Brunilde Sismondo Ridgway

Brunilde Sismondo Ridgway

Brunilde Sismondo Ridgway (* 1929 in Chieti) ist eine US-amerikanische Klassische Archäologin italienischer Abstammung.

Brunilde Sismondo Ridgway ist die Tochter von Giuseppe G. Sismondo und Maria Sismondo, geborene Lombardo. Als Kind lebte Sismondo Ridgway zunächst in Sizilien, während des Zweiten Weltkriegs in Äthiopien, wo ihr Vater als Offizier stationiert war. Nachdem ihr Vater als Kriegsgefangener in Kenia interniert worden war, arbeitete sie als Telefonistin im Polizeihauptquartier im eriträischen Asmaria. Hier erwarb sie ihre Englischkenntnisse.

Nach dem Krieg kehrte sie nach Italien zurück, machte ihr Abitur und besuchte die Universität Messina, an der sie 1953 einen Abschluss in Klassischen Altertumswissenschaften machte. Ein Stipendium des Bryn Mawr College ermöglichte es ihr im gleichen Jahr noch, bei Rhys Carpenter das Studium der Klassischen Archäologie aufzunehmen, das sie 1954 als Magister Artium abschloss. Von 1955 bis 1957 setzte sie ihr Studium an der American School of Classical Studies at Athens fort, 1958 wurde sie promoviert. Im gleichen Jahr heiratete sie den Physiotherapeuten Henry W. Ridgway Jr. und nahm den Namen Ridgway an.

Bereits seit 1957 führte sie Lehrveranstaltungen in Bryn Mawr durch und setzte dies bis 1960 fort, als sie am Hollins College in Virginia eine Juniorprofessur antrat. Nur ein Jahr später kehrte sie in gleicher Position nach Bryn Mawr zurück und blieb dort bis zu ihrem Ruhestand. 1963 nahm sie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1967 wurde sie außerordentliche Professorin in Bryn Mawr und leitete die Sommerakademie der American School of Classical Studies at Athens. Die beiden folgenden Jahre forschte sie als Mitglied am Institute for Advanced Study in Princeton. 1970 erfolgte die Ernennung zur ordentlichen Professorin, zugleich erschien ihre erste Monographie über den Strengen Stil in der griechischen Plastik. 1977 wurde sie Rhys Carpenter-Professorin für Klassische und Vorderasiatische Archäologie und sie veröffentlichte ihre zweite Monographie zur griechischen Plastik, diesmal der archaischen Zeit gewidmet.

Nach einer Gastprofessur an der Universität Pittsburgh im Jahr 1978 erschien 1981 ihre dritte, nun die Skulpturenstile des 5. Jahrhunderts v. Chr. abhandelnde Monographie. 1986 eröffnete sie mit einem Essay im Art Bulletin die Diskussion um den Stand der archäologischen Wissenschaft. Sie distanzierte sich vehement von den schöngeistigen Ansätzen der kunstgeschichtlichen Archäologie, für die es nur hinreißende Objekte oder „Meisterwerke“ gab und die sich allein den ästhetisch ansprechenden Dingen zuwandte. Sie traf zu gleichen Teilen auf Zustimmung und Ablehnung. 1986 plädierte sie in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung um die Echtheit des Getty-Kouros, den das J. Paul Getty Museum für 7.000.000 $ erworben hatte, für dessen Echtheit, änderte aber ihre Meinung, als weitere Fälschungen auf den Markt kamen. 1988 erhielt sie vom Archaeological Institute of America die Goldmedaille für ihre Leistungen. Im Jahr 1994 wurde sie emeritiert, übernahm aber für das Jahr 1996/97 noch die Sather-Professur an der Universität Kalifornien in Berkeley und publizierte auch in den folgenden Jahren weiterer Monographien zur griechischen Plastik. Ihr letztes Werk erschien 2004: Second Chance: Greek Sculptural Studies Revisited.

Neben ihren eigenen Forschungen und Lehrverpflichtungen – sie hat allein 36 Studenten zur Promotion geführt – war sie acht Jahre lang Hauptherausgeberin des American Journal of Archaeology. Als Gegnerin jeder Art von undurchsichtigem Kunsthandel hat sie es in dieser Zeit geschafft, keinen Artikel erscheinen zu lassen, dessen Gegenstand Objekt diesbezüglicher Spekulationen war.

