- Camp Ashraf
-
34.063644.573441666667Koordinaten: 34° 4′ N, 44° 34′ O
Camp Ashraf oder Lager Ashraf bezeichnet ein seit 1986 bestehendes Flüchtlingslager im Irak, Gouvernement Diyala, Bezirk Al-Khalis, 60 km nordöstlich von Baghdad und 120 km von der iranischen Grenze entfernt. Das Lager wird von 3534 (Stand 2005)[1] Volksmudschahedin bewohnt, darunter 1000 Frauen.[2]
Nach dem Verbot der Modschahedin-e Chalgh (MEK) durch Ayatollah Ruhollah Chomeini im Jahre 1981 gingen die MEK in den Untergrund. 1986 flüchteten der damalige Führer der MEK Massoud Rajavi und seine Anhänger von Paris nach Irak, um gemeinsam mit der irakischen Armee gegen iranische Truppen im Ersten Golfkrieg zu kämpfen.[3] Camp Ashraf wurde das Ausbildungscamp, benannt nach der ersten Frau von Massoud Rajavi. Saddam Hussein gewährte den MEK-Kämpfern dort einen exterritorialen Status.[4]
Im April 2003, nach dem Ende des Irakkrieges, wurden die MEK-Kämpfer von Camp Ashraf von der 4. US-Infanteriedivision entwaffnet. Dabei wurden rund 300 Panzer, 250 gepanzerte Mannschaftstransporter, 250 Geschütze und 10000 Handfeuerwaffen beschlagnahmt.[5] Die MEK werden seit dieser Zeit nach den Bestimmungen der Genfer Konvention behandelt. Abtrünnige Mitglieder, die die Vorgehensweise und nicht-demokratischen Aktionen der Organisation kritisiert oder angedeutet hatten, dass sie beabsichtigten die Organisation zu verlassen, wurden über Jahre in Einzelhaft gehalten und geschlagen, berichtet Human Rights Watch.[6] Seit dem 1. Januar 2009 steht das Lager Ashraf unter Kontrolle des irakischen Militärs,[7] ausdrücklich bestätigt durch den Report des UN-Sicherheitsrates zur Resolution 1883 (2009) vom 14. Mai 2010.[8]
Am 29. und 30. Juli 2009 kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen irakischen Sicherheitskräften und den Volksmudschahedin in dem Camp. Auslöser der blutigen Schlacht war die Ankündigung Bagdads, nach dem Abzug der amerikanischen Truppen hier eine Polizeistation einzurichten. Dabei wurden mindestens 400 Menschen verletzt 11 Personen getötet.[9][10] Berichten zufolge plant die irakische Regierung das Camp aufzulösen.[11]
Zu einem erneuten Zwischenfall kam es am 8. April 2011. Dabei wurden, je nach Quelle, zwischen drei und elf Bewohner getötet, 14 bis 200 verletzt, nachdem das Camp von irakischen Sicherheitskräften gestürmt wurde.[12] Am 14. April 2011 bestätigte die UNO, dass mindestens 34 Menschen getötet worden seien. Die oppositionellen Iraner werden von der von Schiiten dominierten irakischen Regierung als ein Hindernis für die Verbesserung der Beziehungen zwischen Irak und dem Iran angesehen. Die irakische Regierung hat den Bewohner des Camps bis zum Ende des Jahres 2011 Zeit gegeben, das Camp aufzulösen.[13]
Einzelnachweise
- ↑ Deutscher Bundestag, Kleine Anfrage, Drucksache 16/13998
- ↑ Die Zeit online vom 20. August 2009 Hungern für die Volksmudschahedin
- ↑ cfr.org. Holly Flechter: mek
- ↑ europarl.europa.eu Entschließungsantrag Europaparlament vom 21. April 2009
- ↑ The Wall Street Journal vom 29. November 2006 Strange Bedfellows
- ↑ hrw.org vom 17. Mai 2005 Bewaffnete Organisation im Exil foltert Kritiker
- ↑ aknews.com vom 26. Juni 2010
- ↑ un.org Report Resolution 1883 (2010)
- ↑ Die Zeit online vom 20. August 2009 Hungern für die Volksmudschahedin
- ↑ tagesspiegel.de vom 30. Juli 2010 Irak stürmt Lager von Exiliranern
- ↑ amnesty international Jahresbericht 2010
- ↑ Spiegel.de vom 8. April 2011 Irakische Soldaten töten Exil-Iraner
- ↑ Spiegel.de vom 14. April 2011
Wikimedia Foundation.