- Helsinki
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Helsingin kaupunki
Helsingfors stadWappen Karte Basisdaten Staat: Finnland Landschaft: Uusimaa Verwaltungsgemeinschaft: Helsinki Geographische Lage 60° 10′ N, 24° 56′ O60.16666724.93333325Koordinaten: 60° 10′ N, 24° 56′ O Fläche: 715,55 km²[1] davon Landfläche: 213,66 km² davon Binnengewässerfläche: 1,17 km² davon Meeresfläche: 500,72 km² Einwohner: 588.695 (31. Dez. 2010)[2] Bevölkerungsdichte: 2.755,3 Ew./km² ISO 3166-2: FI-ES Gemeindenummer: 091 Postleitzahlen: 00100–01055, 10000, 13000, 40000, 50000 Sprache(n): Finnisch, Schwedisch Website: hel2.fi Helsinki (finn. [ˈhɛlsiŋki], schwed. Helsingfors, [hɛlsɪŋˈfɔrs]) ist die Hauptstadt von Finnland und der finnischen Landschaft Uusimaa. Es ist mit 588.695 (Stand 31. Dezember 2010) Einwohnern die größte Stadt Finnlands und bildet das Zentrum der „Hauptstadtregion“, eines Ballungsraumes mit rund einer Million Einwohnern. Die Stadt ist das politische, wirtschaftliche, geistige, wissenschaftliche und kulturelle Zentrum Finnlands. Helsinki hat 6,2 % schwedischsprachige Einwohner und ist offiziell zweisprachig.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Helsinki liegt im Süden des Landes in der Landschaft Uusimaa an der Küste des Finnischen Meerbusens gegenüber der estnischen Hauptstadt Tallinn. Mit den Nachbarstädten Espoo, Vantaa und Kauniainen ist die Stadt zu einer zusammenhängenden Agglomeration zusammengewachsen. Die vier politisch eigenständigen Städte bilden die sogenannte „Hauptstadtregion“ (finn. pääkaupunkiseutu, schwed. huvudstadsregionen), faktisch eine einzige Großstadt mit einer Million Einwohnern. Zum weiteren Einzugsgebiet Helsinkis gehört die Region Helsinki (finn. Helsingin seutu) mit den Gemeinden Kirkkonummi, Vihti, Nurmijärvi, Tuusula, Kerava, Sipoo, Järvenpää und Hyvinkää. In diesem Großraum leben insgesamt 1,3 Millionen Menschen, was gut ein Viertel der Gesamtbevölkerung Finnlands ausmacht.
Das Stadtgebiet Helsinkis, wie auch das sonstige Südfinnland, ist von flachen, leicht ansteigenden Hügeln aus Granitfelsen bestimmt. Die höchste Stelle im Stadtgebiet ist mit 90 Metern eine Aufschüttung von Bauaushub im Stadtteil Malminkartano. Die höchste natürliche Erhebung befindet sich im Stadtteil Kivikko und erreicht 62 Meter über dem Meeresspiegel.
Ausdehnung des Stadtgebiets
Helsinki erstreckt sich auf einer Fläche von 715 km², wovon 213 km² Land sind, über das Festland und mehr als 300 vorgelagerte Schären. Die wichtigsten Inseln sind das Wohngebiet Lauttasaari, Seurasaari, das ein Freilichtmuseum beherbergt, Korkeasaari, auf dem sich der Zoo befindet, und die Festungsinsel Suomenlinna.
Die über 100 Kilometer lange Küstenlinie ist mit zahlreichen Buchten und Halbinseln stark gegliedert. Im Laufe der letzten Jahrhunderte wurden zahlreiche Aufschüttungen vorgenommen, die die Küstenlinie teils stark verändert haben. Beispielsweise lag der zentrale Stadtteil Kluuvi noch Anfang des 19. Jahrhunderts unter Wasser. Rund 20 % des Stadtgebiets sind bewaldet, weitere knapp 10 % bestehen aus Parks und Grünanlagen. 5 % der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt.
Das Stadtzentrum befindet sich auf der Halbinsel Vironniemi im Südwesten des Stadtgebietes. Charakteristisch für Helsinki ist der große Unterschied zwischen der relativ dicht bebauten Innenstadt und den wesentlich großzügiger angelegten, seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erbauten Stadtteilen, die sich im Norden und Osten anschließen.
Stadtgliederung
Grundlage der amtlichen Gliederung Helsinkis sind die 137 Teilgebiete (finn. osa-alue) mit den ihnen untergeordneten 369 Kleingebieten (pienalue). Übergeordnet gibt es zwei parallele Systeme: die Teilgebiete werden auf unterschiedliche Weise einerseits zu 59 Stadtteilen (kaupunginosa), andererseits zu 34 Stadtbezirken (peruspiiri) zusammengefasst. Die Stadtbezirke werden ihrerseits zu acht Großbezirken (suurpiiri) zusammengefasst. Die praktische Bedeutung dieser Verwaltungseinheiten ist jedoch begrenzt, die im Alltag benutzten Bezeichnungen der verschiedenen Gebiete weichen von den offiziellen oft ab.
Die 59 Stadtteile Helsinkis nach Großbezirken:
Südlicher Großbezirk: Eira, Etu-Töölö, Kaartinkaupunki, Kaivopuisto, Kamppi, Katajanokka, Kluuvi, Kruununhaka, Länsisatama, Lauttasaari, Punavuori, Suomenlinna, Taka-Töölö, Ullanlinna Westlicher Großbezirk: Haaga, Kaarela, Konala, Laakso, Meilahti, Munkkiniemi, Pitäjänmäki, Ruskeasuo Mittlerer Großbezirk: Alppiharju, Hermanni, Kallio, Käpylä, Koskela, Kumpula, Pasila, Sörnäinen, Toukola, Vallila, Vanhakaupunki Nördlicher Großbezirk: Oulunkylä, Pakila, Tuomarinkylä Nordöstlicher Großbezirk: Malmi, Pukinmäki, Suurmetsä, Suutarila, Tapaninkylä, Viikki, Südöstlicher Großbezirk: Herttoniemi, Kulosaari, Laajasalo, Mustikkamaa-Korkeasaari, Santahamina, Tammisalo, Ulkosaaret, Vartiosaari, Villinki Östlicher Großbezirk: Mellunkylä, Vartiokylä, Vuosaari Großbezirk Östersundom: Östersundom, Salmenkallio, Talosaari, Karhusaari, Ultuna 1812 kam Johan Albrecht Ehrenström auf die Idee, den Häuserblocks im Stadtzentrum ebenfalls Namen zu geben. Diese bekamen von 1820 bis 1900 jeweils einen Tier- oder Blumennamen, z.B.: Kortteli 32 Dromedaari (schwedisch: Kvarteret 32 Dromedaren, deutsch: Häuserblock 32 Dromedar).
