Streitkräfte Ägyptens

Streitkräfte Ägyptens
Streitkräfte Ägyptens[1]
Truppenstärke
Mindestdienstalter: 18 Jahre (2006)
Verfügbarkeit (Männer zwischen 15 und 49): 18.347.560 (2006)
Jährlicher Eintritt ins Dienstalter: 802.920 (2006)
Aktives Personal: 450.000 (Rang 11) (2007) [2]
Ausgaben Militär
Gesamtausgaben: 2.400.000.000 $ (Rang 38) (2006)
Prozent der Staatsausgaben: 3,4 Prozent (2006)

Die Streitkräfte Ägyptens sind die Streitkräfte der Arabischen Republik Ägypten. Organisiert sind sie mit der Armee, den Luftstreitkräften, der Luftverteidigung und der Marine in vier Teilstreitkräften. Das Militärbudget beträgt 2,4 Milliarden US-Dollar. Die Gesamtstärke liegt bei ca. 350.000 Mann.

Oberbefehlshaber der Streitkräfte Ägyptens ist das Staatsoberhaupt. Verteidigungsminister und Befehlshaber ist Feldmarschall Muhammad Hussein Tantawi Sulayman. Der aktuelle Stabschef ist Sami Hafez Enan. In Ägypten herrscht eine dreijährige Wehrpflicht für Männer ab achtzehn Jahren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hauptartikel: Ägyptische Militärgeschichte

Ab 1250 herrschten die Mamluken, ehemalige Militärsklaven, in Ägypten. 1260 eroberten die Mongolen Syrien, konnten aber von den Mamluken unter Qutuz und Baibars in der Schlacht von Ain Djalut geschlagen werden. Die Mamluken festigten ihre Herrschaft in Ägypten und Syrien, begannen mit der Vertreibung der Franken (u. a. der Eroberung von Antiochia - 1268) und ließen Nubien unterwerfen. 1517 wurden die ägyptischen Mamluken von den Osmanen unterworfen, beherrschten Ägypten aber weiter bis zur Schlacht bei den Pyramiden.

Unter der Herrschaft Muhammad Ali Paschas wurde die ägyptische Armee modernisiert. Mit der neu gebildeten Armee wurden die Wahhabiten in Arabien geschlagen (1811 – 1818) und der Sudan erobert (1820 – 1823). Während des Aufstandes in Griechenland (1822 – 1827) war der osmanische Sultan gezwungen, die modernen Truppen des gehassten Vasallen Muhammad Ali zu Hilfe zu rufen. 1831 erfolgte die Invasion in Palästina und Syrien.

Am 20. Dezember 1882 wurde die Ägyptische Armee nach der Besetzung Ägyptens durch die Briten aufgelöst. Sie wurde nun unter dem Kommando eines britischen Oberbefehlshabers, des Sirdar, neu aufgebaut. Von 1881 bis 1899 war sie in Kämpfe während des Mahdiaufstandes verwickelt.

Im Ersten Weltkrieg war der Sinai als Grenzgebiet zum osmanischen Palästina bis 1917 Kampfgebiet.

1928 beschloss das ägyptische Parlament den Aufbau einer Luftwaffe.

Die ersten drei ägyptischen Militärpiloten, 1931

Beim Neuaufbau der ägyptischen Armee ersetzen die britischen Kolonialherren das vormals türkischsprachige Offizierskorps durch arabischsprachige Mitglieder der unteren Mittelklasse. Einfache Bauern waren wie unter den vormaligen Regimen von der Offizierslaufbahn ausgeschlossen, stellten jedoch den Großteil der Mannschaften. Obwohl die britische Regierung neue Technologien und Doktrinen einführte, wurde die äußere Verteidigung des Landes regulären, britischen Truppen überlassen. Das einheimische Militär diente vor allem der Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit. Die ägyptische Regierung entließ 1946 alle britischen Offiziere aus ihrem Dienst.[3]

