Cahokia Mounds State

Cahokia Mounds State
Künstlerische Rekonstruktion des Mönchhügels bei Cahokia, 1907

Cahokia gilt als das Hauptzentrum der Mississippi-Kultur und war die größte präkolumbische Stadt nördlich von Mexiko.

Cahokia ist von einer, so weit bekannt, schriftlosen Kultur hervorgebracht worden. Die Stadt befand sich unweit vom heutigen St. Louis im US-Bundesstaat Illinois. Sie existierte ab etwa 700 n. Chr. und war eine geplante Stadt. Um 1000 stieg ihre Bevölkerung rapide an, was möglicherweise damit zusammenhängt, dass der aufkommende Maisanbau eine sicherere und reichhaltigere Nahrungsgrundlage bildete. Aber auch andere Lebensmittel, wie Amarant, ließen sich nachweisen. Schätzungen über die Einwohnerzahl reichen von 8.000 bis 20.000, mitunter auch mehr. Darüber hinaus weisen viele Funde auf eine Hierarchisierung der Gesellschaft hin. Die Herren der Stadt lebten in Hütten auf den bis zu 120 Mounds.

Inhaltsverzeichnis

Mounds

Monk’s Mound ist die größte Erdpyramide in Cahokia

Auf ihrem 74.000 m² umfassenden Gebiet befand sich als größter der Monk’s Mound, eine über 30 m hohe, oben abgeflachte Erdpyramide, die eine Grundfläche von 300 × 240 m bedeckte. Er ist heute wieder zu besichtigen. Dieser Pyramidenstumpf ist das größte künstliche Gebilde aus präkolumbischer Zeit nördlich von Mexiko. Man schätzt, dass 14 Millionen Körbe Erde bewegt werden mussten, um den Hügel nach und nach aufzuschichten.

Unter Mound 72 fand man einen ca. 40-jährigen Mann, der um 1050 verstorben war. Er lag unter 20.000 Muscheln und 800 unbenutzten Pfeilen begraben. Mit ihm zusammen fand man vier Männer, denen die Hände und Köpfe abgetrennt worden waren, dazu 53 erwürgte Frauen im Alter von 15 bis 25 Jahren. Insgesamt sind bisher 280 Skelette ausgegraben worden, davon allein 50 in einem tiefen Brunnen – viele von ihnen offensichtlich vor ihrem Ableben verletzt. Es könnte sich um eine Hinrichtung handeln, aber auch um Menschenopfer, wie sie von den Azteken bekannt sind.

Woodhenge

Die Ausgrabungen haben aber auch gezeigt, dass man sich mit Astronomie beschäftigte. Archäologen sprachen daher von „Woodhenge“, weil analog zum englischen Stonehenge hölzerne Pfähle der Ermittlung des Frühjahrs- und Herbst-Tagundnachtgleiche dienten, somit der Entwicklung von einer Art Kalender.

Lebensgrundlagen

Die Stadt kontrollierte möglicherweise einen weit in den Norden reichenden Handel mit Feuerstein, Kupfer und Muscheln. Dies war vielleicht der Grund, warum sich die Stadt im 11. Jahrhundert mit einem großen Wall umgab, der alle 70 m von einem Wachturm gesichert wurde. Offenbar geschah dies in großer Eile, denn er durchschnitt auch bewohnte Gebiete. Nachweisbar ist das Anwachsen der Orte in der ferneren Umgebung um 1200, was Cahokia möglicherweise zur Anlage des größeren Walls veranlasst hat. Die Stadt maß beinahe 5 km von West nach Ost und über 3,5 km von Nord nach Süd.

Warum die Stadt im 15. Jahrhundert verlassen wurde, ist nicht bekannt. Erkennbar ist, dass nach 1250 ernsthafte Probleme die Stadt bedrängten. Das mag zum einen mit Fehlern beim Feldbau zusammenhängen, die zu einer verstärkten Erosion führten. So erweist sich, dass man zunehmend auf Weichhölzer zum Bau zurückgreifen musste, vielleicht weil die Hartholzbestände abgeholzt waren. Zum anderen setzte um diese Zeit eine deutliche Abkühlung ein, eine Art kleine Eiszeit, die die Erntemengen reduziert hat - für eine so große Stadt eine ernste Gefahr. Die Bevölkerung ging deutlich zurück, Cahokia wurde bedeutungslos, schließlich verlassen.

Weltkulturerbe

Seit den Sechziger Jahren haben Grabungskampagnen die Bedeutung der Stadt immer deutlicher gemacht. Die Cahokia Mounds State Historic Site gehört seit 1982 zum Weltkulturerbe der UNESCO, besitzt ein eigenes Museum und ist öffentlich zugänglich. Der Zusammenhang mit den heutigen Indianern ist unklar, jedoch scheint sich die Stadt (wieder) einer gewissen Verehrung zu erfreuen.

Bibliographie

  • Thomas E. Emerson und R. Barry Lewis (Hg.): Cahokia and the hinterlands: middle Mississipian cultures of the Midwest, Urbana: University of Illinois Press 2000
  • Biloine Young/Melvin Fowler, Cahokia: The Great Native American Metropolis. Urbana, IL: University of Illinois 2000 ISBN 0-252-06821-1
  • Timothy R. Pauketat, Ancient Cahokia and the Mississippians, 2004
  • George R. Milner, Cahokia Chiefdom: The Archaeology of a Mississippian Society, Smithsonian Institution Press, Washington, D.C 1998, ISBN 1-56098-814-2
  • Ralf Preuß, Die Mound-Kulturen im östlichen Nordamerika - Von den Anfängen bis zu den Natchez, in: Amerindian Research 2 (2007)

Weblinks

Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch

38.654722222222-90.0594444444447Koordinaten: 38° 39′ 17″ N, 90° 3′ 34″ W


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