Café Koralle

Café Koralle
Der Großteil des Areals zwischen den Häusern Porzellangasse 39, 41 und 43 war Schanigarten des „Café Koralle“, heute dient es als Parkplatz

Das Café Koralle bzw. die Café Koralle Bar war ein bekanntes Kaffeehaus im 9. Wiener Gemeindebezirk in der Porzellangasse 39.

Das „Café Koralle“ wurde von 1925, als es noch „Café Industrie“ hieß, bis 1968 von der Familie Weigel geführt. Zwischen 1968 und 1978 war es verpachtet und wurde am 31. Mai 1978 endgültig geschlossen, da ein allfälliger Kaufinteressent von der Hausverwaltung keinen Mietvertrag bekommen hätte. Seit 1979 dienen die Räumlichkeiten einer Bank als Geschäftslokal.

Das vom Architekten Bruno Buzek [1] sowie Susi Weigel künstlerisch gestaltete „Café Koralle“ bestand aus einem 400 m2 großem Ecklokal, das 400 Besuchern Platz bot, einer 250 m2 großen Tanz-Bar im Souterrain, die 200 Besucher fassen konnte sowie einer 70 m2 großen Sommer-Terrasse („Schanigarten“), die 70 Personen Platz bot.

Die „Koralle“ war den Wienern nicht nur wegen des großen Angebotes an in- und ausländischen Zeitungen und Zeitschriften, den Modeheften sowie der Tanzbar, die zwischen 9 Uhr abends und 4 Uhr früh geöffnet war, ein Begriff, wie sich die frühere „Mary Wigman“-Mitarbeiterin Meta Menz und spätere Gattin des „Koralle“-Cafétiers Hans Weigel erinnert hat:

„Junge Leute studierten in der Koralle, Redakteure schrieben ihre Artikel lieber in der Koralle, als im Verlag der „Kleinen Zeitung“ in der Seegasse. Die Gäste konnten sogar auf Wunsch aus dem Kaffeehaus geweckt werden. Der Schriftsteller Leo Perutz war täglicher Gast (sehr heikel in der Farbskala seines Kaffees), zu den Besuchern der Diele gehörten Maria Eis, Werner Krauß, Franz Theodor Csokor, Eugen Roth, Oskar Werner, etc. General Lehmann mit seinem täglichen Bekanntenkreis. Mit der klassischen Kapelle von Wilhelm Schild, Viktor Prinz, Emo Weihovsky wurde ein sehr kultiviertes Publikum gewonnen. [2]

Traude Schleichert-Veran erinnert in dem Gedicht „korallen in porzellan“ an das Tanzcafé „Koralle“, das von Susi Weigel mit einigen afrikanischen Strohhütten ausgestattet wurde, worauf die „Schilfwände“ anspielen:

korallen in porzellan
so tauchten wir nachts zwischen
schilfwänden
nach den bizarren wundern musik
und liebe
tags war alles glatt und klar
ein erfülltes leben“

– Traude Schleichert-Veran: korallen in porzellan.[3]

Literatur

  • Susanne Blumesberger: Aufarbeitung des Nachlasses und der Biografie der Grafikerin und Illustratorin Susi Weigel. Wien, Januar 2008. Online: Teil 1 (enthält auf den Seiten 4 und 11ff einige Informationen über das Café Koralle) und Teil 2. Bilder aus Susi Weigels Nachlass (enthält auf den Seiten 144 und 160f. einige von Susi Weigel gestaltete Werbemittel für das Café Koralle).

Anmerkungen

  1. Iris Meder: Offene Welten. Die Wiener Schule im Einfamilienhausbau 1910-1938. Meders Dissertation enthält auf S. 611 Bruno Buzeks "Biografie" sowie sein "Architektonisches Werkverzeichnis".
  2. Meta Weigel: Brief vom 26. August 1978 an Hans Weigel. Nachlass Hans Weigel in der Wienbibliothek.
  3. Traude Schleichert-Veran: korallen in porzellan. In: Beleben öffentlicher Plätze - Identität stiften mit Poesie. S. 6.
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