Hohnstein (Adelsgeschlecht)

Hohnstein (Adelsgeschlecht)
Wappen der Grafen von Honstein

Die Grafen von Hohnstein (zeitgenössisch von Honstein) waren ein deutsches Adelsgeschlecht im Harz. Sie traten ab der Mitte des 12. Jahrhunderts, zunächst noch als Herren von Ilfeld, in Urkunden auf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahr 1182 trat erstmals ein Graf Elger von Hohnstein in einer Urkunde Kaiser Friedrich I. als Zeuge in Erscheinung.[1] Die Keimzelle ihrer Grafschaft ist das Gebiet um Ilfeld und Neustadt/Harz mit der Burg Hohnstein (Harz). Die Grafen bauten ihr Territorium bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts stark aus, so dass sie als die bedeutendsten Grafen am Südharz angesprochen werden konnten, noch vor den Grafen von Schwarzburg und den Grafen zu Stolberg. Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts begann das Haus Hohnstein, sich in mehrere Linien aufzuspalten und war ab 1315 in drei Linien geteilt.

Im Jahr 1356 erlosch die Linie Hohnstein-Sondershausen im Mannesstamm, als Erbe traten die Grafen von Schwarzburg in Erscheinung. 1373 teilten die Linien Hohnstein-Kelbra-Heringen und Hohnstein-Lohra-Klettenberg die Grafschaft untereinander auf, wobei die Stammgrafschaft mit der gleichnamigen Burg weiter gemeinsamer Besitz bleiben sollte. Im „Fleglerkrieg“ 1412 wurde ein Teil der Herrschaft zerstört und letztlich der Untergang der Hohnsteiner eingeleitet. Sie fiel 1412/17 an die Grafen zu Stolberg.

Während die Linie Kelbra-Heringen sich später weiter aufteilte, jedoch bis Ende des 15. Jahrhunderts alle Besitzungen am Südharz abgab, regierten die Grafen von Hohnstein weiter in der Linie Lohra-Klettenberg. Sie erweiterten ihre Besitzungen nochmals im 16. Jahrhundert um die Grafschaften Scharzfeld und Lauterberg. Mit der Grafschaft Lauterberg hatten die Hohnsteiner zugleich Zugriff auf das Bergbaurevier von Sankt Andreasberg, wo sie 1521 die erste Bergfreiheit ausriefen.

Mit dem Tode Ernsts VII. im Jahre 1593 erlosch das regierende Haus Hohnstein im Harz. Die Grafschaften Scharzfeld und Lauterberg zog der Herzog von Grubenhagen († 1596) als erloschene Lehen ein, so dass nur noch die Herrschaften Lohra und Klettenberg übrig blieben. Aufgrund einer seit 1433 bestehenden Erbverbrüderung traten die Grafen von Schwarzburg und zu Stolberg das Erbe an, wurden jedoch vom Lehnsherrn, dem Bischof von Halberstadt, gewaltsam vertrieben. Die Grafen klagten vor dem Reichskammergericht, gelangten jedoch trotz mehrerer Urteile zu ihren Gunsten erst 1632 in den Besitz eines Teils der Herrschaften Lohra und Klettenberg. Der andere Teil verblieb beim Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel. Durch die kriegerischen Ereignisse wechselte aber die Herrschaft über die Grafschaft noch mehrmals. Unter anderem kam sie an Christoph Simon von Thun. Dessen Familie nannte sich seither Thun und Hohenstein, verlor die Herrschaft aber noch während des Krieges wieder. Bei Abschluss des Westfälischen Friedens 1648 waren die ehemals Hohnsteiner Besitzungen schwedisch besetzt. Sie wurden im Friedensvertrag von Osnabrück als Teil des Hochstift Halberstadt dem Kurfürsten von Brandenburg zugesprochen und blieben von da an bis 1945 – ausgenommen die französische Herrschaft 1807 bis 1813 – in brandenburg-preußischem Besitz.

