Willy F. Bielicke

Willy F. Bielicke

Willy F. Bielicke (auch William Friedrich Bielicke) (* 1881 in Deutschland; † im 20. Jahrhundert) war ein bedeutender deutsch-amerikanischer Optikkonstrukteur und -unternehmer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Aus dem Unterlagen der US-amerikanischen Einwanderungsbehörden ergibt sich, dass W. F. Bielicke 1881 in Deutschland geboren wurde.[1] Mindestens seit 1905 war jedoch London sein Wohnsitz; es bestanden damals bereits Kontakte in die U.S.A.[2] 1912 lebte er in Clapham Common, am Firmensitz des Londoner-Optikunternehmens Ross. Er meldete von dort aus zusammen mit dem Geschäftsführer von Ross, John Stuard, (und für Ross) ein Patent über ein telezentrisches Objektiv an (britisches Patent Nr. 23470/1912[3]; gleichlautendes US-Patent 1.073.950). Als Beruf gab Bielicke damals "Mathematiker" an.

Am 29. Juli 1913 wanderte er zusammen mit seiner Frau[4] Anna Dora Bielicke (*um 1881 in Frankfurt)[5] und seinem Sohn William P. Bielicke (* 12. September 1905 in München)[6] nach den Vereinigten Staaten von Amerika aus.[7]

Das nächste Patent reichte er im April 1916 für ein "Telefoto-Objektiv" ein (US-Patent Nr. 1.202.021). Die Familie wohnte zu diesem Zeitpunkt laut Angaben in der Patentanmeldung in Rochester, Monroe County, im Bundesstaat New York. In Rochester befindet sich der Firmensitz von Bausch & Lomb, einem führenden US-amerikanischen Unternehmen der optischen Industrie. Bielicki nahm die US-Staatsbürgerschaft an.[8] Die Daten der US-Volkszählung von 1920 zeigen, dass die Familie 1920 noch in Rochester lebte. Für Bausch & Lomb reichte Bielicke im Januar 1922 ein US-Patent (Nr. 1.558.073) für eine vierlinsige Tessar-Variante ein.

Pan-Tachar 1,8/50 mm; Konstruktion nach einem Patent von Bielicke

Bielicke siedelte dann aber nach Berlin über. Dort gründete er 1922 zusammen mit Otto und Hugh Ivan Gramatzki die Astro-Gesellschaft Bielicke & Co. "Astro-Berlin" war ein bis 1991 bestehendes Unternehmen, das vor allem für fotografische und kinematografische Objektive mit hoher Lichtstärke und sehr langer Brennweite bekannt wurde. Auch Frau und Sohn von Willy F. Bielicke beantragten Reisepässe; der Sohn reist 1924 über Hamburg in die USA zurück.[9]

In Berlin schloss sich für Bielicke eine produktive Schaffensperiode an. Im August 1922 reichte er ein Patent für einen neuen Kondensator ein (deutsches Patent Nr. 393652)[10], im Februar für ein erweitertes Cooke-Triplet mit vier einzeln stehenden Linsen (dt. Patent Nr. 440229[11], US-Patent Nr. 1.540.752). Zu diesem Zeitpunkt wohnte Bielicki in Berlin-Neukölln - d.h. in der Nähe des zweiten Betriebssitzes von Astro-Berlin. Er bezeichnete sich in der Patentanmeldung noch als US-Bürger. Die damals patentierte Konstruktion wurde Grundlage der bekannten, lichtstarken Tachar-Objektive seines Unternehmens.[12] Im August 1926 folgte ein Strahlenteiler für die Entfernungsmessung in Sucherkameras (dt. Patent Nr. 479755).[13]

Eine weitere wichtige Objektivkonstruktion reichte er im April 1930 ein (dt. Patent Nr. 538872[14], US-Patent Nr. 1.839.011[15], brit. Patent 367237). Dieses später - zumindest z.T. leicht verändert - als "Tachon" gebaute Objektiv war ebenfalls extrem lichststark (bis 1:0,75) und bestand aus sechs Linsen in 5 Gruppen.[16] Zu diesem Zeitpunkt wohnte Bielicki in Berlin-Halensee. Nach den Angaben in der britischen Patenteinrichung bezeichnete er sich 1930 wieder als deutscher Staatsbürger. Ein weiteres Objektiv-Patent folgte im Januar 1931 (dt. Patent Nr. 634843[17] , US-Patent Nr. 1888156). Im Jahre 1932 wohnte er in Berlin-Neukölln[18] und beantragte Ende 1933 sein letztes Patent und zwar auf ein anamorphotisches Linsensystem (dt. Patent Nr. 624178)[19].

Mitgliedschaften

Willy F. Bielicke war Mitglied Nummer 75 der Optical Society of America[20] und "Fellow" der Society of Motion Picture and Television Engineers (SMTE).[21]

Weblinks

  • Übersicht über von Bielicke konstruierte und patentierte Objektive [2]
  • Klaus Rademachers ausführliche Seite über die Firma Astro-Gesellschaft Bielicke & Co

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. [http://search.ancestry.com/cgi-bin/sse.dll?gl=allgs&gsfn=Willy&gsln=Bielicke&gss=seo&ghc=20
  3. http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=GB000191202347A)
  4. http://search.ancestry.com/cgi-bin/sse.dll?gl=allgs&gsfn=Anna&gsln=Bielicke&gss=seo&ghc=20
  5. http://search.ancestry.com/cgi-bin/sse.dll?gl=allgs&gsfn=Anna&gsln=Bielicke&gss=seo&ghc=20
  6. http://search.ancestry.com/cgi-bin/sse.dll?gl=allgs&gsfn=William&gsln=Bielicke&gss=seo&ghc=20
  7. http://www.ellisisland.org/search/ship_passengers.asp?letter=m&half=1&sname=Minnetonka&year=1913&sdate=07/28/1913&port=United*States&page=1
  8. siehe Angaben im US-Patent Nr. 1.540.752
  9. http://search.ancestry.com/cgi-bin/sse.dll?gl=allgs&gsfn=William&gsln=Bielicke&gss=seo&ghc=20
  10. http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=bibdat&docid=DE000000393652A
  11. http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=bibdat&docid=DE000000440229A
  12. http://dioptrique.info/base/i/i_bielicke.HTM
  13. http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=bibdat&docid=DE000000479755A&famSearchFromHitlist=1
  14. http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000538872A
  15. R. Kingslake (1946) A Classification of Photographic Lens Types. Journal of the Optical Society of America 36(5):151-155.
  16. http://www.taunusreiter.de/Cameras/Biotar.html
  17. http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?window=1&space=menu&content=treffer&action=pdf&docid=DE000001974904U&Cl=5&Bi=1&Ab=&De=3&Dr=6&Pts=&Pa=&We=&Sr=&Eam=&Cor=&Aa=&so=asc&sf=icm&firstdoc=1&NrFaxPages=6&pdfpage=2
  18. http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=GB000191202347A
  19. http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=bibdat&docid=DE000000624178A
  20. Anonymus (1924) J.O.S.A. & R.S.I., 8; Jan. 1924
  21. Fellows of the SMTE, abgerufen am 6. September 2011

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