Centro Habana

Centro Habana
Calle Hospital in Centro Habana

Centro Habana (span. für Zentrum Havanna) ist ein Stadtbezirk im Rang eines Municipios in der kubanischen Provinz und Hauptstadt Havanna. Er befindet sich im zentralen Norden der Hauptstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage und politische Gliederung

Centro Habana grenzt im Norden an die Floridastraße, im Süden an den Stadtbezirk Cerro, im Westen an Plaza de la Revolución und im Osten an die Altstadt Havannas, Habana Vieja. Der Name Centro ist nicht nur ein Indikator für seine Lage inmitten der Stadt. Der Stadtbezirk stellt auch ein Bindeglied zwischen der historischen Altstadt Habana Viejas und der Moderne, wie sie beispielsweise das zu Plaza gehörenden Vedado repräsentiert.

Zusammen mit Habana Vieja bildet Centro das traditionelle Zentrum Havannas. Es hat eine Fläche von 3,5 km², was nur rund ein Prozent der Gesamtfläche der Provinz Havanna entspricht. Es gibt hier keinerlei landwirtschaftliche Nutzfläche.

Centro Habana ist in fünf kleinere Verwaltungseinheiten, sogenannte Consejos populares aufgeteilt: Cayo Hueso, Dragones, Los Sitios, Colón und Pueblo Nuevo.

Floridastraße
Plaza de la Revolución Nachbargemeinden La Habana Vieja
Cerro

Demografie

Centro Habana hat 158.763 Einwohner auf 3,5 Quadratkilometern, was einer Bevölkerungsdichte von rund 45.360 Einwohnern je Quadratkilometer entspricht. Dieser Stadtbezirk ist damit der am dichtesten besiedelte Havannas.

Geschichte

Fassade der Iglesia del Sagrado Corazón de Jesús in der Calle Reina

Soweit bekannt, gab es die ersten Ansiedlungen in diesem Gebiet mit Beginn der Kolonisierung, zusammen mit Gründung der Siedlung Villa de San Cristóbal de La Habana, aus der das heutige Havanna erwuchs. Außerdem gab es vor Gründung dieser Ansiedlung Anfang des 16. Jahrhunderts in diesem Gebiet wohl kleinere Gruppen indianischer Ureinwohner.

Die Expansion in das Umfeld der Villa de San Cristóbal de la Habana in Form ländlicher und städtischer Fincas begann Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts mit der Herrschaft der Briten und der dadurch erfolgten wirtschaftlichen Liberalisierung auf der Insel Kuba. Dies bewirkte, dass einige Stadtteile, die noch innerhalb der Stadtmauern lagen sich entlang einer befestigten Straße über die Puerta de Reina (Königinnentor) von der Stadtmauer aus bis zur Belascoaín, auch heute noch eine Straße in Havanna, ausbreitete. Mit der neuen Fähigkeit der lokalen Industrie, Pflanzungen herzustellen und auch zu exportieren, konnte die Bevölkerung nun bessere und dauerhaftere Wohnhäuser bauen, wo jedoch auch der unterschiedliche gesellschaftliche Rang zum Ausdruck kam. Die ärmere Bevölkerung begann sich in den heutigen Barrios Guadalupe und Jesús María anzusiedeln, südlich der bisherigen Stadtbefestigungen. Weiterhin wurden die Wege zum fruchtbaren Land außerhalb Havannas besiedelt: Calzada de Monte (heute 10 de octubreStraße des 10. Oktobers), in südwestlicher Richtung, welche sich später in Höhe von Tejas (Texas) in südliche Richtung in die Calzada de Jesús del Monte (heute: 10 de octubre) und in westliche Richtung in die Calzada del Cerro aufspaltet. Letztere bildete über die Calzada de Puentes Grandes mit der Calzada Real de Marianao eine Verbindung zur heutigen Provinz Pinar del Río über das heutzutage berühmte Tabankanbaugebiet Vuelta Abajo, viele kleiner Dörfer anschließend, die via Tagesritt zu Pferde erreichbar waren und eine bessere Entwicklung und Anbindung zwischen den Tabakanbaugebieten und den Fabriken in Havanna erlaubten.