Klima
Das Klima von Helsinki verbindet Merkmale des Kontinental- und Seeklimas. Die Jahresdurchschnittstemperatur in Helsinki beträgt 4,8 °C, das Jahresmittel des Niederschlages liegt bei 689 mm. Der meiste Niederschlag fällt im Oktober (73 mm im Monatsmittel), der wenigste im März (36 mm). Der kälteste Monat ist der Februar mit einer Durchschnittstemperatur von −6,6 °C, am wärmsten ist es im Juli mit 17,2 °C. Im Sommer können Höchsttemperaturen von bis zu 30 °C erreicht werden. Im Winter sind Temperaturen unter −15 °C keine Seltenheit; die niedrigste je in Helsinki gemessene Temperatur betrug −34,3 °C (10. Januar 1987).[3]
Der erste Schnee fällt meist Mitte November. Eine bleibende Schneedecke gibt es meist ab Ende Dezember bis Ende März. Im Winter friert der Finnische Meerbusen zu, sodass Eisbrecher benötigt werden, um eine Fahrrinne freizuhalten.
Helsinki liegt auf demselben Breitengrad wie der Südteil Alaskas und die Südspitze Grönlands. Aufgrund der Lage wird es zur Zeit der Sommersonnenwende auch nachts nicht vollständig dunkel (sog. „weiße Nächte“).
Helsinki Klimadiagramm (Erklärung) J F M A M J J A S O N D 44-3-934-3-9351-6368-13516449209692212782011691467582693-257-1-7Temperatur in °C, Niederschlag in mm Quelle: Finnish Meteorological Institute.[4] Die Daten basieren auf den monatlichen Mittelwerten von 1971–2000. Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für HelsinkiJan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Max. Temperatur (°C) −2,6 −2,9 1,1 7,5 15,5 19,8 21,8 19,9 14,0 8,1 2,5 −0,8 Ø 8,7 Min. Temperatur (°C) −8,5 −9,3 −5,6 −0,7 4,4 9,3 11,8 10,7 6,1 2,2 −2,4 −6,6 Ø 1 Niederschlag (mm) 44 34 35 36 35 49 69 78 69 75 69 57 Σ 650 Sonnenstunden (h/d) 1,2 2,5 4,5 6,5 9,2 9,9 9,4 7,7 5,0 3,0 1,2 0,9 Ø 5,1 Regentage (d) 10 8 8 7 6 8 9 11 11 11 12 12 Σ 113 Quelle: Finnish Meteorological Institute.[4] Die Daten basieren auf den monatlichen Mittelwerten von 1971–2000.Geschichte
Schwedische Herrschaft
Die Landschaft Uusimaa (schwed. Nyland) kam im 12. Jahrhundert unter schwedische Herrschaft. Im Mittelalter bestanden auf dem Gebiet des heutigen Helsinki einige Dörfer, die von der im 14. und 15. Jahrhundert eingewanderten schwedischsprachigen Bevölkerung bewohnt wurden.
Die Stadt Helsingfors (so der schwedische Name von Helsinki) wurde am 12. Juni 1550 auf Befehl des schwedischen Königs Gustav I. Wasa gegründet, um einen Konkurrenzhafen zur Hansestadt Reval (dem heutigen Tallinn) auf der anderen Seite des Finnischen Meerbusens zu schaffen. Ursprünglich befand sich Helsinki an der Mündung des Flusses Vantaanjoki. Der schwedische Name Helsingfors leitet sich von einer Stromschnelle (schwed. fors) am Unterlauf des Vantaanjoki ab (der Fluss wurde damals noch Helsinge å genannt). Das Gebiet des ursprünglichen Helsinki heißt noch heute Vanhakaupunki („Altstadt“), obwohl von der ursprünglichen Stadt nichts mehr erhalten ist. Die Einwohnerschaft Helsinkis bestand aus Bürgern der Städte Porvoo, Ekenäs, Rauma und Ulvila, die sich auf Anweisung des Königs in der neugegründeten Stadt niederlassen mussten.
Als Schweden im Livländischen Krieg 1561 Reval eroberte, schmälerte dies Helsinkis Bedeutung. Weil die Lage des Hafens am Ende einer flachen und klippenreichen Bucht für große Segelschiffe ungünstig war, beschloss man, die Stadt näher an das offene Meer zu verlegen. Als neuer Standort standen zunächst Santahamina und das Gebiet des heutigen Sörnäinen zur Disposition. Schließlich wurde Helsinki 1640 unter der Leitung des Generalgouverneurs Per Brahe an seine heutige Stelle auf der Halbinsel Vironniemi (schwed. Estnässkatan) verlegt. Heute befindet sich auf dem Gebiet der Stadtteil Kruununhaka. Die alte Stadt an der Mündung des Vantaanjoki wurde aufgegeben.
Das Erstarken des Russischen Reiches und die Gründung der Stadt Sankt Petersburg im Jahr 1703 hatten maßgeblichen Einfluss auf Helsinki. Der Große Nordische Krieg zwischen Schweden und Russland traf Helsinki schwer. Zunächst fiel ein großer Teil der Bevölkerung 1710 einer Pestepidemie zum Opfer, dann wurde die Stadt 1713 von der eigenen Armee beim Rückzug niedergebrannt. Von 1713 bis 1721 sowie erneut während des Russisch-Schwedischen Krieges 1741–1743 stand Helsinki unter russischer Besatzung. Nachdem Schweden im Frieden von Turku die Festung Hamina an Russland hatte abtreten müssen, wurde 1748 die Seefestung Sveaborg (Suomenlinna) auf mehreren Inseln vor der Küste Helsinkis errichtet.
Russische Herrschaft
Am 2. März 1808 wurde Helsinki während des Russisch-Schwedischen Krieges von russischen Truppen erobert. Dabei wurde es durch eine Feuersbrunst abermals fast völlig zerstört. Als Resultat des verlorenen Krieges musste Schweden 1809 ganz Finnland an Russland abtreten.
