- Susi Weigel
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Susi Weigel (* 29. Jänner 1914 in Proßnitz, Mähren; † 21. Dezember 1990 in Bludenz) war eine österreichische Trickfilmzeichnerin, Graphikerin und mehrfach ausgezeichnete Kinderbuchillustratorin.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Susi Weigel studierte an der Hochschule für angewandte Kunst und an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach Abschluss ihres Studiums arbeitete sie als Illustratorin für Zeitungen und Zeitschriften sowie in Wien und Berlin als Trickfilmzeichnerin. So erwähnt etwa Wilhelm Spira (aka Bil Spira) 1935 in einem gemeinsam mit Susi Weigel verfassten Brief an Wilhelm Müller-Hofmann, ihren Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule, die Zusammenarbeit an einem Zeichentrickfilm, [1] der laut Spiras Autobiografie „Die Legende vom Zeichner“ als Opernparodie auf „Carmen“ gedacht war. [2]
Susi Weigel war in erster Ehe mit dem Architekten Bruno Buzek (* 13. Juli 1911 in Retz; † 8. Juli 1973 in Wien) [3] verheiratet. Gemeinsam gestalteten sie 1936 die Innenarchitektur jenes Kaffeehauses „Café Industrie“ (später „Café Koralle“), das Susi Weigels Eltern gehörte. 1951 gestalteten Buzek und Weigel auch noch die im Souterrain des Café Koralle gelegene "Koralle Bar". [3]
Während des Zweiten Weltkrieges lebte Susi Weigel als freie Grafikerin in Berlin und kehrte nach Kriegsende nach Wien zurück, wo sie beim Kindermagazin „Unsere Zeitung“ arbeitete. Dort lernte sie die Kinderbuchautorin Mira Lobe kennen, womit ihre jahrzehntelange Zusammenarbeit begann.
Nach erfolgter Scheidung hat Susi Weigel im Herbst 1952 erneut geheiratet, weshalb sie zu ihrem Mann nach Langen am Arlberg und später nach Bludenz übersiedelt ist, wo sie bis zu ihrem Tod gelebt und gearbeitet hat. Sie illustrierte vor allem Mira Lobes Bücher, von denen zahlreiche mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurden. Gemeinsam entstanden unter anderem die Kinderbuchklassiker „Das kleine Ich-bin-ich“, „Die Omama im Apfelbaum“, „Bärli Hupf“ und „Das Städtchen Drumherum“.
Susi Weigel war Schwägerin der früheren Mary-Wigman-Mitarbeiterin Meta Menz, die wiederum die Schwester der früh verstorbenen Pianistin, Cembalistin und Reiseschriftstellerin Julia Menz war.
Weltweite Wirkung und regionale Wiederentdeckung
Trotz ihres umfangreichen, weltweit verbreiteten Werks blieb Susi Weigels Tod im Jahr 1990 von Medien, Öffentlichkeit und Kulturbetrieb unbeachtet. Obwohl ihre Werke weiterhin in hoher Auflage verlegt wurden, [4] geriet Susi Weigel als Person rasch in Vergessenheit. Als ihr Großneffe im Frühjahr 2005 den Bludenzer Bürgermeister und den Bludenzer Kulturreferent angeregt hat, anlässlich Susi Weigels 15. Todestag eine Ausstellung, Veranstaltung und/oder Straßenbenennung durchzuführen, [5] war über ihr Leben nur noch so wenig bekannt, dass die wesentlichen Daten ihrer Biografie erst recherchiert und dokumentiert werden mussten, was im Jahr 2007 dank eines vom Land Vorarlberg geförderten Forschungsprojektes durch die Wiener Literaturwissenschaftlerin Susanne Blumesberger erfolgt ist.
Schon seit dem Jahr 2005 hat der Vorarlberger Kulturredakteur Heinz Starchl immer wieder in diversen Onlinemedien auf Susi Weigels Verbindung mit Vorarlberg hingewiesen und damit ihre Bekanntheit in Vorarlberg wesentlich gefördert. Die Bludenzer ÖVP-Stadträte haben im Sommer 2007 dennoch gegen die Stimme des zuständigen SPÖ-Stadtrates entschieden, eine neue Straße – nicht wie vom Verkehrsplanungsausschuss empfohlen – „Susi-Weigel-Straße“, sondern „In der Schmitte“ zu benennen. [6]
Im Rahmen ihrer Germanistik-Dissertation hat Ines Wagner den von Susi Weigel gezeichneten Trickfilm „Peterle’s Abenteuer“ (1941) aufgestöbert, der Ende Juni 2008 von der „Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung“ im „Filmarchiv Austria“, vorgeführt wurde.