Im Palästinakrieg konnten ägyptische Truppen in Israel eindringen. Trotz gewährter Militär- und Finanzhilfen aus Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten wurden sie unter schweren Verlusten 1949 wieder zurück getrieben. Durch die Verstaatlichung des Sueskanals am 26. Juli 1956 und dem damit einhergehenden Angriff Frankreichs, Großbritanniens und Israels hatte Gamal Abdel Nasser zwar eine militärische Niederlage erlitten, konnte aber dank des Eingreifens der Supermächte einen politischen Sieg davontragen. Der Sechstagekrieg zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten Ägypten, Jordanien und Syrien dauerte vom 5. Juni bis zum 10. Juni 1967. Der Krieg begann am 5. Juni mit einem Angriff der israelischen Luftwaffe auf ägyptische Luftwaffenbasen. Am Ende des Krieges besetzte Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen und das Westjordanland.

Teilstreitkräfte

Heer

Ägyptischer M113 verlässt ein US-amerikanisches Landungsboot
Ägyptischer Fallschirmjäger, 2007

Das Heer ist mit 300.000 Mann die größte Teilstreitkraft. Die Kommandostruktur des Heeres organisiert sich in 2 Armee-Hauptquartiere in Ismailia und Sues, 4 Panzerdivisionen, 7 mechanisierten Infanteriedivisionen, 1 Infanteriedivision, 3 Luftlandebrigaden und 14 Artilleriebrigaden. Das Heer ist ausgerüstet mit 765 Panzern vom Typ M1 Abrams und ca. 1.700 Panzern vom Typ M60.

Luftstreitkräfte

Ägyptische F-16 beim Auftanken

Die ägyptischen Luftstreitkräfte verfügen über 25.000 Mann. Rückgrat der Luftstreitkräfte sind General Dynamics F-16. Ägypten verfügt damit über die viertgrößte F-16-Flotte der Welt. Darüber hinaus werden Abfangjäger vom Typ Dassault Mirage 2000 eingesetzt. Die Luftstreitkräfte verfügen über McDonnell F-4 und Mikojan-Gurewitsch MiG-21. Derzeit werden 6 E-2C Hawkeye Airborne Warning and Control System-Flugzeuge zu Hawkeye 2000 umgerüstet. Ein Teil der eingesetzten Flugzeuge wird in Ägypten hergestellt.

Hauptwaffensysteme der Luftstreitkräfte
[4]
Flugzeug Herkunft Verwendung Version Aktiv Eingelagert Bestellt Anmerkungen
Kampfflugzeuge
McDonnell Douglas F-4 Phantom II Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten Mehrzweckkampfflugzeug F-4E 34
Shenyang J-6 China VolksrepublikChina China Leichtes Jagdflugzeug F-6 45
Chengdu J-7 China VolksrepublikChina China Abfangjäger F-7B 60
Lockheed Martin F-16 Fighting Falcon Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten Mehrzweckkampfflugzeug F-16A/C 155
Mikojan-Gurewitsch MiG-21 SowjetunionUdSSR UdSSR Abfangjäger MiG-21RF/MF/UM 59
Dassault Mirage 5 FrankreichFrankreich Frankreich Abfangjäger E2/SDE/SDR 76
Dassault Mirage 2000 FrankreichFrankreich Frankreich Mehrzweckkampfflugzeug EM 15
Flugzeuge für Spezialmissionen
Beechcraft 1900 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten Aufklärung
Seeaufklärung
Recce
MPA
2
6
Grumman E-2 Hawkeye Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten AEW-Luftaufklärer E-2C (AEW) 6
Tankflugzeuge
Antonow An-74 SowjetunionUdSSR UdSSR,UkraineUkraine Ukraine Tankflugzeug An-74 1
Transportflugzeuge
Lockheed Martin C-130 Hercules Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten Militärischer Transporter C-130H 24 1
De Havilland DHC-5 KanadaKanada Kanada STOL-Transportflugzeug DHC-5 9
Beechcraft King Air Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten Transportflugzeug King Air 200 1
Kampfhubschrauber
Agusta Bell AB-212 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten,ItalienItalien Italien Mehrzweckhubschrauber AB-212 1
Boeing AH-64 Apache Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten Kampfhubschrauber AH-64D 36
Boeing-Vertol CH-47 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten Mittelschwerer Transporthubschrauber CH-47C/D 19
Mil Mi-6 SowjetunionUdSSR UdSSR Schwerer Transporthubschrauber Mi-6 3
Mil Mi-8/17 SowjetunionUdSSR UdSSR Mehrzweckhubschrauber Mi-8/17 35
Sikorsky UH-60 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten Transporthubschrauber S-70 4 4
Aérospatiale SA 341/342 FrankreichFrankreich Frankreich Mehrzweckhubschrauber SA-342 88
Westland Sea King Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich Seenotrettung Sea King 25
Kaman SH-2 Seasprite Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten Mehrzweckhubschrauber S-2G(E) 10
Schulflugzeuge und -hubschrauber
Alpha Jet DeutschlandDeutschland Deutschland, FrankreichFrankreich Frankreich Schulflugzeug
Erdkampfflugzeug
MS1
MS2
30
15
Embraer EMB 312 BrasilienBrasilien Brasilien Schulflugzeug EMB-312 54
Lockheed Martin F-16 Fighting Falcon Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten Schulflugzeug F-16B/D 48
Grob G 115 DeutschlandDeutschland Deutschland Schulflugzeug G 115 74
K-8 Karakorum PakistanPakistan Pakistan Schulflugzeug K-8E 73
Aero L-39 TschechoslowakeiTschechoslowakei Tschechoslowakei, TschechienTschechien Tschechien Schulflugzeug L-39ZO 13
Aero L-59 TschechienTschechien Tschechien Schulflugzeug L-59E 59
Dassault Mirage 5 FrankreichFrankreich Frankreich Schulflugzeug SDD 6
Dassault Mirage 2000 FrankreichFrankreich Frankreich Schulflugzeug BM 4