Publikationen (Auswahl)

  • Observations on Style and Chronology of Some Archaic Sculptures. Bryn Mawr 1958.
  • The Severe Style in Greek Sculpture. Princeton University Press, Princeton (NJ) 1970.
  • The Archaic Style in Greek Sculpture. Princeton University Press, Princeton (NJ) 1977.
  • Fifth Century Styles in Greek Sculpture. Princeton University Press, Princeton (NJ) 1981, ISBN 0-69-103965-8.
  • Roman copies of Greek sculpture: the problem of the originals. University of Michigan Press, Ann Arbor 1984, ISBN 0-47-210038-6.
  • Hellenistic sculpture 1. The styles of ca. 331-200 B.C. Bristol Classical Press, Bristol 1990, ISBN 0-29-911820-7.
  • Fourth-century styles in Greek sculpture. University of Wisconsin Press, Madison (Wis) 1997, ISBN 0-29-915470-X.
  • Prayers in Stone: Greek Architectural Sculpture (c. 600-100 B.C.E.) Univ. of California Press, Berkeley 1999, ISBN 0-52-021556-7.
  • Hellenistic sculpture 2. The styles of ca. 200-100 B.C. Bristol Classical Press, Bristol 2000, ISBN 0-29-916710-0.
  • Hellenistic sculpture 3. The styles of ca. 100-31 B.C. University of Wisconsin Press, Madison (Wis) 2002, ISBN 0-29-917710-6.
  • Second Chance: Greek Sculptural Studies Revisited. Pindar, London 2004.

Literatur

  • Kim J. Hartswick; Mary Carol Sturgeon: ΣΤΕΦΑΝΟΣ: Studies in Honor of Brunilde Sismondo Ridgway. University Museum, University of Pennsylvania for Bryn Mawr College, Philadelphia 1998, 0-92-417152-9.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Brunilde Sismondo Ridgway — Brunilde Sismondo Ridgway, born in 1929 in Chieti (Italy), is an art historian and specialist in ancient Greek sculpture. The daughter of an Italian officer, she spent her childhood in Ethiopia, where his father is stationed. After World War II,… …   Wikipedia

  • Brunilde Sismondo Ridgway — (née en 1929 à Chieti, Italie) est une historienne de l art, spécialiste de la sculpture grecque antique. Sommaire 1 Biographie 2 Œuvre 3 Notes et références …   Wikipédia en Français

  • Ridgway — ist der Name mehrerer Personen: Brunilde Sismondo Ridgway (* 1929), US amerikanische Klassische Archäologin italienischer Abstammung Gary Ridgway (* 1949), US amerikanischer Serienmörder Keith Ridgway (* 1965), irischer Schriftsteller Matthew… …   Deutsch Wikipedia

  • Praxitèle — Pour les articles homonymes, voir Praxitèle (homonymie). Aphrodite Braschi, du type de l Aphrodite de Cnide l un des plus sûrs attribués à Praxitèle …   Wikipédia en Français

  • Vénus d'Arles — La Vénus d Arles au Musée du Louvre La Vénus d Arles (du nom du lieu de sa découverte) est une sculpture en marbre dégagée en 1651, lors de la fouille de vestiges romains proches du théâtre antique d Arles. Elle représente probablement la déesse… …   Wikipédia en Français

  • Венера Арлезианская — Венера Арлезианская, Гиметтский …   Википедия

  • Praxitele — Praxitèle Pour les articles homonymes, voir Praxitèle (homonymie). Aphrodite Braschi, du type de l Aphrodite de Cnide …   Wikipédia en Français

  • Praxiteles — Praxitèle Pour les articles homonymes, voir Praxitèle (homonymie). Aphrodite Braschi, du type de l Aphrodite de Cnide …   Wikipédia en Français

  • Apoxyomene — Apoxyomène L’Apoxyomène dans le cabinet auquel il a donné son nom, musée Pio Clementino L Apoxyomène (en grec ancien ἀποξυόμενος / apoxuómenos, de …   Wikipédia en Français

  • Apoxyomène — L’Apoxyomène dans le cabinet auquel il a donné son nom, musée Pio Clementino L Apoxyomène (en grec ancien ἀποξυόμενος / apoxuómenos, de ἀποξὐω / …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”