Die Hauptstadt des neugegründeten Großfürstentums Finnland war Anfangs Turku, die bis dahin größte und bedeutendste Stadt des Landes. Aus Sicht von Zar Alexander I. war Turku aber zu weit von Sankt Petersburg entfernt, weshalb 1812 der Beschluss erging, die Hauptstadt nach Helsinki zu verlegen. Helsinki war zu diesem Zeitpunkt eine eher unbedeutende Stadt mit rund 4000 Einwohnern. Der deutsche Architekt Carl Ludwig Engel wurde damit beauftragt, das durch den Stadtbrand zerstörte Helsinki als repräsentative Hauptstadt neu aufzubauen. So entstand das klassizistische Zentrum rund um den Senatsplatz. Die umliegenden Stadtviertel bestanden aus meist einstöckigen Holzhäusern, von denen heute nur noch einige vereinzelte erhalten sind. Seit 1819 war Helsinki Sitz des finnischen Senats und damit endgültig Hauptstadt des Großfürstentums.
Nach dem großen Stadtbrand von Turku im Jahr 1827 wurde auch die Akademie zu Turku, damals die einzige Universität Finnlands, nach Helsinki verlegt und 1828 in die Universität Helsinki umgewandelt. Im Zuge der Industrialisierung wuchs Helsinki in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark. Die Eisenbahnverbindungen nach Hämeenlinna und Sankt Petersburg entstanden 1862 und 1870. Kurz nach der Jahrhundertwende überstieg Helsinkis Einwohnerzahl 100.000. In Stadtteilen wie Katajanokka, Kruununhaka und Eira wurden zahlreiche neue Wohnhäuser im Jugendstil erbaut.
Seit der Erlangung der Unabhängigkeit
Als Finnland am 6. Dezember 1917 die Souveränität erlangte, wurde Helsinki zur Hauptstadt des neuen Staates. Im bald darauf ausgebrochenen finnischen Bürgerkrieg brachten die Roten Garden die Stadt am 28. Januar 1918 unter ihre Kontrolle, die bürgerliche Regierung flüchtete nach Vaasa. Im April griffen deutsche Truppen zur Unterstützung der Weißen in das Kriegsgeschehen ein und eroberten Helsinki nach zweitägigen Kämpfen am 13. April 1918. Anders als in Tampere richtete der Bürgerkrieg in Helsinki relativ wenig Schaden an. Nachdem der Krieg zu Gunsten der bürgerlichen Weißen entschieden worden war, wurden auf der Insel Suomenlinna rund 10.000 Anhänger der Roten interniert, von denen ca. 1.500 verhungerten oder an Krankheiten starben.
Im Zweiten Weltkrieg war Helsinki mehreren Großbombardements durch die sowjetische Luftwaffe ausgesetzt. Im Vergleich zu anderen europäischen Städten blieben die Schäden aber relativ gering, was nicht zuletzt einer effizienten Luftabwehr zu verdanken war.
Helsinki sollte ursprünglich die Olympischen Sommerspiele 1940 ausrichten. Für die Spiele wurden zahlreiche funktionalistische Bauten wie das Olympiastadion oder das Kulturzentrum Lasipalatsi errichtet. Die Spiele mussten aber wegen des Krieges abgesagt werden. Als Ersatz erhielt Helsinki die Olympischen Sommerspiele 1952.
1975 fand in der Finlandia-Halle in Helsinki die erste Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) statt, die zu einer Annäherung von Ostblock- und Westblockstaaten führte.
Ausdehnung des Stadtgebietes
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschränkte sich das Stadtgebiet Helsinkis noch auf die Halbinsel Vironniemi. Dieses Gebiet wird heute Stammstadt (kantakaupunki) genannt. Die Stadt war umgeben vom Gebiet der Landgemeinde Helsinki (Helsingin maalaiskunta), deren Reste das heutige Vantaa bilden.
Im Laufe des Jahrhunderts wurden immer wieder Teile der Landgemeinde in die Stadt Helsinki eingegliedert: 1906 die Stadtteile Meilahti, Käpylä und Kumpula, 1912 Pasila, 1926 Ruskeasuo und Uusipelto. Ihre heutige Form erhielt die Stadt im Wesentlichen im Jahr 1946, als im Zuge einer großen Eingemeindung 14 Stadtteile aus der Landgemeinde der Stadt zugeschlagen wurden. Gleichzeitig wurden die damals selbständigen Gemeinden Haaga, Huopalahti, Kulosaari sowie Oulunkylä eingemeindet. Zuletzt erwarb Helsinki noch im Jahr 1966 den Stadtteil Vuosaari und im Jahr 2009 Teile der Nachbargemeinden Sipoo und Vantaa, aus denen die neuen Stadtteile Östersundom, Salmenkallio, Talosaari, Karhusaari und Ultuna gebildet wurden.
Überlegungen, Helsinki mit den anderen Städten der Hauptstadtregion, Vantaa, Espoo und Kauniainen, zu einem Groß-Helsinki zu verbinden, sind über Jahrzehnte immer wieder aufgegriffen worden. Da die Regierung in Finnland heute generell die Schaffung größerer Gemeindeeinheiten anstrebt, wird diese Option derzeit wieder ernsthaft diskutiert.
Bevölkerung
Zum Jahreswechsel 2009/2010 hatte Helsinki 583.350 Einwohner.[5] Die Bevölkerungsdichte beträgt 2.739 Einwohner pro Quadratkilometer. Der Anteil der Frauen an der Bevölkerung Helsinkis ist mit 53,1 % höher als im Landesmittel (51,1 %). Die als Hauptstadtregion bezeichnete Agglomeration (Helsinki, Espoo, Vantaa, Kauniainen) hat rund eine Million Einwohner, im weiteren Einzugsgebiet Helsinkis leben 1,3 Millionen Menschen.
