- Theresia Brunswik von Korompa
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Theres(ia)e Brunsw(v)i(c)k von (de) Korompa, ungarisch Brunszvik Teréz (* 27. Juli 1775 in Preßburg; † 23. September 1867; a. O. wird 1861 als Sterbedatum angegeben) in Pest (in der einschlägigen Literatur werden auch Dresden und Duka als Todesorte genannt) war eine ungarische Gräfin, Vertraute von Ludwig van Beethoven und Gründerin der Kindergärten in Ungarn.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Theresia Josepha Anna Johanna Aloysia entstammt einem alten angesehenen ungarischen Geschlecht. Sie war das älteste von vier Kindern des Anton Brunswik de Korompa und dessen Ehefrau Elisabeth Freiin Wankel von Seeberg, [1] die Hofdame bei Kaiserin Maria Theresia war. Zusammen mit ihren Geschwistern wuchs sie, so lange der Vater lebte (er starb 1793),
- in einer geregelten aber frei lassenden Erziehung auf, eingebunden in die Jahreszeit. In den Wintermonaten lebte die Familie mit der Dienerschaft zumeist in ihrem großen Stadthaus, oben am Königsberg in Ofen... Dort erhielten die Kinder geregelten Unterricht. In den Sommermonaten aber genossen die Geschwister mehr Freiheit im Schloß und Gut Martonvasar: sie durften sich dort ihre Lektüre selbst auswählen, musizieren, ritten auf ihren Pferden aus oder genossen im Kahn die Stille des kleinen Sees.[2]
Komtesse Theresia war musikalisch sehr begabt. Bereits im Alter von sechs Jahren durfte sie bei Schlosskonzerten mitwirken und Antonio Rosetti auf dem Klavier vorspielen. Da sie eine schöne Altstimme hatte, sang sie bei Lieder- und Konzertabenden im elterlichen Schloss. Ferner beherrschte sie mehrere Sprachen in Wort und Schrift u. a. Französisch, Englisch sowie Italienisch und zeigte auch im Malen und Zeichnen eine überdurchschnittliche Begabung.
Am 1. Juni 1828 gründete sie in Buda die erste Kleinkinderschule (Kleinkinderbewahranstalt) Ungarns unter dem Namen „Angyalkert“, d. h. Engelsgarten. In dieser arbeitete ein Lehrer als Kinderbetreuer: Mattäus Kern[3].Sofort erhoben sich Bedenken gegen diese neue von einer Frau gegründeten und ihr unterstellten Einrichtung; die Regierung befürchtete die Unterstützung revolutionärer Ideen: man meinte, es könnten in den Engelsgärten kleine 'Carbonari' erzogen werden... So wurde der Einfluß der Gräfin Bunszvik auf die Entwicklung der Kleinkinderschule in ihrem Vaterlande sehr gehemmt. Sie litt darunter, gab aber ihre Bemühungen nie auf.[4]
Viele Jahre verbrachte die Gräfin im Ausland. Ihr Weg führte sie nach Bayern, Italien, nach Dresden, Genf und Paris. In München und Augsburg nahm die Adelige tätigen Anteil am Aufbau von Kleinkinderbewahranstalten (auch Kleinkinderschulen, später Kindergärten genannt). So war sie beispielsweise 1834 maßgebend an der Gründung des Frauenvereins für Kleinkinderbewahr=Anstalten in Residenzstadt des Königreichs Bayern beteiligt, der die Trägerschaft von zwei neu errichteten Kindergärten übernahm.[5]
Einige Zeit weilte die Gräfin in Genf, wo sie sich ebenfalls für die Kleinkinderbewahrstalten engagierte. In der Schweiz lernte die Gräfin Johann Heinrich Pestalozzi kennen, dessen Anstalt bei Yverdon sie für längere Zeit besuchte. Darüber schrieb sie in ihren Memoiren:
- So war der sechswöchentliche Aufenthalt in Yverdon abermals eine Kette unausweichlichen Geschickes, das der Lenker der Seelen uns vorbestimmt hatte. Dort lernte ich kennen, was mein Geist bedurfte: Wirkung auf das Volk.[6]
Diese Begegnung war entscheidend für ihre Zukunft. Sie wurde Vorreiterin der Frauen- und Kleinkinderbildung in Ungarn. Sie selbst gründete elf Kindergärten, eine Berufsschule, eine höhere Mädchenbildungsanstalt (in Zusammenarbeit mit ihrer Nichte, Blanka Gräfin von Teleki) und eine Hauswirtschaftschule und rief 1836 einen Verein für die Einrichtung von Kindergärten ins Leben.
