Bildungslandschaft Altstadt-Nord

Bildungslandschaft Altstadt-Nord
Logo der BAN
Die Bildungslandschaft und ihre wichtigen Orte
Cover des Journals 1 der Bildungslandschaft Altstadt Nord

Die Bildungslandschaft Altstadt Nord (BAN) ist ein modellhaftes Kooperationsprojekt der Stadt Köln, sieben Bildungseinrichtungen im Kölner Stadtteil Altstadt Nord und den Montag Stiftungen aus Bonn. Zentrales Anliegen ist die Verbesserung der Bildungschancen aller Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die diese Einrichtungen besuchen. Erreicht werden soll dies über die Entwicklung und Gestaltung eines Bildungsverbundes und eines Stadtquartiers zu einem zukunftsfähigen Raum im sowohl pädagogischen wie baulichen Sinn.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

In der pädagogischen Diskussion ist ein Begriff entstanden, der pädagogisches Handeln und räumliche Praxis unmittelbar miteinander in Verbindung setzt: In so genannten Bildungslandschaften[1] sollen alle mit Bildung, Betreuung und Erziehung befassten Orte und Einrichtungen untereinander vernetzt und auf vielfältige Weise mit ihren urbanen Kontexten verknüpft werden. So stehen z. B. enge Kooperationen zwischen schulischen Einrichtungen, Einrichtungen der Jugendhilfe und Akteuren der Stadtentwicklung im Vordergrund.

Ausgangspunkt sind die Entwicklungen im gegenwärtigen Bildungs- und Ausbildungssystem und die Einsicht, dass Bildung – im Sinne eines ganzheitlichen Bildungsbegriffs – nicht mehr allein in der Verantwortung von Schulen liegt. Stattdessen sollen ebenso Jugendeinrichtungen, soziale Organisationen, und natürlich das Elternhaus selbst, den Stadtteil gestalten.

Das BAN-Projekt will die bisher getrennt voneinander behandelten Bereiche Gebäude und Lernen, Stadtteil und Bildung sowie sehr unterschiedliche Akteure miteinander verknüpfen. Die Initiatoren wollen damit langfristig auf erfolgreiche Bildungsbedingungen vor Ort hinwirken und eine Aufwertung des Stadtteils erreichen.

Partizipative und öffentliche Veranstaltungen[2] stehen seit Beginn des Projektes für alle Interessierten offen: dazu zählen städtebauliche Planungsworkshops[3] und Ideenkonferenzen,[4] in denen u. a. die pädagogische Entwicklung weiter vorangetrieben wird.

Beteiligte

Pädagogische Ziele

Unter dem Motto „Türen öffnen für bedeutungsvolles Lernen“ haben sich die beteiligten Bildungseinrichtungen und Projektpartner auf wesentliche verbindende pädagogische Ziele und Herangehensweisen verständigt. Vielfältige Projekte sollen Lernanlässe schaffen, die über die klassischen Schulfachbereiche und getrennten Bildungsgänge hinaus gehen und diejenigen Themen aufgreifen, die jungen Menschen wichtig sind. Kinder und Jugendliche sollen die Möglichkeit erhalten, an für sie relevanten Inhalten zu lernen, sich Dinge selbstbestimmt und selbstorganisiert, fachübergreifend bzw. fächerverbindend und über unterschiedliche Erfahrungen anzueignen.

Die Zusammenarbeit soll die Übergänge innerhalb des Bildungsweges des Einzelnen (Kindertagesstätte, Grundschule, weiterführende Schule) erleichtern und so gewährleisten, dass Kinder länger gemeinsam in einer damit bruchloser werdenden Bildungskette miteinander lernen können. Dies betrifft etwa 2.000 Kinder (Stand 2009), Jugendliche und Studierende, die sich tagsüber in den Einrichtungen befinden und von rund 140 Pädagoginnen und Pädagogen betreut werden.