Die Mobilität der Bevölkerung ist in Helsinki höher als im Rest Finnlands. Viele Menschen aus anderen Gemeinden Finnlands ziehen zum Arbeiten oder Studieren in die Hauptstadt. Gleichzeitig verlassen sie vor allem viele Familien wegen der hohen Wohnkosten in Richtung der Vororte. Im Jahr 2005 zogen insgesamt 33.953 Menschen aus anderen Gemeinden Finnlands oder dem Ausland nach Helsinki, während 33.381 Personen die Stadt verließen.[6]
Sprachen und Bevölkerungsgruppen
In Helsinki bildete bis Ende des 19. Jahrhunderts der finnlandschwedische Bevölkerungsanteil die Mehrheit. Im Jahr 1870 teilten sich die Sprachen der Bevölkerung folgendermaßen auf: Schwedisch 57 %, Finnisch 25,9 %, Russisch 12,1 %, Deutsch 1,8 %, übrige 3,2 %. Durch den Zuzug aus anderen Gebieten des Landes hat sich der Anteil der schwedischsprachigen Bewohner stark verringert und liegt heute nur noch bei 6,0 %. Helsinki ist offiziell zweisprachig mit Finnisch als Mehrheits- und Schwedisch als Minderheitssprache. So haben beispielsweise sämtliche Straßen einen finnischen und einen schwedischen Namen, die Ansagen in der U-Bahn sind zweisprachig usw.
Eine in Helsinki gesprochene Variation des Finnischen ist der sogenannte Helsinki-Slang (Stadin slangi). Er beruht auf der finnischen Umgangssprache, hat aber viele Wörter aus dem Schwedischen und Russischen sowie in jüngerer Zeit aus dem Englischen übernommen. Im lokalen Slang wird Helsinki stets als Stadi (von schwed. stad für „Stadt“) bezeichnet. Die ebenfalls umgangssprachliche Bezeichnung Hesa wird vor allem außerhalb der Stadt verwendet.
5,2 % der Einwohner Helsinkis haben eine ausländische Staatsbürgerschaft, hauptsächlich kommen sie aus Estland, Russland und Schweden, daneben aus Somalia. Der Anteil der außerhalb Finnlands geborenen Menschen beträgt 7,9 %. Die meisten Migranten wohnen im Osten und Norden der Stadt, am höchsten ist ihr Anteil im Stadtbezirk Jakomäki (11,0 % ausländische Staatsbürger bzw. 15,9 % außerhalb Finnlands geborene Menschen). Im Vergleich mit anderen europäischen Hauptstädten ist der Ausländeranteil in Helsinki zwar eher niedrig, dennoch ist er der höchste aller finnischen Städte.
Religionen
Wie allgemein in Finnland gehört die Mehrheit der Bevölkerung Helsinkis der evangelisch-lutherischen Kirche an. Im Jahr 2009 hatten die evangelisch-lutherischen Gemeinden Helsinkis insgesamt 372.495 Mitglieder.[7] Dies entspricht einem Anteil von 63,8 % der Bevölkerung, was deutlich unter dem Landesdurchschnitt von rund 80 % liegt. In Helsinki bestehen 24 finnischsprachige, drei schwedischsprachige und eine deutschsprachige evangelisch-lutherische Kirchengemeinde. Die finnischsprachigen Gemeinden gehören zum Bistum Helsinki, das neben Helsinki auch die Stadt Vantaa und die Landschaft Ostuusimaa umfasst, die schwedisch- und deutschsprachigen Gemeinden unterstehen dem Bistum Porvoo. Bischofssitz des Bistums Helsinki ist der Dom von Helsinki.
Orthodoxe Gläubige sind in Helsinki seit der russischen Zeit ansässig. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen viele orthodoxe Finnen aus Karelien nach Helsinki, so dass die orthodoxe Gemeinde in Helsinki heute überwiegend finnischsprachig ist. Die orthodoxe Kirchengemeinde Helsinki umfasst ganz Uusimaa und Ostuusimaa und hat rund 20.000 Mitglieder. Hauptkirche der orthodoxen Gemeinde und zugleich Bischofskirche des orthodoxen Bistums Helsinki ist die Uspenski-Kathedrale.
Helsinki ist Sitz zweier römisch-katholischer Kirchengemeinden und des römisch-katholischen Bistums Helsinki, das ganz Finnland umfasst. Daneben bestehen in Helsinki mehrere freikirchliche Gemeinden.
Der Islam wurde im 19. Jahrhundert von Tataren nach Helsinki gebracht. Daneben sind in jüngerer Zeit muslimische Immigranten in größerer Zahl vor allem aus dem Nahen Osten und Somalia eingewandert. Die jüdische Gemeinde Helsinki besteht seit Ende des 19. Jahrhunderts und hat rund 1300 Mitglieder.
Einwohnerentwicklung
Der starke Anstieg der Bevölkerungszahl Helsinkis begann, als die Stadt 1812 zur Hauptstadt Finnlands wurde, und setzte sich unvermindert bis Ende der 1960er Jahre fort. In den 1980ern verlangsamte sich das Wachstum. Als viele Bewohner in die Nachbargemeinden zogen, sank die Einwohnerzahl sogar zeitweise, bis sie in den 1990ern wieder zu steigen begann.
Entwicklung der Einwohnerzahl von 1700 bis 2004:
1700 bis 1925
Jahr Einwohner 1700 1.700 1810 4.065 * 1830 11.100 1850 20.745 1860 22.228 1884 49.146 1890 61.530 1900 91.216 1925 209.800 1940 bis 1987
Jahr Einwohner 1940 317.314 1950 369.380 1960 452.777 1968 531.286 1975 498.680 1980 483.036 1983 484.471 1985 485.795 1987 490.034 1990 bis 2004
Jahr Einwohner 1990 492.400 1992 501.514 1995 525.031 1997 539.363 2000 555.474 2001 559.718 2002 559.716 2003 559.330 2004 559.046 * zum Vergleich: Turku – 10.224
Politik
Hauptstadt
Helsinki ist die Hauptstadt der Republik Finnland. In der Stadt haben das Parlament, der Staatsrat (das Regierungsorgan), sämtliche Ministerien sowie der Präsident ihren Sitz. Daneben befinden sich auch die beiden höchsten Gerichtsinstanzen, der Oberste Gerichtshof und der Oberste Verwaltungsgerichtshof in Helsinki.
Wappen
Beschreibung: In Blau schwimmt auf einem weißen Wellenschildfuß unter einer goldenen Krone ein goldenes Boot.
Verwaltung
Wie in allen finnischen Städten, ist auch in Helsinki der Stadtrat (finn. kaupunginvaltuusto) die höchste Entscheidungsinstanz bei lokalen Angelegenheiten. Dazu zählen Stadtplanung, Schulen, Gesundheitswesen und öffentlicher Verkehr. Der aus 85 Mitgliedern bestehende Rat wird auf vier Jahre gewählt.
