Campanile San Marco

Campanile San Marco
Der Markusturm;
Höhe: 98,6 Meter; Aufnahme 2006
Aufriss, Schnitt und Grundrisse (1831) vor dem Einsturz – der Wiederaufbau ist weitgehend identisch

Der in Venedig stehende Markusturm (it. Campanile San Marco) gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Er ist der Campanile (Glockenturm) des Markusdoms. Die Höhe beträgt 98,6 Meter, somit ist er das höchste Gebäude Venedigs.

Der Turm gilt als Symbol der Stadt. Traditionell wurde er im Venezianischen "Il paron de casa" (der Herr des Hauses) genannt. Zahlreiche Türme in Venetien und bis nach Dalmatien, ursprünglich Venezianisches Herrschaftsgebiet, sind als Kopien des Markusturms errichtet und somit weithin sichtbare Zeichen der Herrschaft der Serenissima, der historischen Republik Venedig.

Der Beginn des Turmbaus liegt zwischen 888 und 911 unter dem Dogen Pietro Tribuno. Die Bauarbeiten erfuhren viele Unterbrechungen; der Turm selbst wurde unter dem Dogen Tribuno Memmo errichtet, die Spitze aus gebranntem Ton wurde erst 1152 unter dem Dogen Domenico Morosini vollendet, und zwar hauptsächlich von den Brüdern Pietro und Giovanni Basilio. Das oberste Geschoss mit den heute noch sichtbaren Klangarkaden wurde 1178 hinzugefügt und 1329 nochmals umgestaltet. Die Turmspitze wurde erst 1510 aufgesetzt und 1517 mit einem Engel aus Holz, der mit vergoldetem Kupferblech verkleidet wurde, ergänzt.

Seit dem 16. Jahrhundert ist für den Faschingsdienstag ein Brauch dokumentiert, eine akrobatische Darbietung auf einem Seil, das vom Turm herab gespannt wurde. Dieser sogenannte "svolo del turco" (Türkenflug) ist auch auf Gemälden, z.B. von Canaletto und Francesco Guardi festgehalten worden.

Der Campanile am 14. Juli 1902

Erdbeben und Blitzeinschläge verursachten wiederholt Schäden am Turm und machten Restaurierungsarbeiten notwendig. Am 14. Juli 1902 um 9.47 Uhr stürzte der Turm ein, nachdem sich schon Tage vorher große Risse im Mauerwerk gebildet hatten, die darauf zurückzuführen waren, dass man die Metallanker im Turminneren entfernt hatte, um einen Aufzug einzubauen. Das Unglück rief große Bestürzung und Trauer in der ganzen Welt hervor. Der Stadtrat von Venedig beschloss einstimmig, den Campanile an Ort und Stelle im alten Zustand wieder aufzubauen. Am 25. April, dem Markustag des Jahres 1912, wurde der wiederhergestellte Turm feierlich eingeweiht. Heute ist die Spitze des Turms für 8 Euro (Stand: März 2008) Eintritt über einen modernen Aufzug erreichbar.

Die Glocken des höchsten Turmes der Stadt waren überall zu hören, deshalb dienten sie ursprünglich nicht nur dem Aufruf zum Gottesdienst. Vor allem die große Marangona-Glocke rief die Mitglieder des Großen Rates zu ihren Sitzungen und die Marangoni im Arsenal Venedigs zur Arbeit.

Der Campanile war zugleich Leuchtturm und Landmarke der Lagunenstadt. Kaiser Friedrich III. ritt den stufenlosen spiralförmigen Aufgang 1452 zu Pferde bis zum Glockenstuhl und fluchende Priester wurden zur Lüftung ihrer teuflisch-verschwefelten Gehirne in einen Käfig gesperrt und außen am Campanile aufgehängt. Beim Blick aus der Glockenstube präsentiert sich eine faszinierende Aussicht über die Lagunenstadt und zugleich eine Kuriosität: Dank perspektivischer Tücke sieht man von hier oben ein Venedig ohne Kanäle.

Architektonische Ausstrahlung

Außerhalb Venedigs hat in zwei weiteren europäischen Städten die Gestalt des Markusturmes den Entwurf zweier platz- und stadtbildprägender Türme deutlich beeinflusst; die Küstenstädte sind geographisch und in ihrer Geschichte eindeutig maritim geprägt:

Weblinks

45.43399166666712.3387833333337Koordinaten: 45° 26′ 2,4″ N, 12° 20′ 19,6″ O


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