- Bültzingslöwen (Adelsgeschlecht)
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Bültzingslöwen, früher auch Bültzingsleben, Bilzingsleben und ähnlich, ist der Name eines thüringischen Uradelsgeschlechts, das bis heute, zum Teil in den USA, fortbesteht.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der gleichnamige Stammsitz war im 1174[2] erstmals urkundlich erwähnten Bilzingsleben bei Kindelbrück.[3] Die Familie wurde am 29. Juni 1216 mit Rodolphus de Buscingheleiben als Zeugen des Landgrafen Hermann I. von Thüringen erstmals urkundlich erwähnt,[4][5]nach älteren Angaben bereits mit Hermann von Bültzingslöwen im Jahr 1212.[6]
Kurmainz, vormals gemeinsam mit den Thüringer Landgrafen Besitzer, war 1381 Alleineigentümer von Harburg und Worbis geworden. Das Erzstift verpfändete sofort für 1.662 Mark Heiligenstädter Währung fast vollständig seine Rechte an Harburg und Worbis an die Bültzingslöwen. Damals nahm Siegfried von Bültzingslöwen, kurmainzischer Amtmann auf dem Rusteberg bei Heiligenstadt, als Pfand Harburg und Worbis sowie die Hälfte des Bischofssteins in Besitz. Erst im Jahr 1574 kam es seitens des Erzstiftes Mainz zur Wiedereinlösung des Pfandes.[7]
Zum Amt Harburg zählten die Dörfer und Güter Bernterode, Breitenworbis, Gernrode, Kirchworbis, Neustadt, Heppenrode, Neiderode, Nottenrode, Wendelenrode, Huchelheim und Herdingerode.[7]
Unter der Harburg, und schon im hohensteinisch-schwarzburgischen Haynrode, besaßen die Bültzingslöwen ihre drei Rittergüter Mittelhof, Hinterhof und Oberhof.[7]
Linien
Der Kurmainzer Amtmann Siegfried von Bültzingslöwen, der 1381 die Harburg bei Haynrode in Besitz genommen hatte, ist Stammvater aller heute lebenden von Bültzingslöwen und war Vater von zwei Söhnen, Siegfried junior und Hermann.[7]
Rudolf von Bültzingslöwen (gefallen 1553) wurde Stammvater der heute noch bestehenden, seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in zwei Äste geteilten Haynroder Mittelhöfer Linie. Ihr jüngerer Ast besaß das Gut Nahrten im Landkreis Guhrau, das 1888 von dem königlich preußischen Hauptmann a. D. Karl von Bültzingslöwen (1837–1918) verkauft wurde.[1]
Heinrich von Bültzingslöwen (1503–1556) wurde Stammvater der heute noch bestehenden, seit Mitte des 18. Jahrhunderts in zwei Äste geteilten Hinterhöfer Linie. Ihr zweiter Ast blüht in den USA.[1]
Die Oberhofer Linie starb 1744 aus.[7]
Wappen
In Grün ein silberner Löwe mit übergestülptem silbernen Helm, der einen rot-silbernen Wulst und sieben von Silber über Rot geteilte Fähnlein trägt, von denen vier nach rechts, drei nach links gewendet sind (der Schild wird in einer Variante auch in Silber mit rotem Löwen geführt). Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken die Fähnlein.[5]
Die Wappen von Haynrode und Bilzingsleben gehen auf das Wappenbild des Geschlechts Bültzingslöwen zurück.
Bedeutende Vertreter
- Johann Friedrich Christian von Bültzingslöwen, Offizier, 1768 mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet
- Johanna von Bültzingslöwen (1770–nach 1823), Schriftstellerin
- Karl Eduard Levin von Bültzingslöwen auf Hainrode, 1834-1845 Landrat im Landkreis Worbis
- Ferdinand von Bültzingslöwen, eigentlich Adolph Heinrich Ludwig Friedrich von Bültzingslöwen (1808–1882), deutscher Offizier und Geodät, Großvater mütterlicherseits von Paula Modersohn-Becker
- Günther von Bültzingslöwen (1839–1889), deutscher Konsul in Surabaya, erster Flankeur der niederländischen Ostindien-Armee, Onkel von Paula Modersohn-Becker (1876–1907)
- Karl Julius Adolf von Bültzingslöwen (*1. Februar 1804 Liegnitz; † 12. April 1874 in Wiesbaden), Generalmajor
- Kurt von Bültzingslöwen (* 1873), Generaloberarzt
Literatur
- Kurt von Bültzingslöwen: von Bültzingslöwen. In: Lexikon deutscher Familien. 1928, S. 18–19
- Genealogisches Handbuch des Adels, A 6 Band VI, Band 29 der Gesamtreihe, 1962, Starke Verlag, Limburg (Lahn), S. 63–73; Adelslexikon, Band II, Band 58 der Gesamtreihe, 1974, S. 165; A 22 Band XXII, Band 103 der Gesamtreihe, 1992, S. 52–68
- Genealogisches Taschenbuch des Uradels, Band 1, Brünn 1891, S. 98–102
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser (A), Justus Perthes, Gotha 1903 (Stammreihe), 1905–1942 (Ergänzungen)
- Carola von Ehrenkrook: Regesten der Herren von Bültzingslöwen. Starke Verlag, Görlitz 1942
- Carola von Ehrenkrook: Stammtafel der Herren von Bültzingslöwen. Starke Verlag, Görlitz 1940–1943
- Herbert Hartmann: Das Steinerne Haus, ein Landsitz der von Bültzingslöwen. hrsg. vom Verein für Eichsfeldische Heimatkunde, 1999, Band 43, Heft 7–8, S. 267
- Wolfgang Trappe: Die Bültzingslöwen zu Harburg und Haynrode. hrsg. vom Verein für Eichsfeldische Heimatkunde, 1993, Heft 3, S. 26–36
Weblinks
Commons: Bültzingslöwen (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b c Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band XXII, Band 103 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag Limburg/Lahn 1992, S. 52-68
- ↑ Gemeinde Bilzingsleben (abgerufen am 21. September 2011)
- ↑ Johann Christian von Hellbach, Adels-Lexikon Band I, Ilmenau 1825, S. 203 (Digitalisat)
- ↑ Urkundenbuch des Vereins für Niedersachsen, Hannover 1846, Heft 2 und Urkunden des Stifts Walkenried, Nr. 97
- ↑ a b Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Band 58 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag Limburg/Lahn 1974, S. 165
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, 4. Jg. 1903, S. 214
- ↑ a b c d e Wolfgang Trappe, Die Bültzingslöwen zu Harburg und Haynrode, in: Eichsfeld-Jahrbuch 1995, 3. Jg., hgg. v. Verein für Eichsfeldische Heimatkunde und Heimatverein Goldene Mark (Untereichsfeld) e. V., S. 26-36
Kategorie:- Thüringer Adelsgeschlecht
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