Traditionell stellt die konservative Sammlungspartei die stärkste Fraktion im Stadtrat, gefolgt vom Grünen Bund, der in Helsinki landesweit am stärksten vertreten ist und bei den Kommunalwahlen 2008 die bisher an zweiter Stelle liegenden Sozialdemokraten auf den dritten Platz verdrängte. Derzeit fallen knapp drei Viertel der Sitze auf diese drei Parteien. Das Linksbündnis und die Schwedische Volkspartei, die politische Vertretung der Finnlandschweden, folgen mit Wahlergebnissen im einstelligen Prozentbereich. Obwohl eine der drei größten Parteien des Landes, hat die Zentrumspartei, wie in den meisten anderen Großstädten, nur eine geringe Bedeutung. Weiterhin im Stadtrat vertreten sind die Christdemokraten, die rechtspopulistischen Basisfinnen und die Kommunistische Partei Finnlands.
Zusammensetzung des Stadtrats (2009–2012) Partei Wahlergebnis[8] Sitze Sammlungspartei 29,2 % 26 Grüner Bund 23,3 % 21 Sozialdemokraten 17,8 % 16 Linksbündnis 8,5 % 7 Schwedische Volkspartei 6,3 % 5 Basisfinnen 5,3 % 4 Zentrumspartei 4,3 % 3 Christdemokraten 2,8 % 2 Kommunisten 1,6 % 1 Der Stadtdirektor von Helsinki trägt aus historischen Gründen den Titel Oberbürgermeister (finn. ylipormestari). Er ist dem Stadtrat unterstellt und wird von diesem ernannt. Seine Aufgabe ist es, die Verwaltung zu führen und den Haushalt der Stadt zu verwalten. Seit 2005 hat Jussi Pajunen von der Sammlungspartei diesen Posten inne.
Städtepartnerschaften
Helsinki unterhält keine Städtepartnerschaften, gehört aber zum METREX-Netzwerk der europäischen Metropolregionen. Die Stadt unterhält Beziehungen zu den Hauptstädten der anderen EU-Mitgliedsstaaten und Nordischen Länder sowie Städten des Ostseeraums. Daneben besteht eine besondere Zusammenarbeit mit Moskau und Peking. Helsinki ist Mitglied im Konvent der Bürgermeister/innen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Architektur
Helsinki gilt als Hochburg des Klassizismus. Zudem wird das Stadtbild durch die Jugendstil-Architektur aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts geprägt. Unter den modernen Gebäuden sind mehrere Vertreter des Funktionalismus hervorzuheben.
Klassizismus
Nachdem Helsinki 1812 zur Hauptstadt erkoren worden war, beauftragte man den Architekten Carl Ludwig Engel (1778–1840) mit der Planung eines repräsentativen Zentrums nach dem Vorbild von Sankt Petersburg. Rund um den zentralen Senatsplatz (Senaatintori) liegt ein einzigartiges klassizistisches Ensemble mit dem zwischen 1830 und 1852 erbauten Dom, dem alten Senatsgebäude und dem Hauptgebäude der Universität. Weitere nennenswerte klassizistische Bauten sind u. a. die Universitätsbibliothek und der Präsidentenpalast. Engels klassizistisches Zentrum brachte Helsinki später den Beinamen „weiße Stadt des Nordens“ ein.
Jugendstil
Der finnische Jugendstil ist stark von der nationalromantischen, vom Nationalepos Kalevala inspirierten Kunst jener Epoche beeinflusst.
Beispiele für die Jugendstilarchitektur kann man in den Wohnhäusern von Stadtteilen wie Katajanokka, Kruununhaka oder Eira entdecken. Auch Repräsentationsbauten wie der Hauptbahnhof, das Nationalmuseum oder die Kirche von Kallio entstanden im nationalromantischen Jugendstil. Als bedeutendster Vertreter der finnischen Jugendstilarchitektur gilt Eliel Saarinen (1873–1950).
Funktionalismus
Mehrere Bauten in Helsinki entwarf der berühmte finnische Architekt Alvar Aalto (1898–1976), einer der Vorreiter des Funktionalismus. Viele seiner Entwürfe wie die Finlandia-Halle, ein 1971 fertiggestelltes Konzert- und Kongressgebäude, oder das Hauptquartier des Papierkonzerns Stora Enso sind von der Bevölkerung teilweise kontrovers aufgenommen worden. Entlang der Hauptstraße Mannerheimintie befinden sich mit dem Kulturzentrum Lasipalatsi, dem Posthaus und dem Olympiastadion weitere funktionalistische Bauten.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Die Flaniermeilen Helsinkis sind die Aleksanterinkatu und die Esplanadi. Erstere ist nach Zar Alexander I. benannt und führt vom Senatsplatz zum Mannerheimintie. Die Aleksanterinkatu wird von zahlreichen Geschäften gesäumt, darunter Stockmann, das größte Warenhaus der nordischen Länder. Die Esplanadi verläuft parallel zur Aleksanterinkatu und besteht aus zwei Straßen Pohjoisesplanadi und Eteläesplanadi (Nord- und Südesplanade) mit einem dazwischen gelegenen Park. Am östlichen Ende der Esplanadi direkt am Südhafen liegt der Marktplatz (Kauppatori). Im Sommer werden auf dem belebten Markt Obst, Gemüse, frisch gefangener Fisch und Souvenirs verkauft. Am Rand des Marktplatzes steht die bekannte Skulptur der Havis Amanda.
Vom Marktplatz verkehrt eine Fähre zur Festung Suomenlinna (schwed. Sveaborg). Die Festung wurde 1748 auf mehreren vorgelagerten Inseln erbaut und gehört seit 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Suomenlinna ist ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische wie Touristen. Die Inseln werden heute noch von etwa 950 Menschen bewohnt. Ein Teil des Geländes wird militärisch genutzt und ist für Zivilisten nicht zugänglich.
Auf einem Felsen im Westen der Halbinsel Katajanokka erhebt sich die orthodoxe Uspenski-Kathedrale. Der Bau im russisch-byzantinischen Stil wurde 1868 fertiggestellt und ist die größte orthodoxe Kirche im westlichen Europa. Ein weiteres Kirchengebäude, das viele Besucher anzieht, ist die moderne Temppeliaukio-Kirche im Stadtteil Töölö. Sie wurde 1969 in einen Granitfels hineingebaut.