Im Frühjahr 2010 hat das österreichische Frauenmuseum Hittisau erstmals eine Ausstellung über Susi Weigels Leben und Werk ausgerichtet, weil diese als Trickfilmzeichnerin, Grafikerin und vielfach ausgezeichnete Kinderbuchillustratorin die Vorstellungswelt mehrerer Generationen von Kindern geprägt hat. [7] Die von der Museumsdirektorin Stefania Pitscheider Soraperra kuratierte, erste öffentliche Werkschau hat Susi Weigels Bekanntheit in Vorarlberg erhöht. Im ersten Halbjahr 2011 folgte eine Ausstellung von Susi Weigels Werken in ihrer langjährigen Wahlheimat Bludenz. [8] Zudem hat die Stadt im Juni 2010 angekündigt, eine Kinderbetreuungsstätte nach Susi Weigel zu benennen: [9] Der neu zu errichtende „Susi Weigel Kindergarten“ soll mit dem Kindergartenjahr 2013/14 eröffnet werden. [10]
Zeichnungen (online)
- Eine große Auswahl von Susi Weigels Arbeiten sind online in Susanne Blumesbergers Dokumentation: Bilder aus Susi Weigels Nachlass zu sehen.
Auszeichnungen
- Illustrationspreis der „Stadt Wien“ für „Hannes und sein Bumpam“ (1961), [11]
- Hans-Christian-Andersen-Preis für „Hannes und sein Bumpam“ (1964), [11]
- Illustrationspreis der „Stadt Wien“ für „Das Städtchen Drumherum“ (1970), [11]
- Förderungspreis vom „Bundesministerium für Unterricht und Kunst“ für „Das Städtchen Drumherum“ (1971), [11]
- Diploma of Merit, [11]
- Berufstitel Professor (Prof.) (1986). [11]
Literatur
Forschungsbericht
- Susanne Blumesberger: Aufarbeitung des Nachlasses und der Biografie der Grafikerin und Illustratorin Susi Weigel. Wien, Januar 2008. Online: Teil 1 und Teil 2. Bilder aus Susi Weigels Nachlass
Buchbeiträge
- Susi Weigel: Gezeichnetes Selbstporträt. In: Hans Gärtner: Lieber lesen. 7. Almanach der Kinder- und Jugendliteratur auf das Jahr 1989. S. 197.
- Hans Gärtner: Susi Weigel. Nachruf. In: Hans Gärtner: Lieber lesen. 8. Almanach der Kinder- und Jugendliteratur auf das Jahr 1990. S. 36. Der Almanach enthält auf der selben Seite zudem das Faksimile eines handschriftlichen Briefes, den Susi Weigel am 25. November 1990 an Hans Gärtner geschrieben hat.
- Heide Lexe und Ernst Seibert (Hrsg.): Mira Lobe … in aller Kinderwelt. Kinder- und Jugendliteraturforschung in Österreich. Veröffentlichungen der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung, Band 7. Verlag Edition Praesens, 2005.
- Susanne Blumesberger: Auf den Spuren Susi Weigels. In: Libri liberorum. Jahrgang 8. Heft 27 (November 2007). Wien: Praesens 2007. S. 38–42.
Zeitungsartikel
- Professorin Susanne Mair-Weigel. In: Vorarlberger Nachrichten vom 7. Juli 1986.
- Prophet im eigenen Land. In: Vorarlberger Nachrichten vom 3. Dezember 1987.
- Birgit Köhlmeier: 235.000 Kinderbücher. In: Kronen Zeitung vom 2. September 1990, S. 21.
Einzelnachweise
- ↑ Stefan Wessely und seine Frau schrieben das Drehbuch des Filmes, der sich laut Karin Moser („Österreichisches Filmarchiv“) als „einer von zwei überlieferten österreichischen Gasparcolor-Trickfilmen“ im Österreichischen Filmarchiv befindet. Bestandauskunft an Andreas Weigel (7. September 2010)
- ↑ Wilhelm Spira und Susi Weigel: Brief vom 16. April 1935 an Wilhelm Müller-Hofmann (Archiv der Wiener Kunstgewerbeschule) sowie Wilhelm Spira: "Die Legende vom Zeichner". S. 28 ff.
