Bion (Satellit)

Bion (Satellit)
Bion-Satellit (in der Mitte des runden Fensters im Nutzlastmodul sind die fünf Rattenkäfige zu sehen). Rechts an der Spitze das Nauka-Modul
künstlerische Darstellung eines Bion-Satelliten im Orbit

Bion (russisch Бион) lautete die Projektbezeichnung für ein Satellitenprogramm der UdSSR zur Untersuchung biologischer Prozesse im Weltraum.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau und Mission

Die auch als Biokosmos oder Biosputnik bezeichneten Satelliten wurden zwischen 1973 und 1996 gestartet. Der zuerst, unter der Tarnbezeichnung Kosmos 110 gestartete Satellit wird ebenfalls zu dieser Reihe gerechnet, da er zum Test der Lebensbedingungen im Weltall verwendet wurde. Er diente jedoch hauptsächlich dem Test des Woschod-Raumschiffes. Die eigentlichen Satelliten der Bion-Baureihe dienten der Erforschung von Lebens- und Wachstumsprozessen bei Pflanzen und Tieren unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit. Die Untersuchungen erfolgten vollautomatisch an Bord von Satelliten die von den Zenit-Aufklärungssatelliten abgeleitet waren.

Die Satelliten (Herstellerbezeichnung 12KS) bestanden aus drei Sektionen: dem kegelförmigen Servicemodul, dem in der Mitte befindlichen kugelförmigen Nutzlast- bzw. Wiedereintrittsmodul (mit etwa 2,2 m Durchmesser) und dem externen und autonomen Nutzlastmodul namens Nauka (russisch наука für Wissenschaft). Letzteres kam auch bei anderen Satelliten (z. B. Zenit-2M) zum Einsatz. Das gesamte Raumschiff hatte einen Durchmesser von maximal 2,5 m und war etwa 5.400 kg schwer, wovon 625 kg auf die wissenschaftliche Nutzlast entfielen. Sie wurden mit Sojus-Raketen von Plessezk (bis auf Kosmos 110) aus in eine etwa 210-400 km hohe Bahn mit einer Inklination von 62,8° oder 82,3° (Bion 6, 7 und 9) gebracht.

Seit 2008 wird vom Konstruktionsbüro Progress der Nachfolger Bion-M entwickelt. Durch ein leistungsfähigeres Triebwerk sollen die Satelliten eine höhere Umlaufbahn erreichen (zwischen 400 und 450 Kilometern statt bislang zwischen 200 bis 300 Kilometer) und damit eine gegenüber den etwa 22 Tagen der Bion-Baureihe wesentlich höherer Lebensdauer erreichen. Der Start des ersten Bion-M-Satelliten ist für 2010 geplant.[1]

Übersicht über die einzelnen Satelliten

Name Start Landung[2] Bemerkungen
Kosmos 110 22. Februar 1966 16. März 1966 Test des Woschod-Raumschiffs, in dem sich die beiden Hunde Weterok und Ugoljok befanden.
Bion 1
Kosmos 605
31. Oktober 1973 22. November 1973 An Bord befinden sich Ratten, Schildkröten, Insekten und Pilze.[3]
Bion 2
Kosmos  690
22. Oktober 1974 12. November 1974 An Bord befanden sich Albino-Ratten.
Bion 3
Kosmos 782
25. November 1975 15. Dezember 1975 Die Experimente und deren gesammelten Daten wurden erstmals von von einem internationalen Forscherteam (v.a. aus Frankreich, der Tschechoslowakei, Ungarn, Polen, Rumänien, USA und UdSSR) geliefert und ausgewertet. Diese Zusammenarbeit wurde bei den folgenden Missionen fortgesetzt. An Bord waren Drosophila melanogaster (Fruchtfliegen), Daucus carota Zellkulturen, Bakterien und Fischeier (Fundulus heteroclitus).
Bion 4
Kosmos 936
3. August 1977 3. August 1977 An Bord befanden sich 30 junge Wistar-Ratten und Drosophila.
Bion 5
Kosmos 1129
25. September 1979 14. September 1979 An Bord befanden sich 30 junge Wistar-Ratten in fünf Gruppen sowie Wachteleier und Bakterien.
Bion 6
Kosmos 1514
14. Dezember 1983 19. Dezember 1983 An Bord befanden sich die beiden Rhesusaffen Abrek und Bion sowie einige Ratten.
Bion 7
Kosmos 1667
10. Juli 1985 17. Juli 1985 An Bord befanden sich die beiden Affen Werni und Gordi sowie eine große Anzahl Ratten.
Bion 8
Kosmos 1887
29. September 1987 12. Oktober 1987 An Bord befanden sich die beiden Affen Drema und Jeroscha.
Bion 9
Kosmos 2044
15. September 1989 29. September 1989 An Bord befanden sich die beiden Affen Schankonja und Zabiyaka sowie Pflanzen, Ratten, Insekten und Fische.
Bion 10
Kosmos 2229
29. Dezember 1992 10. Januar 1993 An Bord befanden sich die beiden Affen Iwascha und Kroscha.
Bion 11 24. Dezember 1996 7. Januar 1996 An Bord befanden sich die beiden Affen Lalik und Multik.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. RIA Novosti - Wissenschaft und Technik - Konstruktionsbüro Progress entwickelt neuen Biosatelliten Bion-M. de.rian.ru, 1. April 2008, abgerufen am 20. Oktober 2009.
  2. Полёты на специализированных КА. www.astronaut.ru, abgerufen am 20. Oktober 2009 (russisch).
  3. Bion. www.daviddarling.info, abgerufen am 20. Oktober 2009 (englisch).

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