Theater und Musik
Helsinki hat drei größere Theater. Das Finnische Nationaltheater (Suomen Kansallisteatteri) wurde ursprünglich in Porvoo gegründet. Es war das erste Theater, das Stücke in finnischer Sprache aufführte. Seit 1902 ist es in einem Jugendstilgebäude am Bahnhofsplatz untergebracht. Das Helsinkier Stadttheater (Helsingin Kaupunginteatteri) entstand durch den Zusammenschluss des Arbeitertheaters und des Volkstheaters. Seit 1967 befindet sich das Stadttheater im Stadtteil Kallio. Das Schwedische Theater (Svenska Teatern) ist das älteste Theater der Stadt und führt Stücke auf Schwedisch auf.
Das wichtigste Opernhaus des Landes ist die Finnische Nationaloper (Kansallisooppera) im Helsinkier Stadtteil Töölö. Neben Opern finden hier Konzerte und Ballettaufführungen statt. Im Jahr 2011 wurde das Konzerthaus Musiikkitalo eröffnet. Es ist das neue Musikzentrum der Helsinkier Philharmoniker (Helsingin kaupunginorkesteri), des finnischen Radio-Symphonieorchesters und der Sibelius-Akademie, der einzigen Musikhochschule Finnlands.
Ende August oder Anfang September ist Helsinki Schauplatz der Helsingfors Biennale. Konzerte, Ausstellungen, Oper und Ballett von internationalem Rang werden dann veranstaltet. Im Fünfjahreszyklus findet zu Ehren von Jean Sibelius der Internationale Violinwettbewerb statt.
Im Sommer finden im Zentrum Helsinki zahlreiche Rock- und Popveranstaltungen unter freiem Himmel statt, darunter mehrere kostenlose Konzerte im Park Kaivopuisto und im Park Kaisaniemenpuisto neben dem Hauptbahnhof. Im letztgenannten Park zieht das jährliche Tuska Open Air Metal Festival jeden Juli rund 30.000 Besucher an und ist damit das größte Metalfestival Finnlands.
Museen
Das Finnische Nationalmuseum (Suomen kansallismuseo) beherbergt Exponate über die Geschichte Finnlands von prähistorischen Zeiten bis ins 21. Jahrhundert. Das Museumsgebäude aus dem Jahr 1910 imitiert im nationalromantischen Jugendstil mittelalterliche Burgen und Kirchen. Das Museum der Stadt Helsinki stellt die fünfhundertjährige Geschichte Helsinkis vor. Auch die Universität Helsinki unterhält einige Museen, darunter das Universitätsmuseum und das Museum für Naturgeschichte.
Die Finnische Nationalgalerie ist auf drei Museen aufgeteilt. Im 1887 im Stil der Neorenaissance errichteten Ateneum am Bahnhofsplatz sind die wichtigsten finnischen Kunstwerke des 18. bis 20. Jahrhunderts ausgestellt, darunter etwa Gemälde von Akseli Gallen-Kallela, Helene Schjerfbeck und Albert Edelfelt. Das Sinebrychoff-Kunstmuseum (Sinebrychoffin taidemuseo) zeigt klassische europäische Kunst. Für zeitgenössische Kunst ist das Kiasma-Museum zuständig. Seine Sammlungen enthalten finnische und ausländische, vor allem nordeuropäische Kunst ab den 1960er Jahren. Die Architektur des modernen Baus an der Straße Mannerheimintie führte bei seiner Eröffnung 1998 zu Kontroversen. In Helsinki befindet sich mit dem Finnischen Architekturmuseum eines der ältesten Architekturzentren Europas.
Freizeit und Erholung
Für eine Stadt ihrer Größenordnung verfügt Helsinki über recht viele Grünanlagen. Ungefähr 30 % des Stadtgebietes bestehen aus Wäldern oder Parks. Der bekannteste Park Helsinkis ist der im Südosten des Stadtzentrums direkt am Meer gelegene Kaivopuisto. Er entstand in den 1830er Jahren als Park eines Kurbades. Seit 1886 ist er ein öffentlicher Park. Von den Felsen des Kaivopuisto eröffnet sich ein Blick über die Schären vor der Küste Helsinkis hinüber nach Suomenlinna. Weitere Parks im Zentrum sind der Park in Kaisaniemi und der sogenannte „Pestpark“ (Ruttopuisto) an der Alten Kirche in der Bulevardi-Straße. Letzterer diente bis 1829 als Friedhof und erhielt seinen Namen, weil dort die Toten der Pestepidemie von 1710 bestattet wurden.
An der Hietaniemi-Bucht im Westen des Zentrums befindet sich ein Badestrand und der weitläufige Friedhof von Hietaniemi. Etwas weiter nördlich im Stadtteil Taka-Töölö liegt der Sibelius-Park mit dem Sibelius-Denkmal, das zu Ehren des Komponisten Jean Sibelius aus über 600 Stahlröhren errichtet wurde. Die Insel Seurasaari ist ein beliebtes Ausflugsziel und beherbergt ein Freilichtmuseum. Der größte Park in Helsinki ist der 10 km² große Zentralpark (Keskuspuisto) der nördlich von Töölö beginnt und bis zur Nordgrenze Helsinkis reicht. Allerdings handelt es sich eher um ein naturbelassenes Waldgebiet als um einen Park.
Sport
Die wichtigste internationale Sportveranstaltung, die in Helsinki stattgefunden hat, waren die Olympischen Sommerspiele 1952. Ursprünglich sollte Helsinki bereits die Olympiade von 1940 ausrichten, diese musste aber wegen des Zweiten Weltkrieges abgesagt werden. Das größte internationale Ereignis, das je in Finnland stattgefunden hat, war für das kleine Land, das sich gerade erst von den Kriegsfolgen erholte, eine Möglichkeit, sich der Weltöffentlichkeit zu präsentieren. Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften fanden 1983 und 2005 in Helsinki statt. Daneben wurde 1974, 1982, 1991, 1997 und 2003 in Helsinki um die Eishockey-Weltmeisterschaft gespielt. Im Jahr 2009 war Helsinki zentraler Schauplatz der in Finnland ausgetragenen Fußball-Europameisterschaft der Frauen.
