Kieler Rathausturm

Kieler Rathausturm
Kieler Rathausturm (Aufnahme von 2008)
Vorbild: Der Campanile des Markusdoms
Höhe: 98,6 m
(Aufnahme von 2006)
Pendant: Turm der St.-Georgs-Kathedrale in Piran
(Aufnahme von 2005)

Der 106 m hohe Kieler Rathausturm ist Gebäudeteil des Rathauses der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel und eines ihrer Wahrzeichen.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Zusammen mit dem Kieler Rathaus ließ die Stadt den Rathausturm nach den Entwürfen des Karlsruher Architekten Hermann Billing in den Jahren 1907 bis 1911 am Rathausplatz erbauen. Der Turm ist dem Markusturm in Venedig nachempfunden, das wie Kiel vom umgebenden Wasser geprägt wurde. Der 106 m hohe Kieler Turm überragt den Markusturm allerdings um 7,4 m. In 67 m Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform.

Gestalterische Entsprechungen gibt es auch zum Turm der St.-Georgs-Kathedrale in der kleinen slowenischen Küstenstadt Piran. Dessen Entwurf wurde ebenfalls durch den Markusturm geprägt. Auffallend ist die ähnliche Positionierung der Turmuhren des Kieler Rathausturms und der des Kirchturms in Piran.

Glockenspiel

Vom Turm ertönt viertelstündlich ein Glockenspiel, welches bis zur vollen Stunde jeweils ein weiteres Viertel der Melodie hören lässt. Der schon beim Bau des Rathauses weit über Plan gestiegenen Kosten wegen, unterlegte der Kieler Volksmund das Glockenspiel von Beginn an mit dem Spottvers:

„Kiel hett keen Geld/dat weet de Welt/ob's mal wat kriecht/dat weet man nich.“[1]

Der Komponist des Glockenspiels ist der Kgl. Musikdirektor Heinrich Johannsen, der sich 1946 in einem Brief selbst zur Entstehung des Geläuts geäußert hat: „Ich wählte ... die 4 Töne des sog. Westminsterschlages (bestehend aus Quinte, Grundton, Sekunde und Terz), denen ich als 5. Ton noch die untere Oktave des Grundtones hinzufügte.“[2]

Die Tonart ist E-Dur. Die Tatsache, dass es sich bei dem verwendeten Westminsterschlag um ein musikalisches Motiv oder eine überlieferte Melodie handelt, ist eine Erklärung für die Eingängigkeit des Glockenspiels des Kieler Rathauses, das dem Glockengeläut des Uhrturmes Big Ben in London oder dem Glockengeläut des Kopenhagener Rathauses überaus ähnlich ist.

Besichtigung

Der Turm ist im Rahmen von Führungen zu besichtigen. Ein Aufzug fährt bis zur Aussichtsebene in 67 m Höhe, die sich um den Turm herumzieht und weite Ausblicke über die Innenstadt und den Hafen im Nordosten, das Ostufer der Kieler Förde, den Hauptbahnhof und die Hörn im Süden sowie die westlichen Ansiedlungen bis Mettenhof gestattet.

Rathäuser der Stadt Kiel

Das Rathaus am Alten Markt wurde um 1900 für die damals stark wachsende Marine- und Werftenstadt zu klein. Daher wurde von 1907 bis 1911 das jetzige Rathaus mit Turm am heutigen Rathausplatz gebaut. Das „Alte Rathaus“ wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf einige Kellergewölbe vollständig zerstört. Im Jahr 2000 bot auch das Haus am Rathausplatz nicht mehr genügend Platz für die städtischen Ämter. Darum wurden spätestens seit 2008 Teile der Stadtverwaltung in das Gebäude der ehemaligen Oberpostdirektion in der Andreas-Gayk-Straße ausgelagert. Dieses Gebäude wird seitdem „Neues Rathaus“ genannt.

Literatur

  • Talanow, Jörg: Kiel - so wie es war, Bd. 2, Düsseldorf (Droste), 1978, ISBN 3-7700-0509-0
  • Talanow, Jörg: Kiel - Modernes historisch gesehen, Kiel (Schmidt und Klaunig), 1972
  • Originalbrief des Kgl. Musikdirektors Heinrich Johannsen von 1946

Quellen

  1. „Kiel hat kein Geld/das weiß die Welt/ob's mal was kriegt (erhält)/das weiß man nicht.“ - Es gibt auch einen (weniger bekannten) Originalreimvers, der dem Glockenspiel - das übrigens bereits seit Mai 1911 zu hören ist - zugesprochen wurde. Dieser hat folgenden Wortlaut: „De Klock, se sleit, de Tied, de geiht, ni to veel Quark, fix Hand an't Wark!“ [Die Glocke, sie schlägt, die Zeit, sie (ver)geht, nie (nicht) zu viel Quark (Unsinn, Quatsch machen oder reden), schnell Hand an's Werk (legen oder gelegt)]- Dieses berichtet Jörg Talanow in seinem 1972 vorgelegten Werk „Kiel - Modernes historisch gesehen“.
  2. Der Brief des Kgl. Musikdirektors Heinrich Johannsen, aus dem dieser Auszug stammt, liegt im Kieler Stadtarchiv im Original vor und wurde zu demselben Thema in den Kieler Nachrichten vom 4. August 1964 ebenfalls auszugsweise zitiert.

Weblinks

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