Casona de la Calle Reina - Centro Habana

Zu den ersten Barrios außerhalb der Stadtbefestigungen am Ende des 18. Jahrhunderts zählen Peñalver, San Nicolás, Chávez, La Punta, Monserrate sowie Dragones. 1818 erfolgte eine Normierung der Stadtentwicklung, welche eine Geradeausführung sowie rechtwinklige Kreuzung der Straßen vorschrieb.

Diese Veränderungen konzentrierten sich nicht ausschließlich in größeren Bauten, sondern in einem Plan zum Bau von Haupt- und Nebenstraßen und außerdem ein ambitioniertes Programm zur Wertsteigerung zwischen 1827 und 1840 beinhalteten. Dies betraf vor allem den Paseo de Isabel II (später bekannt als Paseo del Prado und noch später als Paseo de Martí), den Paseo de Tacón (später Carlos III, heute Avenida Salvador Allende). Der Tancón verlängerte sich in einer großen West-Ost-Achse zur Reina, was den im Castillo del Príncipe stationierten Truppen einen schnellen Durchmarsch im Falle von Unruhen in der Hauptstadt erlauben würden.

Des Weiteren wurden zahlreiche repräsentative Möglichkeiten für Spaziergänge und Aufmärsche geschaffen. Außerdem befestigte man die Straßen und baute Theater, Hotels, Cafés und Geschäfte. Dadurch verlagerte sich das Zentrum Havannas vom Hafen in die Zone, welche heute den Paseo del Prado, den Parque Central und den Parque de la Fraternidad umfasst, die Stadtmauern hinter sich lassend, welche militärisch obsolet waren und ab 1863 abgerissen wurden, da sie nun ein Hindernis für die Expansion der Stadt und der Intensivierung des Verkehrs war.

Haupttor zum Barrio Chino von Havanna

Zum Ausgang des 19. Jahrhunderts siedelten chinesische Einwanderer in der Gegend um der Calle Zanja und Calle de los Dragones (Straße der Drachen). Es entstanden ab 1874 verschiedenste Unternehmen, wie Läden, Gasthäuser, Wäschereien usw. Sie kamen gemäß offiziellen Quellen mehrheitlich aus der Provinz Guangdong (Kanton), wo zu dieser Zeit einer verstärkte politische und religiöse Verfolgung herrschte. Insgesamt siedelten wohl mehr als 150.000 Chinesen auf dem kubanischen Archipel.

Die chinesische Gemeinschaft in Kuba entwickelte sich zeitweise zu einer der prosperierensten und wichtigsten ganz Amerikas. Ihre Mitglieder vereinigten sich in landsmannschaftlichen, beruflichen und geschäftlichen Vereinigungen. Einige davon gibt es auch heute noch. Während sich die Chinesen und deren Nachkommen überall auf dem kubanischen Archipel verteilten, hatte sich das Chinatown Havannas als die erste chinesische Ansiedlung auf Kuba etabliert.

Mit dem Sieg der Revolution und den darauf folgenden entschädigungslosen Enteignungen und Verstaatlichungen verkam der Stadtteil zusehends. Die rund 250.000 Chinesen, die dort bis zu diesem Zeitpunkt noch lebten, wurden verdrängt, bis das Barrio Chino nur noch ein Schatten seiner selbst war. Trotz der Anstrengungen der Restauratoren Havannas, den Barrio wieder herzurichten, fehlen seine ursprünglichen Bewohner.

Mit der Verwaltungsreform im Jahre 1976 wurden die fünf alten Vorstädte Havannas, Colón, Dragones, Cayo Hueso, Pueblo Nuevo und Los Sitios zu einem Municipio vereinigt.

Wirtschaft

Die Wirtschaft von Centro Habana besteht zum größten Teil aus Handel, Dienstleistungen, Tourismus, Leichtindustrie, wie zum Beispiel der Fertigung von Textilien, Hygieneartikeln, Zigarren, Getränkekonzentrate sowie alkoholischen und Erfrischungsgetränken.