Luftverteidigung

Nach sowjetischem Vorbild wurden 1968 die Kräfte der Luftverteidigung unter einem einheitlichen Kommando als eigenständige Teilstreitkraft zusammengeführt. Sie umfassen heute die Radarüberwachung, Flugabwehrraketentruppen, ein streitkräftegemeinsames Führungssystem und Einheiten für die Elektronische Kampfführung.[5]

Ausgerüstet sind die Flugabwehrraketentruppen mit:[6]

Marine

Die Marine ist mit 16.000 Mann die kleinste Teilstreitkraft. Sie hat eine Küstenlinie von mehr als 2.000 km zu schützen und ist stationiert im Roten Meer und im Mittelmeer. Der Hauptstützpunkt der Flotte ist Alexandria. Weitere Stützpunkte befinden sich in Hurghada, Safaga und Sues.

Befehlshaber der Flotte ist Vizeadmiral Tamer Abd El Aleem Mohamed Ismail.

Die Marine verfügt über 8 Fregatten (u.a. 4 ehemalige Oliver-Hazard-Perry-Klasse), 4 U-Boote und 40 Schnellboote. Die schwimmenden Einheiten werden unterstützt von 12 Hubschraubern Gazelle und 5 Sikorsky S-61 Sea King.

Ausrüstung

Die Ausrüstung der Streitkräfte kommt aus Deutschland, den USA, Frankreich, Italien, dem Vereinigten Königreich, der früheren Sowjetunion und der VR China. Die Ausrüstung aus der ehemaligen Sowjetunion wird derzeit ersetzt durch moderne Ausrüstung aus den westlichen Staaten. Ägypten ist Partner der NATO, aber nicht Mitglied. Die Streitkräfte Ägyptens sind die größten in Afrika und nach Iran, Israel, der Türkei und Saudi-Arabien die größten im Nahen Osten.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Streitkräfte Ägyptens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. The World Defence Almanac 2006, Mönch Publishing Group, Bonn 2006
  2. http://www.tau.ac.il/jcss/balance/glance.pdf
  3. Kenneth Pollack: Arabs at War, Lincoln, 2004; S. 14f
  4. Flight International, 11.-17. November 2008, S. 57, DIRECTORY: WORLD AIR FORCES, Stand: November 2008
  5. „Safe skies“ auf Al-Ahram Weekly Online vom Juli 2008; eingesehen am 14. November 2010
  6. Flugabwehrsysteme auf der Website der ägyptischen Luftverteidigung; eingesehen am 14. November 2010

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