Bronzehort von Frankleben

Bronzehort von Frankleben

Der Bronzehort von Frankleben ist einer der größten Funde (42 kg) bronzener Sicheln. Er wurde 1946 beim Braunkohletagebau am (ehemaligen) Flüsschen Leiha, südwestlich von Frankleben bei Merseburg gemacht. Frankleben ist ein Ortsteil von Braunsbedra im Saalekreis in Sachsen-Anhalt.

Am Übergang von der mittleren zur späten Bronzezeit (1500–1250 v. Chr.) kam es zum Wandel der Bestattungssitten. Man ging von Körper- zur Feuerbestattung über und setzte den Leichenbrand in Urnen bei. Ursache dafür war ein beinahe europaweiter Wandel der religiösen Vorstellungen. Teil der Veränderungen war das massenhafte Auftreten von in Größe und Gewicht genormten bronzenen Knopfsicheln als Phänomen der Urnenfelderkultur.

Der Hortfund besteht genau genommen aus drei Depots, die im Abstand von einem Meter in großen Tongefäßen in die Erde verbracht worden sind. Ein Bagger zerstörte den südlichsten der Töpfe und zerriss dessen Inhalt (Depot I). Der Baggerführer Wesp barg aber noch 17 Sicheln. Einen Monat später stieß der Bagger einen Meter nördlich von Depot I erneut auf Metall (Depot II – 93 Sicheln und zwei Beile erhalten). Wesp grub nach und entdeckte das Depot III, das dann in Gänze geborgen werden konnte. Der fast unversehrte, mit vier Steinplatten verschlossene Tontopf enthielt 132 Sichelklingen und 14 Lappenbeile aus Bronze. Die Sicheln lagen in dem runden Topf dicht gepackt fächerförmig übereinander, mit der Spitze nach außen und bildeten so eine Art Wirbelrad. Darüber lagen die Beile. Da die beiden ersten Horte nach Aussagen von Wesp von ähnlicher Größe und Gestalt waren, kann angenommen werden, dass es sich ursprünglich um mehr als 300 Sicheln und weit mehr als 16 Beile gehandelt hat. Während einige der Bronzen im privaten Besitz verblieben, kam das Gros ins Landesmuseum Halle. Dort hat Wilhelm Albert von Brunn den Fund untersucht und im Jahre 1958 veröffentlicht. Die Prüfung der 237 nur scheinbar gleichen, durchweg gut erhaltenen Knopfsicheln ergab 91 verschiedene Typen, die aus 182 Gussformen stammten. Ihre Verteilung auf die drei Depots spricht für die Gleichzeitigkeit der Niederlegung. 179 ihrer Klingen zeigten Gebrauchsspuren. Auf den Sicheln finden sich eingegossene Muster und Zeichen in Form von Rippen, Strichen und Winkeln. Diese in die Gussform eingebrachten Sichelmarken wurden von W. A. von Brunn als Merkzeichen (Piktogramme) der Metallgießer gedeutet. Christoph Sommerfeld interpretiert die Marken dagegen - ausgehend vom Mondmonat - als Begriffswerte, die Zahlen zwischen Null und 30 darstellen. Der lunare Monat hat 29,5 Tage. Auch die Form der Sicheln weist auf den Erdtrabanten. Bronzesicheln sind (neben Axt, Beil und Hammer) ein Beispiel für eine Symbiose von Arbeitsgerät und Symbolgut, die zuletzt der Kommunismus aufgriff.

Literatur

  • Christoph Sommerfeld: Gerätegeld Sichel. Studien zur monetären Struktur bronzezeitlicher Horte im nördlichen Mitteleuropa (Vorgeschichtliche Forschungen Bd. 19), Berlin/New York 1994 ISBN 3-11-012928-0
  • Bettina Stoll-Tucker: Mondsicheln in der Erde. In: Landesamt für Archäologie Sachsen-Anhalt, Landesmuseum für Vorgeschichte (Hrsg.): Schönheit, Macht und Tod. 120 Funde aus 120 Jahren Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Begleitband zur Sonderausstellung vom 11. Dezember 2001 bis 28. April 2002 im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle/Saale.

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