Auf dem Gebiet des Municipios befinden sich unter anderen die Zigarrenfabriken „José Martí“, „Carlos Baliño“ und „Antonio Briones Montoto“. Außerdem findet man hier die nationale Hauptstelle der Zentralgewerkschaft CTC, das Ministerio de la Industria Básica (Ministerium für Basisindustrie, MINBAS), die kubanische Telekommunikationsgesellschaft ETECSA, Radio Habana Cuba und Radio Progreso.

Gesundheit

In Centro Habana gibt es zwei größere Krankenhäuser. Das eine ist das „Hermanos Ameijeiras“, in Betrieb genommen 1982, wo man die ersten Herztransplantationen Kubas vornahm. Das zweite ist das Hospital municipial (Kreiskrankenhaus) „Freyre de Andrade“, besser bekannt auch als „Emergencias“, gegründet 1920. Außerdem sind in diesem Municipio das Instituto de Higiene y Epidemiología (Institut für Hygiene und Epidemiologie), das Instituto de Nutrición (Ernährungsinstitut) sowie die Empresa de Productos Biológicos y Zoonosis (Unternehmen für biologische Produkte und Zoonose) „Carlos J. Finlay“.

Daneben gint es in hier fünf Polikliniken, eine Zahnklinik, ein Mütterheim, fünf Seniorenheime, eine Einheit für Hygiene und Epidemiologie, eine Schmerzklinik sowie ein geriatrisches Zentrum. Das Kinderkrankenhaus Pedriático de Centro Habana zählt zu den besten der Stadt Havanna.

Bildung

Der Stadtbezirk Centro Habana beherbergt insgesamt 24 Kindergärten, 26 Grundschulen, sieben Oberschulen, sechs Spezialschulen, eine Schule für bildende Künste, ein Polytechnikum, ein Sprachenzentrum, ein Zentrum für Erwachsenenbildung sowie das Institut für Industriedesign (ISDI).

Kultur

Im Municipio Centro Habana gibt es diverse kulturelle Zentren. Die wären zum Beispiel die Escuela de Música (Musikschule) „Amadeo Roldán“, das Museum José Lezama Lima, wo der Autor des Romans „Paraiso“ (Paradies) lebte, das Casa de la Cultura (Haus der Kulturen) „Joseíto Fernández“, wo zahlreiche Programme zur Förderung der Künste in der Gemeinde entstanden und wo sich auch die Biblioteca Municipal, die Sociedad Económica Amigos del País, eine der ältesten Institutionen Kubas und Herberge des Instituto de Literatura y Lingüística (Institut für Literatur und Linguistik), in dessen Besitz sich Dokumente von großem historischen Wert befinden.

Im Municipio befinden sich drei Theater, das „América“, das „Astral“ sowie das „Teatro Musical“ (Musicaltheater). In allen drei Theatern traten und treten regelmäßig nationale und internationale Talente auf.

Die hispanischen Traditionen werden in den spanischstämmigen Gemeinschaften stark gepflegt. Auch die chinesische Kultur ist präsent. Ihr größter Ausdruck ist das Barrio Chino, wo man die kulinarischen, künstlerischen und martialischen Traditionen dieser Kultur erleben kann.

Andere erwähnenswerte Orte sind der Callejón de Hanmel, ein Innenhof, der die Kreativität kubanischer Künstler darstellt und wo zahlreiche kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Ein weiterer Ort ist als Boluevar de San Rafael, den schon Millionen von Menschen auf und ab gelaufen sein dürften.

Von der Verwaltung des Municipios wird regelmäßig die Medaille „Torneón de San Lázaro“ vergeben. Sie ist für Persönlichkeiten gedacht, die sich für das gemeinschaftliche Leben einsetzen. Die dem Komponisten Gonzalo Roig gewidmete jährliche Kulturwoche wird jeweils im Juli gefeiert.

Städtepartnerschaften

Centro Habana unterhält Partnerschaften mit folgenden ausländischen Städten:

Weblinks


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