Territorium im 19. Jahrhundert

Der Name Grafschaft Hohenstein bezeichnete im 19. Jahrhundert die preußische Grafschaft (aus der Linie Honstein-Lohra-Klettenberg entstanden); daneben gab es die ehemalige Stammgrafschaft Honstein um Ilfeld und Neustadt, die aus dem Besitz der Stolberger Grafen 1803 teilweise welfisch geworden war und ab 1815 im Königreich Hannover zunächst unter dem Namen Provinz Hohnstein, dann Grafschaft Hohnstein und schließlich Amt Hohnstein geführt wurde. Nachdem Preußen 1866 Hannover als Provinz eingegliedert hatte, trat 1885 eine Verwaltungsreform in Kraft, bei der das Amt Hohnstein mit dem Amt Elbingerode zum Kreis Ilfeld vereinigt wurde (beide Ämter waren voneinander durch braunschweigisches Gebiet getrennt). Am 1. Oktober 1932 wurde der Kreis Ilfeld aufgeteilt: Das alte Amt Hohnstein wurde dem Kreis Grafschaft Hohenstein im Regierungsbezirk Erfurt der preußischen Provinz Sachsen angegliedert, das alte Amt Elbingerode dem Kreis Wernigerode im Regierungsbezirk Magdeburg (ebenfalls Provinz Sachsen).

Titel

Den Titel Graf von Hohnstein trugen/tragen unter anderem die Grafen zu Stolberg und die Grafen von Schwarzburg (beide Häuser beerbten die Hohnsteiner am Südharz nahezu vollständig), die Grafen von Thun (aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges), die Grafen von Sayn-Wittgenstein (aus der Zeit nach dem Westfälischen Frieden) sowie die Herzöge von Braunschweig und die Könige von Preußen.

Wappen

Drei mal vier Rot und Weiß geschacht, manche Darstellungen zeigen auch Weiß und Rot geschacht. Helm: gekrönt, darauf ein rotes Hirschgeweih. Die Decken sind Rot Weiß.

Bedeutende Vertreter

Siehe auch

Literatur

  • Johann Gottfried Hoche: Vollständige Geschichte der Grafschaft Hohenstein, der Herrschaften Lohra und Klettenberg, Heringen, Kelbra, Scharzfeld, Lutterberg, der beiden Stifter Ilfeld und Walkenried, nebst einer statistischen Beschreibung des preußischen Anteils an dieser Grafschaft. Halle 1790 (Digitalisat[1]; Nachdruck Nordhausen 2000)
  • Karl Meyer: Chronik der Grafschaft Hohnstein-Clettenberg-Lohra. Urkundliche Nachrichten über den Kreis Nordhausen und über die in ihm liegenden Oerter, Nordhausen 1875
  • Ludwig Koch: Graf Elger von Hohnstein, der Begründer des Dominikanerordens in Thüringen: ein Beitrag zur Kirchengeschichte Thüringens", Perthes 1865 (Digitalisat[2])
  • Friedrich Christian Lesser: Historie der Grafschaft Hohnstein. Nach dem Manuskript im Thüringischen Hauptstaatsarchiv zu Weimar. Herausgegeben von Peter Kuhlbrodt, Bd. 5 der Schriftenreihe der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung, Nordhausen 1997,
  • Ernst Schubert: Die Harzgrafen im ausgehenden Mittelalter. In: Rogge, Jörg und Uwe Schirmer (Hrsg.): Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum (1200 bis 1600). Formen – Legitimation – Repräsentation, Leipzig 2003
  • Rudolf Reichhardt: Die Grafschaft Hohenstein im 16. und 17. Jahrhundert - Festschrift zur 200jährigen Jubelfeier der Vereinigung der Grafschaft Hohenstein mit dem brandenburgisch-preußischen Staate, 12. Dezember 1899
  • Paul Becker: Die Grafen von Ilfeld-Honstein in der Politik des 13. Jahrhunderts, in: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen 35 (2010), S. 33–41.
  • Frank Boblenz: Stände in der Grafschaft Honstein während der Zugehörigkeit zu Braunschweig-Wolfenbüttel 1593-1628/1636. In: Landstände in Thüringen. Vorparlamentarische Strukturen und politische Kultur im Alten Reich (Schriften zur Geschichte des Parlamentarismus in Thüringen; 27). Herausgegeben vom Thüringer Landtag. Erfurt und Weimar 2008, S. 315-351. ISBN 978-3-86160-527-0

Einzelnachweise

  1. Vgl. CDS I A 2 Nr. 467 und MGH DD F I.,4 (1181-1190)Nr. 835.
  2. Stadt Schwedt/Oder - Graf Martin von Hohenstein zu Vierraden und Schwedt. In: schwedt.eu. Abgerufen am 27. Juli 2011.

Weblinks


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