Brimir (Schwert)

Brimir (Schwert)

Brimir (altnordisch Brimir) ist in der nordischen Dichtung ein Heiti für das Schwert. Das heißt, ein Dichter konnte Brimir als alternatives Wort für Schwert verwenden.

Quellen

Die Thulur führen Brimir unter den Heiti des Schwerts auf.[1]

Die Umschreibung wird in zwei Liedern der Lieder-Edda gebraucht. So heißt es im Lied Sigrdrífumál:

„Á biargi stóð með Brimis eggiar,
hafði sér á hǫfði hiálm.“[2]

„Auf dem Berg stand er (Hropt = Odin) mit Brimirs Schneiden
Den Helm hat er auf dem Haupt.“[3]


Sigrdrífumál 14


Zweimal steht Brimir für Schwert im Heldenlied Helgaviða Hundingsbana Ǫnnor:

„Bar sócn saman, er sefa hefndoð,
oc busti blóð á brimis eggiar.“[4]

„Kampf kam auf, als ihr die Verwandten rächet,
und Blut strömte --- auf des Schwertes Schneiden.“[5]


Helgaviða Hundingsbana Ǫnnor (Das zweite Lied von Helgi dem Hundingstöter) 10


„Hafa þér í hendi heslikylfo;
þat er þér blíðara enn brimis dómar.“[6]

„Halt in der Hand einen Haselstock[7]
’s ist dir angenehmer als Urteil durchs Schwert.[8][9]


Helgaviða Hundingsbana Ǫnnor (Das zweite Lied von Helgi dem Hundingstöter) 22


In der Skaldik findet sich die Umschreibung zum Beispiel bei Einarr Skúlason, einem isländischen Skalden des 12. Jahrhunderts, in seinem Lied Geisli:

„halft fimta vann heimtan
hundrað, brimis sunda,
nýztan tír, þat's nœra,
Norðmanna, val þorði.“[10]

"Half of the fifth hundred of Norsemen,
Those who dared to feed the falcon of the
Sound of the sword,
went home with very useful honour."[11]


– Einarr Skúlason: Geisli 55

Rezeption

Man kann heute nicht mehr genau feststellen, warum Brimir als Umschreibung für Schwert verwendet werden konnte. Entweder wurde dadurch das Klirren des Schwertes hervorgehoben, da Brimir von altnordisch brimill (einer Bezeichnung für eine bestimmte Seehundart), das in späterer Zeit auch ‚brüllen‘ bedeuten konnte, abgeleitet worden sein kann. Es könnte aber auch von altnordisch brim, brimi ‚Brandung, Meer; Feuer‘ abstammen. Dadurch hätte man den feurigen Glanz des Schwertes hervorgehoben.[12]

Einzelnachweise

  1. Þulur III, 15 (Sverða heiti), 5. Strophe
  2. Lieder-Edda: Sigrdrífumál 14. Textausgabe nach Titus Projekt, URL: http://titus.uni-frankfurt.de/texte/etcs/germ/anord/edda/edda.htm, aufgerufen am 4. Dezember 2009.
  3. Übersetzung nach Arnulf Krause: Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda. Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-15050-047-7.
  4. Lieder-Edda: Helgaviða Hundingsbana Ǫnnor (Das zweite Lied von Helgi dem Hundingstöter) 10. Textausgabe nach Titus Projekt, URL: http://titus.uni-frankfurt.de/texte/etcs/germ/anord/edda/edda.htm, aufgerufen am 4. Dezember 2009.
  5. Übersetzung nach Arnulf Krause: Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda. Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-15050-047-7.
  6. Lieder-Edda: Helgaviða Hundingsbana Ǫnnor (Das zweite Lied von Helgi dem Hundingstöter) 22. Textausgabe nach Titus Projekt, URL: http://titus.uni-frankfurt.de/texte/etcs/germ/anord/edda/edda.htm, aufgerufen am 4. Dezember 2009.
  7. Zum Hüten der Ziegen.
  8. Umschreibung für Kampf.
  9. Übersetzung nach Arnulf Krause: Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda. Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-15050-047-7.
  10. Einarr Skúlason: Geisli, 55 (Vol. 7, 51-2). Textausgabe nach Martin Chase.
  11. Übersetzung nach Martin Chase: Einarr Skúlason's Geisli: a critical edition. University of Toronto Press, Toronto 2005, ISBN 978-0-80203-822-7.
  12. Jan de Vries: Altnordisches Etymologisches Wörterbuch. 2. Auflage. Brill Archive, S. 57

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