Die am Projekt beteiligten erziehungswissenschaftlichen Experten von der Universität Tübingen, der Universität Siegen, dem Reformschulverbund „Blick über den Zaun“ und dem Deutschen Jugendinstitut aus München sehen an der Bildungslandschaft Altstadt Nord zukunftsweisende pädagogische Ansätze. Neben der pädagogisch Vernetzung und der individuellen Förderung von Kindern und Jugendlichen gewinnt auch „Der Raum als dritter Pädagoge“, damit also die pädagogische Architektur, in der Fachwelt zunehmend an Bedeutung für Bildungseinrichtungen. [5]

Ein nicht in das Projekt involvierter erziehungswissenschaftlicher Experte, Dieter-Jürgen Löwisch, wirft dem zugrundeliegenden pädagogischen Konzept dagegen „aussagelosen Eklektizismus“ vor und bemängeln seine fehlende Stringenz. Die bei den Montag Stiftungen gängige Assoziation von Bildung mit ästhetisierter Natur sei rein willkürlich.[6]

Erste Projekte

  • Wandgestaltung an der Grund- und Hauptschule und Freizeitanlage Klingelpütz: Kinder und Jugendliche der Einrichtungen erarbeiten gemeinsam mit einem Künstler Entwürfe und übernehmen die Umgestaltung.
  • Flurgestaltung Abendgymnasium: In mehreren Workshops mit Studierenden des Abendgymnasiums und Schülern der Berufsschule wurde überlegt, wie man die Flurbereiche im Abendgymnasium umgestalten könnte.
  • Hansa Gymnasium Schulhofumgestaltung: Im Kunst- und SoWi- Unterricht erarbeiten Schüler gemeinsam mit einer Architektin vom Entwurf über Ausschreibung bis zur Umsetzung die Gestaltung ihres Schulhofs.
  • Musikprojekt sCOOLhits: Schülerinnen und Schüler der BAN texten, komponieren und produzieren Songs.
  • Chor der Bildungslandschaft: Der Chor kommt seit dem 26. August 2009 regelmäßig zusammen und richtet sich an alle Nutzergruppen und Anwohner rund um den Klingelpützpark.
  • Wegweiserprojekt: Von allen Bildungseinrichtungen der Bildungslandschaft wurden Wegweiser gestaltet, welche auf den Grundstücken der Bildungseinrichtungen aufgestellt werden sollen (in Arbeit).
  • Art Special (Kunstprojekt)
  • Lesepaten (Senioren lesen Schülern vor)
  • Journal der Bildungslandschaft [7]
  • Podcast-Projekt

Räumliche Bedarfe

Die Bildungslandschaft Altstadt Nord liegt im Zentrum der Stadt Köln. Dom und Bahnhof, Ebertplatz und Eigelsteintorburg, Hansahochhaus und Mediapark liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. Im Zentrum des Bereiches liegt der Klingelpützpark, eine Parkanlage mit wichtiger Erholungsfunktion für die Umgebung. Um diesen Park herum sind die Einrichtungen gruppiert. Sie befinden sich überwiegend in einem schlechten baulichen Zustand oder haben Erweiterungsbedarf. [8]

Um ein gemeinsames Entwicklungskonzept zu erarbeiten wurde von Februar 2008 bis September 2008 ein städtebauliches Workshopverfahren durchgeführt, in dem öffentlich unterschiedliche Entwicklungsoptionen diskutiert wurden. Am Ende des Wettbewerbes entschied sich die Jury für die beste Idee. Diese wurde unter den Anwohnern kontrovers diskutiert, was zur Einrichtung eines Planungsbeirates führte.[9]

Das Konzept sieht durch die Optimierung der Nutzungen eine durchgängige Belebung der Einrichtungen vor. Die Ausweitung der Schulen in den Ganztag macht es notwendig, einen neuen, rhythmisierten Bildungsalltag zu gestalten (Unterricht & Spiel, Entspannung, Verpflegung, gemeinsames und individuelles Arbeiten etc.).