- ↑ a b Iris Meder: Offene Welten. Die Wiener Schule im Einfamilienhausbau 1910–1938. Meders Dissertation enthält auf S. 611 Bruno Buzeks „Biografie“ sowie sein „Architektonisches Werkverzeichnis“.
- ↑ Harry Potter besiegt das Böse - aber nicht „Das kleine Ich bin ich“. Agenturmeldung. „Vorarlberg online“. 18. Juli 2007.
- ↑ Andreas Weigel: Schreiben an den Bürgermeister und den Kulturstadtrat der Stadt Bludenz. 28. April 2005:
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Kraft,
sehr geehrter Herr Kulturstadtrat Dr. Lins,
Sie wissen vermutlich, dass die bekannte Kinderbuch-Illustratorin Susi Weigel jahrzehntelang in Bludenz gelebt und gewirkt hat, was auch in der nachfolgend zitierten Online-Biographie des Jungbrunnen-Verlages zu lesen ist, der einige ihrer legendären Bücher ("Die Omama im Apfelbaum", "Bärli hupf", "Bärli hupf weiter", "Bimbulli", "Das kleine Ich bin ich", "Das Städtchen Drumherum", "Die Geggis" und "Ein Schnabel voll für Hoppala") im Programm führt: Susi Weigel wurde 1919 geboren. Sie studierte an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und arbeitete nach Abschluss des Studiums als Illustratorin für Zeitungen und Zeitschriften. Sie übersiedelte nach Berlin, wo sie als Trickfilmzeichnerin arbeitete. Nach dem 2. Weltkrieg kehrte sie zurück nach Österreich. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1990 wohnte sie in Bludenz. Sie illustrierte fast ausschließlich Bücher von Mira Lobe, von denen zahlreiche mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
Ich denke, dass es eine schöne Geste der Stadt Bludenz wäre, irgendwie (sei es durch eine Ausstellung, Veranstaltung, Strassenbenennung oder ähnliches) offiziell an die bekannte Kinderbuchautorin zu erinnern (so das noch nicht erfolgt ist, was ich nicht weiß).
In der Hoffnung, dass meine Anregung bei Ihnen auf fruchtbaren Boden fällt, verbleibt mit freundlichen Grüßen“– Andreas Weigel: Ehrung der Kinderbuch-Illustratorin Susi Weigel durch die Stadt Bludenz.
- ↑ Grüne: Stadtrat verpasst Chance bedeutende Bludenzer Illustratorin Susi Weigel zu würdigen (16. Juli 2007).
- ↑ Anja Baldauf: Susi Weigel. Ich bin ich. Sommerausstellung im Frauenmuseum Hittisau.
- ↑ Eröffnung zur Ausstellung: Susi Weigel - Grafikerin. Trickfilmzeichnerin. Illustratorin.
- ↑ Carina Gebhart, Stadträtin für Jugend, Familien und Schulen, am 7. Juni 2010 in einem offiziellen Schreiben an Andreas Weigel.
- ↑ Stadt Bludenz: Bludenzer baut Kinderbetreuung aus. Kleinkinderbetreuung startet im Herbst – neuer Kindergarten wird gebaut.
- ↑ a b c d e f Susanne Blumesberger: Aufarbeitung des Nachlasses und der Biografie der Grafikerin und Illustratorin Susi Weigel (Januar 2008).
Weblinks
- Literatur von und über Susi Weigel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Heinz Starchl: Susi Weigel und Bludenz, Vorarlberg (artcore, 2. Mai 2005).
- Peter Lukasch: Susi Weigel und die Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1900 und 1960.
- Frauenmuseum Hittisau: Susi Weigel. Ich bin ich. Trickfilmzeichnerin und Illustratorin. Ausstellung 13. Mai 2010 - 16. Jänner 2011.
- ORF: Das kleine Ich-bin-ich bis Geggis. Erste Werkschau für Susi Weigel.
- Grüne: Stadtrat verpasst Chance bedeutende Bludenzer Illustratorin Susi Weigel zu würdigen (16. Juli 2007).
- Offene Liste Bludenz: Susi Weigel muss auch in Bludenz endlich gewürdigt werden. 22. Mai 2010.
- Vorarlberger Landesbibliothek: Susi Weigel (1914 – 1990) – die vergessene Künstlerin aus Vorarlberg. Vorarlbergensien. März 2011.
- Richard Solder: Wenn sich Traumwelten öffnen. Susi Weigel. Wiener Zeitung. Herausgelesen. Zur Zusatzorchidee der Nro. 297 In nuce. Printausgabe vom Freitag, 4. März 2011.
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