Britton Chance

Britton Chance

Britton Chance (* 24. Juli 1913 in Wilkes-Barre, Pennsylvania; † 16. November 2010 in Philadelphia) war ein US-amerikanischer Biochemiker und Biophysiker. Außerdem ist er Goldmedaillengewinner im Segeln bei den Olympischen Sommerspielen 1952.

Chance wuchs in Haverford auf und erfand noch als Jugendlicher eine neue automatische Schiffssteuerung, die von General Electric weiterentwickelt wurde. Er studierte Chemie an der University of Pennsylvania, wo er 1935 seinen Bachelor-, 1936 seinen Master-Abschluss machte und 1940 in Physikalischer Chemie promoviert wurde. 1942 wurde er ein zweites Mal an der Universität Cambridge in Biologie und Physiologie promoviert. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete er an den MIT Radiation Laboratories an Radar und Bombenzielgeräten (wofür er 1950 das Certificate of Merit erhielt). Nach dem Zweiten Weltkrieg war er mehrere Jahre in Schweden am Nobel-Institut und in Cambridge. 1952 erhielt er einen D.Sc. in Cambridge. Er blieb an der University of Pennsylvania, wo er ab 1949 Professor für Biophysik war und Direktor der Johnson Foundation. 1964 wurde er dort E. R. Johnson Professor für Biophysik und Physikalische Biochemie (später umbenannt in Biochemie und Biophysik), Eldridge Reeves Johnson Professor of Biophysik, Physikalische Chemie und Radiologische Physik und 1977 University Professor. In den 1990er Jahren war er Direktor des Instituts für Biophysik und Biomedizinische Forschung und 1998 wurde er Präsident der Medical Diagnostic Research Foundation.

Chance beschäftigte sich mit Struktur und Funktion von Enzymen. Noch als Student entwickelte er einen Stopped-Flow-Apparat zum Studium von Enzymreaktionen, der noch heute verwendet wird. Damit wies er in Cambridge die Existenz des Enzym-Substrat-Komplexes nach. Er wies nach, dass der für viele biologische Prozesse (wie Photosynthese) wichtige Elektronentransfer auf quantenmechanischen Tunneln basierte. Später befasste er sich mit biomedizinischer Optik. Zum Beispiel benutzte er in den 1990er Jahren Nah-Infrarot-Techniken zur Diagnose von Brustkrebserkrankungen und war in den 1980er Jahren ein Pionier der Anwendung von NMR in der Medizin. Er erfand ein dual wavelength spectrophotometer und trug zur Entwicklung von Glucose-Messgeräten bei.

1950 wurde Chance mit dem Pfizer Award in Enzyme Chemistry ausgezeichnet. 1970 gewann er den H.P.-Heineken-Preis für Biochemie und Biophysik und 1972 einen Gairdner Foundation International Award. Er war Ehrendoktor in Buenos Aires, Rom (Tor Vergata), Düsseldorf, Kopenhagen, am Karolinska Institut, der University of Pennsylvania, Medical College of Ohio, Semmelweis-Universität in Budapest, Helsinki und am Hahnemann Medical College in Philadelphia. Er erhielt die Franklin Medal des Franklin Instituts und die Benjamin Franklin Medal der American Philosophical Society, deren Vizepräsident er war, sowie den Christopher Columbus Discovery Award in Biomedical Research der National Institutes of Health. Die Stellar-Chance Laboratories der University of Pennsylvania wurden 1995 teilweise nach ihm benannt.

Er ist Mitglied der National Academy of Sciences (1952) und erhielt 1974 die National Medal of Science. 1968 wurde er auswärtiges Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften. Er ist Fellow der American Physical Society und der SPIE (International Society for Optical Engineering), die einen Preis in biomedizinischer Optik nach ihm benannte. Die International Society for Oxygen Transport in Tissue (ISOTT) benannte ebenfalls einen Preis nach ihm.

1952 gewann er mit Edgar White, Michael Schoettle und Sumner White eine Goldmedaille im Segeln (5,5 m R-Klasse) bei den Olympischen Sommerspielen in Helsinki. Auch später war Segeln seine Leidenschaft. Seine Yachten nannte er häufig nach seiner Entdeckung des Enzym-Substrat-Komplexes Complex.

Er war dreimal verheiratet, zuletzt 2010 mit Shoko Nioka, einer taiwanesischen Wissenschaftlerin, mit der er viele Jahre zusammenarbeitete, und hatte 16 Kinder und Stiefkinder.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Britton Chance — (born July 24, 1913) is Eldridge Reeves Johnson University Professor Emeritus of Biophysics at the University of Pennsylvania. He received a B.A. (1935), M.A. (1936) and Ph.D. degree in 1940 at the University of Pennsylvania, where he was a… …   Wikipedia

  • Chance (Begriffsklärung) — Chance bezeichnet einen sozialethischen bzw. mathematischen Begriff, die Möglichkeit des Eintreffens eines bestimmten Ereignisses, siehe Chance die Art und Höhe eines Einsatzes beim Roulette, siehe Chance (Roulette) mehrere Jagdflugzeuge der US… …   Deutsch Wikipedia

  • Chance (name) — This article is about the name Chance. For other uses, see Chance (disambiguation). Contents 1 Given name 2 Surname 3 Fictional characters …   Wikipedia

  • Chance (album) — Chance Studio album by Manfred Mann s Earth Band Released 10 October 1980 …   Wikipedia

  • Chance , Britton — (1913–) American biophysicist Chance was born an engineer s son in Wilkes Barre, Pennsylvania; he was educated at the University of Pennsylvania, where he obtained his PhD in 1940 and where he served as E.R. Johnson Professor of Biophysics from… …   Scientists

  • Chris Britton (baseball) — Chris Britton Britton as a non roster invitee of the San Diego Padres in 2009 spring training. York Revolution No. 98 …   Wikipedia

  • List of University of Pennsylvania people — This is a list of current and former faculty, alumni, and non graduating attendees of the University of Pennsylvania in Philadelphia, Pennsylvania, in the United States.Nobel LaureatesPhysics *Raymond Davis 2002 Nobel Prize in Physics **for… …   Wikipedia

  • Mantoloking, New Jersey —   Borough   …   Wikipedia

  • David Epel — is a researcher at Hopkins Marine Station in Pacific Grove, California. Contents 1 Biography 2 Research Focus 3 Scientific Lineage 4 External links …   Wikipedia

  • Kurt Reinke — (* 6. März 1933; † 23. Februar 2000) war ein deutscher Yachtkonstrukteur und Buchautor. Leben Reinke ging bei Abeking Rasmussen in Bremen als Bootsbauer in die Lehre und war danach bei A R für den Yachtbau zuständig. Unter seiner Mitarbeit… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”