Herkömmliche Räume (Klassenzimmer) sind dafür oft nicht ausgelegt, so dass es zu baulichen Veränderungen kommen muss. Auch der Stadtteil soll von der Umgestaltung profitieren, z. B. durch wohnortnahe Ganztagesangebote und damit zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf; Bildungs- und Raumangebote für Bewohner des Stadtteils. Der Park soll eine wachsende integrative Aufgabe wahrnehmen und die Wohnstandorte in der Umgebung weiter aufwerten. [10]

Entwicklung des Projektes

  • 2006: Der Projektstart und der Beginn des Dialoges in Workshops
  • 2007: Die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung
  • 2007: Die Arbeit der Gremien
  • 2008: Die 1. Ideenkonferenz (Entwicklung von Projekten zur Umsetzung der pädagogischen Ziele)[11]
  • 2008: Partizipationsprojekte für Kinder und Jugendliche
  • 2008: Die Aufnahme des Projektes als Modellprojekt in die Nationale Stadtentwicklungspolitik
  • 2008: Vertiefung der konzeptionellen pädagogischen Entwicklung als Verbund
  • 2008: Start erster gemeinsamer einrichtungsübergreifender Projekte der Kinder und Jugendlichen
  • 2008: Der Städtebauliche Planungsworkshop
  • 2008: Die Einrichtung eines Planungsbeirates
  • 2009: Die 2. Ideenkonferenz [12]
  • 2009: Die Herausgabe der 1. Ausgabe des Projektjournals
  • 2009: Die Einrichtung eines Projektbüros / einer Projektpräsenz vor Ort
  • 2010: Aufgrund unzureichender Anmeldezahlen zum Schuljahr 2009/2010 können die bestehende Grund- und Hauptschule in ihrer heutigen Form nicht weitergeführt werden. Die Stadt Köln hat entschieden, die beiden Schulstandorte zu halten. Die Realschule am Rhein und die Celestin-Freinet-Grundschule wollen in die Bildungslandschaft umziehen.
  • 2010: Der Rat der Stadt Köln hat sich am 14. September 2010 für die Realisierung der Bildungslandschaft Altstadt Nord ausgesprochen und die Mittel in Höhe von 75 Mio. Euro für die geplanten Baumaßnahmen bewilligt.[13] Zuvor hatte der Schulausschuss mehrheitlich die Vorlage für das Projekt begrüßt. Bildungsdezernentin Dr. Agnes Klein setzt sich für eine schnelle Umsetzung der Pläne des „Flaggschiffes der Bildung in Köln“[14] ein, da die Bildungseinrichtungen rund um den Klingelpützpark einen dringenden Sanierungsbedarf aufweisen. In den Kosten enthalten sind – anders als im Ratsbeschluss von 2006[15] – die Generalinstandsetzung und Sanierung aller Schulen in der Bildungslandschaft. Die vorgesehenen Raumprogramme entsprechen den ebenfalls vom Rat beschlossenen Schulbauleitlinien der Stadt Köln. Die Kosten entsprechen den Kosten, die bei einer konventionellen Realisierung der benötigten Flächen in einzelnen Baumaßnahmen ohne den Prozess der Bildungslandschaft Altstadt Nord ebenso angefallen, bzw. sogar geringfügig höher angefallen wären.[16]

Kritik

Die Bürgerinitiative Klingelpützpark äußert Kritik an dem Projekt Bildungslandschaft Altstadt Nord in Köln und spricht sich gegen die Bebauung des Klingelpützparks durch die 'Bildungslandschaft Altstadt-Nord' aus. Die Bürgerinitiative Klingelpützpark bemängelt außerdem das zu späte Einsetzen einer Bürgerbeteiligung bei der räumlichen Planung der Bildungslandschaft. Das Kölner Projekt sei von Grund auf falsch angelegt, da Partizipation zunächst exklusiv zwischen Akteuren aus dem Bildungsbereich stattfand. Ausgeblendet blieben Umweltbelange und die Interessen der Bürgerschaft.[17] Außerdem kritisiert die Initiative, dass sich die Stadt Köln von den Montag Stiftungen abhängig gemacht habe. Der dem Kölner Rat für September 2010 zur Entscheidung vorliegende Beschluss enthält Hinweise, dass die Montag Stiftungen ihre Förderung eingestellt hätten, wäre es zu weiteren Verzögerungen bei der Umsetzung gekommen. [18] Die Kostenexplosion noch vor Baubeginn ginge zu Lasten anderer bedürftiger Schulen Kölns [19].

