robert Waissenberger (Herausgeber): Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an er Donau 1683. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1982, ISBN 3-7017-0312-4, S. 13.
  2. Zygmunt Abrahamowicz, Krakau: Kara Mustafa Pascha. in: Historisches Museum der Stadt Wien, Robert Waissenberger (Herausgeber): Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau 1683. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1982, ISBN 3-7017-0312-4, S. 249.


Vorgänger Amt Nachfolger
İbrahim Sultan und Kalif des Osmanischen Reichs
1648–1687
Süleyman II.

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