Bis zu ihrem Tod stieg die Zahl der vorschulischen Einrichtungen in Ungarn auf 80. Sie forderte die Regierung zur Regelung der Bildung von Kindergärtnerinnen auf und schrieb mehrere Fachbücher über die Bedeutung frühkindlicher Erziehung. Seit 1837 gibt es in Ungarn Ausbildungen für Kindergärtnerinnen, seit dem 1. September 1959 als Hochschulstudium.
Neben ihrem Einsatz für die Verbreitung der Kleinkinderbewahranstalten setzte sie sich seit 1848 leidenschaftlich für die ungarische Volksgruppe und für eine Loslösung Ungarn von der Bevormundung Österreichs[7] ein. Somit verfolgte die Gräfin mit der Gründung von Institutionen für kleine Kinder
- vorwiegend auch nationale Ziele: 'Verbreitung der ungarischen Kunst, der ungarischen Sprache, der Erziehung einer rein ungarischen Generation. Dasselbe erwarteten auch ihre patriotischen Zeitgenossen von diesen Anstalten.'[8]
Einzelnachweis
- ↑ Brunswik (ursprünglich Brunczvik) von Korompa, Maria Theresia Josefa Anna Johanne Aloysia Gräfin
- ↑ Beichler 1993, S. 21
- ↑ Gary 2006, S. 45
- ↑ Hoffmann 1944, S. XXII f
- ↑ http://www.kindergartenpaedagogik.de/1089.html
- ↑ Zit. nach Beichler 1993, S. 50
- ↑ Beichler 1993, S. 19
- ↑ Zit. nach Benes 1932, S. 78
Quellen
- Erika Hoffmann (Hrsg.), Friedrich Fröbel an Gräfin Brunszvik. Aus der Werdezeit des Kindergartens, Berlin 1944
Literatur
- La Mara, Beethovens Unsterbliche Geliebte. Das Geheimnis der Gräfin Brunsvik und ihre Memoiren. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1909.
- La Mara, Beethoven und die Brunsviks, Leipzig: Siegel 1920.
- Proska Benes, Gräfin Brunsvik und die Kleinkindererziehung ihrer Zeit, Szeged 1932.
- Paul Mies: Brunswik v. Korompa, Theresia. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 689..
- Christa Beichler, Therese von Brunswick und ihr Lebensauftrag zwischen Beethoven und Pestalozzi, Rendsburg: Lohengrin-Verlag, 1993.
- Lars Hendrik Riemer (Hg.), Das Netzwerk der ‚Gefängnisfreunde‘ (1830–1872). Karl Josef Anton Mittermaiers Briefwechsel mit europäischen Strafvollzugsexperten, Frankfurt am Main: Verlag Klostermann, 2004, ISBN 3-465-03405-8 S. 1491
- Gisela Gary: Wir sind keine Tanten! Die Kindergärtnerin: Zur Geschichte eines Frauenberufs in Österreich, Strasshof 2006.
- Beethoven aus der Sicht seiner Zeitgenossen in Tagebüchern, Briefen, Gedichten und Erinnerungen, hrsg. von Klaus Martin Kopitz und Rainer Cadenbach unter Mitarbeit von Oliver Korte und Nancy Tanneberger, 2 Bände, München: Henle-Verlag, 2009, Nr. 133–161, ISBN 978-3-87328-120-2.
- John E Klapproth (2011): Beethovens Einzige Geliebte: Josephine!, [1] Charleston, SC: CreateSpace, ISBN 978-1467937856
Weblinks
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