Andere Bildungslandschaften

Hamburg: Bildungszentrum Tor zur Welt [20]
Berlin: Bildungsmeile Wutzkyallee in der Gropiusstadt [21]

Einzelnachweise

  1. http://www.ganztaegig-lernen.org/www/web599.aspx Bildungslandschaften
  2. http://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0050.asp?__kvonr=21225&voselect=4656 Ratsbeschluss der Stadt Köln
  3. http://www.montag-stiftungen.com/fileadmin/Redaktion/Jugend_und_Gesellschaft/PDF/Projekte/Lebensraum_Schule/Bildungslandschaft_Altstadt-Nord/Downloads/090728_Doku_Partizipation.pdf Dokumentation des Partizipationsworkshops
  4. http://www.montag-stiftungen.com/fileadmin/Redaktion/Jugend_und_Gesellschaft/PDF/Projekte/Lebensraum_Schule/Bildungslandschaft_Altstadt-Nord/Ideenkonferenzen/www_01_080220_Dokumentation-Ideenkonferenz-2008.pdf Dokumentation der 1. Ideenkonferenz
  5. http://www.montag-stiftungen.com/fileadmin/Redaktion/Jugend_und_Gesellschaft/PDF/Projekte/Lebensraum_Schule/Bildungslandschaft_Altstadt-Nord/Downloads/091126_BAN_Staedtebau_Doku_online.pdf Dokumentation des Städtebaulichen Planungsworkshops
  6. http://www.klingelpuetzpark.de/docs/20100227-ban-bildungskonezpt-loewisch.pdf Kritische Einschätzung Prof. Löwisch
  7. http://www.montag-stiftungen.com/fileadmin/Redaktion/Jugend_und_Gesellschaft/PDF/Projekte/Lebensraum_Schule/Bildungslandschaft_Altstadt-Nord/projektjournal/BAN_jour00_online.pdf Projektjournal BAN
  8. http://www.stadt-koeln.de/1/presseservice/mitteilungen/2009/03923/ Planungsbeirat berät drei Entwürfe
  9. http://www.stadt-koeln.de/4/stadtplanung/04209/ Planungsbeirate BAN
  10. http://www.koelnarchitektur.de/pages/de/home/news_archiv/1960.htm Bedeutungsvolles Lernen
  11. http://bildung.koeln.de/regionale_projekte/bildungslandschaft/projekt/erste_ideenkonferenz/index.html 1.Ideenkonferenz
  12. http://bildung.koeln.de/regionale_projekte/bildungslandschaft/projekt/zweite_ideenkonferenz/index.html 2.Ideenkonferenz
  13. http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1281431237612.shtml
  14. http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1281431237612.shtml
  15. http://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf-rat-gremien/rat/niederschriften/2006/09-28-nds-19.pdf Ratssitzung, 28. September 2006, S. 56
  16. http://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0050.asp?__kvonr=21248&voselect=5982 Beschlussvorlage Rat, 2. Februar 2010, S. 9
  17. http://www.klingelpuetzpark.de/
  18. http://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0050.asp?__kvonr=21248&voselect=5982
  19. http://www.klingelpuetzpark.de/ Inhalt abgerufen 28. August 2010
  20. http://www.tor-zur-welt.hamburg.de/index.php/ Website Hamburg-Bildungszentrum Tor zur Welt
  21. http://www.wutzkyallee.de/

Weblinks


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