Philip Brocklehurst

Philip Brocklehurst
Philip Brocklehurst als Mitglied der Nimrod-Expedition

Sir Philip Lee Brocklehurst (* 7. März 1887 in Swythamley Park, Staffordshire, England; † 28. Januar 1975, ebenda), seit 1904 2. Baronet of Swythamley Park, war ein britischer Polarforscher, der an der Nimrod-Expedition (1907–1909) unter der Leitung von Ernest Shackleton teilnahm.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft und Familie

Die Familie Brocklehurst, deren Ahnenreihe sich bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt, gehörte zum niederen englischen Adel. Brocklehursts Großvater, John Brocklehurst (1788–1870), war von 1832 bis 1868 Parlamentsabgeordneter im House of Commons. Am 27. August 1903 wurde seinem Vater, Philip Lancaster Brocklehurst (1827–1904), der erbliche Baronet-Titel verliehen. Sein jüngerer Bruder, Henry Courtney Brocklehurst (1888–1942), starb im Kriegseinsatz in Burma. Am 9. Juli 1913 heiratete Brocklehurst Gwladys Murray (1891–?), mit der er zwei Töchter hatte. Die Ehe wurde 1947 geschieden. Nach Brocklehursts Tod ging der Baronet-Titel an seinen Neffen, John Ogilvy Brocklehurst (1926–1981), über, mit dessen Tod die männliche Linie der Familie ausstarb.

Nimrod-Expedition

Brocklehurst lernte Ernest Shackleton im Jahr 1906 noch während seiner Studienzeit an der Trinity Hall, Cambridge kennen. Er sicherte sich seine Teilnahme an der Nimrod-Expedition (1907–1909) durch die Freundschaft zu Shackleton und einen finanziellen Beitrag in Höhe von £ 2000 (etwa 175.000 €; Stand: 2009). Hierdurch wurde Brocklehurst zum ersten zahlenden Teilnehmer einer Antarktisexpedition. Als jüngstes Expeditionsmitglied bestand seine Aufgabe darin, dem Geologen Raymond Priestley zu assistieren. Brocklehurst gehörte zur sechsköpfigen Mannschaft, der im März 1908 die Erstbesteigung von Mount Erebus auf der Ross-Insel gelang. Im Gegensatz zu seinen fünf Begleitern erreichte er selbst den Hauptgipfel wegen Erfrierungen an den Füßen jedoch nicht. Nach der Rückkehr ins Basislager am Cape Royds musste ihm ein großer Zeh wegen Wundbrand amputiert werden. Hierdurch war es ihm entgegen anderslautender Planung nicht vergönnt, an Shackletons Marsch Richtung Südpol teilzunehmen. Trotz der Verletzung nahm er aber an Erkundungsmärschen zum Ferrar-Gletscher und ins Taylor Valley teil. Für seine Verdienste während der Nimrod-Expedition wurde Brocklehurst mit der silbernen Polarmedaille geehrt.

Zeit nach der Nimrod-Expedition

Die Freundschaft zu Ernest Shackleton blieb auch nach Abschluss der Forschungsreise bestehen. 1913 war jener Trauzeuge bei Brocklehursts Hochzeit. Jedoch kehrte Brocklehurst im Gegensatz zu Shackleton nie wieder in die Antarktis zurück.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs gehörte er zum Derbyshire Imperial Yeomanry und wurde zu den Life Guards einberufen. Von 1918 bis 1920 diente er in der Ägyptischen Armee. Im Jahr 1924 wurde er in den Brevet-Rang eines Oberstleutnants erhoben. Im Zweiten Weltkrieg hatte er das Kommando über das 2. Regiment der Handelsbrigade der Arabischen Legion und diente unter John Bagot Glubb in Palästina und Transjordanien.

Nach dem Kriegsende zog sich Brocklehurst auf sein Anwesen in Staffordshire zurück, wo er 1975 als letzter Überlebender der Nimrod-Expedition 87-jährig verstarb.

Skurriles

  • Sein während der Nimrod-Expedition amputierter und in Spiritus konservierter Zeh diente zunächst als Anschauungsobjekt in einem Londoner Krankenhaus, bis Brocklehurst ihn schließlich nach Swythamley Park holte und ihm einen Ehrenplatz auf einem Kaminsims gab. Gerüchten zufolge soll der Zeh nach Brocklehursts Beerdigung beim Leichenschmaus von einem Gast in der Annahme, es handele sich um einen Cocktailsnack, verschluckt worden sein.[1]
  • Im Jahr 2000 wurde ein in Brocklehursts Nachlass befindlicher und von ihm angebissener Keks, der zum Proviant auf der Nimrod-Expedition gehörte, für £ 4935 (etwa 7500 €, Stand: 2009) versteigert.[2]

Literatur

  • T. W. Edgeworth David, Ernest H. Shackleton: 21 Meilen vom Südpol. Die Geschichte der britischen Südpol-Expedition 1907/09. Mit einer Beschreibung der Reise zum magnetischen Südpol. 2 Bände. Übersetzt und bearbeitet von Frederick Becker. Süsserott, Berlin 1909.
  • Beau Riffenburgh: Nimrod. Ernest Shackleton und die aussergewöhnliche Geschichte der Südpolexpedition 1907–1909, (Originaltitel: Nimrod, übersetzt von Sebastian Vogel). Berlin-Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-8270-0530-4.
  • Ernest Shackleton: Im sechsten Erdteil (Originaltitel: Heart of the Antarctic), In: Reisen und Abenteuer Band 13, F. A. Brockhaus, Leipzig 1922.
    alternativ: Shackleton, Ernest: The Heart of the Antarctic. William Heinemann, London 1910 (in Englisch, abgerufen am 25. Mai 2010).

Einzelnachweise

  1. Riffenburgh, Nimrod, S. 406–407.
  2. Macclesfield Express vom 15. Mai 2002 (mit Foto von Brocklehurst kurz vor seinem Tod).

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