Der Fußballklub HJK Helsinki ist der Rekordmeister der Veikkausliiga. In der Saison 1998/1999 konnte er sich als erster und bislang einziger finnischer Verein für die UEFA Champions League qualifizieren. Er trägt seine Heimspiele im 2000 erbauten Finnair Stadium neben dem Olympiastadion aus. Im Eishockey gehören die beiden Helsinkier Klubs Jokerit und HIFK zu den Spitzenmannschaften der SM-liiga. Die Heimarena von HIFK ist die Eishalle Helsinki, ebenfalls in Nachbarschaft des Olympiastadions, während Jokerit in der 1997 eröffneten Multifunktionshalle Hartwall Areena im Stadtteil Pasila spielt. Der SSV Helsinki erzielte mehrfach Meistertitel und Pokalsiege im Floorball.
Die größte regelmäßig in Helsinki stattfindende Sportveranstaltung ist der Helsinki Cup, ein seit 1976 veranstaltetes Fußballturnier für Junioren. 2002 wurde mit 819 Mannschaften ein Teilnehmerrekord aufgestellt. Am Helsinki City Marathon nehmen alljährlich rund 6000 Läufer statt. Die Marathonstrecke beginnt am Marktplatz und führt am Ufer entlang über mehrere Brücken und Inseln in einem großen Bogen zum Olympiastadion.
Wirtschaft
Die Wirtschaft Finnlands ist untrennbar mit der Region Helsinki verbunden, die ungefähr ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes der Volkswirtschaft erwirtschaftet. Mit der Börse Helsinki und zahlreichen Banken ist Helsinki Zentrum des Finanzlebens in Finnland. Als Rückgrat der Wirtschaft von Helsinki können heute die Informationstechnologie und der Finanzsektor gelten.
Die Wirtschaft von Helsinki hat sich schrittweise von der Industrie entfernt und beruht heute hauptsächlich auf dem Dienstleistungssektor. Die meisten finnischen Konzerne und die regionalen Abteilungen von internationalen Konzernen haben ihre Hauptquartiere im Großraum Helsinki, hauptsächlich wegen der internationalen Verbindungen, dem Logistik-Netzwerk und der Verfügbarkeit von Arbeitskräften. Allerdings haben sich einige der bedeutendsten Unternehmen, darunter zum Beispiel Nokia, in der Nachbarstadt Espoo angesiedelt. Zu den wichtigsten in Helsinki selbst ansässigen Konzernen gehören der Telekom-Dienstleister Elisa, die Medienkonzerne Otava und Sanoma sowie im Handelswesen die Einzelhändler Kesko, HOK-Elanto sowie die Warenhauskette Stockmann.
Während der Mitte des 20. Jahrhunderts konnte Helsinki als wichtigster Industriestandort Finnlands gelten, doch zwischen 1960 und 1980 halbierte sich die Anzahl der Arbeitsplätze im Industriesektor. Übriggeblieben sind aber noch unter anderem die Aker-Finnyards-Werft in Hietalahti, die Arabia-Keramikfabrik und die ABB-Werke in Pitäjänmäki.
Verkehr
Flugverkehr
Der internationale Flughafen Helsinki-Vantaa liegt 15 Kilometer nördlich des Stadtzentrums in der Nachbarstadt Vantaa. Er ist der größte Verkehrsflughafen Finnlands und bedient 15 Millionen Fluggäste im Jahr. Bis zu seiner Eröffnung im Jahr 1952 war der Flughafen Malmi im Stadtteil Malmi, 10 Kilometer nordöstlich des Zentrums, der Hauptflughafen der Stadt. Heute dient er der allgemeinen Luftfahrt. Die Stadt Helsinki strebt langfristig eine Schließung des Flughafens Malmi an, um die Fläche für den Wohnungsbau freizumachen. Die geplante Schließung ist aber umstritten. Daneben betrieb die Fluggesellschaft Copterline bis 2008 eine Hubschrauberverbindung vom Hafen Helsinkis nach Tallinn.
Schifffahrt
Der Hafen Helsinki ist der größte Hafen für den Fracht- und Personenverkehr in Finnland. Der Personenverkehr konzentriert sich auf den im unmittelbaren Zentrum der Stadt gelegenen Südhafen (Eteläsatama). Auch im Westhafen (Länsisatama) im gleichnamigen Stadtteil legen Passagierschiffe an. Der Frachtverkehr wird heute komplett im Ende 2008 fertiggestellten Hafen in Vuosaari abgewickelt. Die Flächen des früher für den Frachtverkehr genutzten Teiles des Westhafens und des ehemaligen Containerhafens im Stadtteil Sörnäinen sind dadurch für neue Wohnbauprojekte freigeworden.
Im Jahr 2004 legten insgesamt fast 14.000 Schiffe im Hafen von Helsinki an, das entspricht einem Schnitt von etwa 40 Schiffen pro Tag. Während der Sommersaison besuchen rund 200 Kreuzfahrtschiffe den Hafen und bringen 150.000 Tagesausflügler nach Helsinki. Die Fährgesellschaften Viking Line, Silja Line, Finnlines und Stella Naves Russia OY Ltd. bieten regelmäßige Fährverbindungen nach Rostock, Kiel, Stockholm, Sankt Petersburg und Tallinn an. Reisen mit den sogenannten „Schwedenschiffen“ (ruotsinlaiva), die an Bord Restaurants, Nachtklubs und Tax-Free-Shops bieten, sind schon seit langem populär. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde die rund 80 Kilometer entfernte estnische Hauptstadt Tallinn wegen ihrer malerischen Altstadt und des niedrigen Preisniveaus für Tagesausflügler aus Helsinki so attraktiv, dass man schon von einer gemeinsamen Großstadtregion namens Talsinki spricht.
Eisenbahn
Der Hauptbahnhof Helsinki ist der größte Kopfbahnhof des Zugverkehrs in Finnland. Er ist der Heimatbahnhof der finnischen Staatsbahn VR. Fernzüge verkehren in die wichtigsten Städte Finnlands sowie nach Sankt Petersburg und Moskau. Außerdem ist der Hauptbahnhof Endpunkt aller Linien der S-Bahn Helsinki, die das Zentrum mit den nördlichen und westlichen Vororten und Nachbarstädten verbindet. Das Bahnhofsgebäude wurde 1919 nach Plänen des Architekten Eliel Saarinen fertiggestellt und ist ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt.
Alle vom Hauptbahnhof abfahrenden Züge halten als erstes im Bahnhof Pasila, welcher für die Bewohner der Vororte und umliegenden Gemeinden das größte Umsteigedrehkreuz bildet. Von hier aus teilen sich die Schienen in die Hauptadern des Eisenbahnverkehrs, die Hauptbahn (päärata) über Hämeenlinna nach Tampere und die Küstenbahn (rantarata) nach Turku.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr wird mit S-Bahnen, U-Bahnen, Straßenbahnen, Bussen und Fähren durchgeführt. Für Planung und Koordination des Verkehrs ist seit 2010 der Regionalverband HSL zuständig. Im Jahr 2004 wurden (ohne die S-Bahn) insgesamt 203,5 Millionen Fahrgäste befördert, davon 90 Millionen in den Stadtbussen, 56,6 Millionen mit der Straßenbahn, 55,4 Millionen mit der U-Bahn und 1,4 Millionen auf den Fähren nach Suomenlinna.
Die 1982 eröffnete Metro Helsinki ist die einzige U-Bahn Finnlands. Sie verfügt über eine Linie mit zwei Armen, die das Zentrum mit dem Osten der Stadt verbindet. An jedem Werktag werden etwa 190.000 Fahrgäste befördert. Das Netz mit 17 Stationen ist 21 km lang, davon verlaufen 4,9 km unterirdisch, 2,5 km auf Brücken und 13,6 km ebenerdig.
Die Straßenbahn Helsinki ist ebenfalls die einzige des Landes. Derzeit gibt es elf Linien, die alle in der Innenstadt verkehren. Daneben gibt es ein dichtes Busnetz. Im unterirdischen Busbahnhof im 2005 eröffneten Kampin keskus wird der Busverkehr nach Espoo und der Fernverkehr abgewickelt. Die Busterminals werden jeden Tag von insgesamt etwa 170.000 Fahrgästen benutzt.
Autoverkehr
Die Politik versucht besonders im Bereich der Innenstadt den Autoverkehr durch ein gutes öffentlichen Nahverkehrsangebot und eine Reglementierung der Parkmöglichkeiten zu begrenzen. Die Stadt wird von zwei Ringstraßen, Ring I und Ring III, umschlossen. Weil Helsinki an der Küste liegt, sind diese halbkreisförmig. Die mittlere Ringstraße (Ring II) ist ein Bruchstück geblieben, ein vollständiger mittlerer Ring ist nicht mehr geplant. Stattdessen wird die Option diskutiert, in einem sogenannten Zentrumstunnel den Ost-West-Durchgangsverkehr unter dem Zentrum hindurchzuführen.
Aus Helsinki führen acht große Ausfallstraßen heraus. Die Stadt ist Anfangspunkt der finnischen Staatsstraßen 1, 3, 4 und 7. Die Europastraßen 12, 18 und 75 folgen teilweise dem Verlauf dieser Fernstraßen. Daneben ist Helsinki Endpunkt der E 67 (Via Baltica).
Bildung
Helsinki hat sieben Hochschulen und Universitäten: Die Universität Helsinki, die Aalto-Universität, die Kunstakademie, die Sibelius-Akademie, die Theaterakademie, die Schwedische Handelshochschule und die Verteidigungshochschule der finnischen Armee. Insgesamt beherbergen diese Hochschulen rund 64.000 Studenten. Dazu kommen sechs Fachhochschulen mit 19.000 Studenten.
Die Universität Helsinki ist mit 38.000 Studenten die größte Universität Finnlands. Sie ist die Nachfolgerin der 1640 gegründeten Akademie zu Turku, die nach dem großen Stadtbrand von 1828 nach Helsinki verlegt wurde. Das klassizistische Hauptgebäude liegt am Senatsplatz und wurde von Carl Ludwig Engel entworfen. Neben dem Campus im Zentrum gibt es drei weitere Kampen in den Stadtteilen Kumpula (Mathematik und Naturwissenschaften), Viikki (Biologie und Pharmazie) und Meilahti (Medizin).
In Helsinki gibt es 215 Grundschulen und Gymnasien mit rund 71.000 Schülern. Von den Schulen sind 30 schwedischsprachig. Daneben gibt es englisch-, deutsch-, französisch- und russischsprachige Schulen.
Persönlichkeiten
Helsinki ist Geburtsort zahlreicher prominenter Persönlichkeiten. Dazu gehören unter anderem die finnische Staatspräsidentin Tarja Halonen, der Schriftsteller Mika Waltari, der Komponist Einojuhani Rautavaara, der Dirigent Esa-Pekka Salonen, der Gründer des Linux-Projektes Linus Torvalds, der Nobelpreisträger Ragnar Granit, der Polarforscher Adolf Erik Nordenskiöld sowie die Schauspieler Matti Pellonpää und Kati Outinen.
→ Hauptartikel: Liste von Persönlichkeiten der Stadt Helsinki
Literatur
- Astrid Feltes-Peter: Baedeker Finnland. 2. Aufl., Karl Baedeker, Ostfildern 2002, ISBN 3-89525-478-9, S. 114 ff.
- Arvi Ilonen: Helsinki: An Architectural Guide. Otava, Helsinki 1990, ISBN 951-1-10762-3.
- Eino E. Suolahti: Helsinki: Eine Empirestadt. Otava, Helsinki 1973, ISBN 951-1-01240-1.
- Neil Kent: Helsinki: A Cultural and Literary History. Signal Books, Oxford 2004, ISBN 1-902669-75-4.
Einzelnachweise
- ↑ Maanmittauslaitos (finnisches Vermessungsamt): Suomen pinta-alat kunnittain 1.1.2010.
- ↑ Väestörekisterikeskus (finnisches Bevölkerungsregister): Bevölkerung der finnischen Gemeinden am 31. Dezember 2010
- ↑ Fremdenverkehrsamt der Stadt Helsinki (finn.)
- ↑ http://en.ilmatieteenlaitos.fi/normal-period-1971-2000
- ↑ Maanmittauslaitos (finnisches Landesvermessungsamt).
- ↑ Tilastokesus (Statistikzentrum) (finn.)
- ↑ Helsingin seurakuntayhtymä: Vuositilasto 2009.
- ↑ Finnisches Justizministerium: Ergebnis der Kommunalwahlen 2008
Weblinks
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