Charlotte Reihlen

Charlotte Reihlen

Charlotte Reihlen (* 22. März 1805 ; † 21. Januar 1868) war eine Stuttgarter Kaufmannsfrau und Diakonisse. Sie zählt zu den Gründern der Diakonissen-Anstalt Stuttgart, aus dem das Diakonie-Klinikum Stuttgart hervorging, sowie des evangelischen Mörike-Gymnasiums Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schon im Alter von 12 Jahren musste Charlotte Reihlen ihre schwerkranke Mutter pflegen und einen Großteil des Familienhaushalts übernehmen.

Mit 18 Jahren heiratete sie den Kaufmann Friedrich Reihlen. Der Tod ihres zweiten Sohnes traf sie hart. Julius erkrankte im Alter von zwei Jahren an einer Luftröhrenentzündung, an der er starb. Charlotte Reihlen verfiel in eine schwere Depression, da sie sich vorwarf, Gott wolle sie für ihre Ungläubigkeit strafen. Im Jahre 1830, bei einem Gottesdienst, gehalten von Pfarrer Christian Adam Dann in der Stuttgarter Leonhardskirche "traf es sie, als sei die Sonne durch die Wolken gebrochen", so ihre Worte. Die fromme Bürgerin fand ihre Heimat im Pietismus.

Gründung des Weidle'schen Töchterinstituts

Charlotte Reihlen engagierte sich für das Wohl, die Bildung und Erziehung von Kindern. Für ihre Töchter hatte sie einen Hauslehrer eingestellt: Friedrich Weidle. Dieser erarbeitete sich eine angesehene Stellung und bald sandten auch andere Familien ihre Töchter zum Unterricht ins Haus Reihlen. Die Suche nach größeren Räumlichkeiten brachte Charlotte Reihlen auf die Idee, eine konfessionelle Schule für Mädchen zu gründen. Hieraus ging das Weidle’sche Töchterinstitut, das heutige Evangelische Mörike-Gymnasium, hervor. Im Jahr 1856 lernten bereits 500 Schülerinnen im eigenen Schulgebäude in der Tübinger Straße.

Außerdem initiierte Charlotte Reihlen eine „Dienstbotenschule“, die Mädchen nach Verlassen der Volksschule mit 14 Jahren eine Ausbildung ermöglichte.

Charlotte Reihlen lebte stets sparsam und einfach. Es ist überliefert, dass Besucher sie wegen ihrer einfachen Kleidung für die Magd des Hauses statt für die Hausherrin hielten. Wo immer sie war, es erfasste sie sogleich die Nöte der Menschen und so gründete sie für Menschen, die sich kein Gesangbuch leisten konnten, einen Hilfsverein, der ein „Armengesangbuch“ herausbrachte, sowie einen Bibelverein, der Bibeln zu erschwinglichen Preisen anbot.

Gründung der Evangelischen Diakonissenanstalt Stuttgart

Der breite und der schmale Weg Bild nach Charlotte Reihlen, Ausführung: Paul Beckmann

In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts erfuhr Charlotte Reihlen von der Eröffnung der Kaiserswerther Diakonie bei Düsseldorf und sie fasste den Entschluss, eine solche Einrichtung auch in Stuttgart zu gründen. Zwar traf sie anfangs auf Widerstand, das Vorhaben sei nicht finanzierbar; doch letztlich konnte sie sich mit der Unterstützung des Stuttgarter Stiftskirchenprediger Sixt Karl Kapff durchsetzen. Sie bildeten 1853 ein Gründungskomitee und suchten Diakonissen über die Zeitung. Ein Jahr darauf wurden die ersten Schwestern verpflichtet.

Kapff war es auch, der ihr bei der Darstellung der im Pietismus beliebten Worte Jesu am Ende der Bergpredigt (Matthäus 7,13-14) half. Die Worte wurden oft in „Zwei-Wege-Bildern“ dargestellt: der breite Weg, den viele wählen, führe zur Verdammnis; der schmale ins Paradies. Reihlen entwarf dazu ein Bild, beauftragte den Künstler P. Beckmann und fügte selbst passende Texte hinzu. Sie gab dem ganzen den Titel „Der breite und der schmale Weg“ und ließ es drucken. Es ist bis heute eine der bekanntesten Darstellungen des Motivs. Charlotte Reihlen wollte damit Menschen zur Nachfolge Jesu anregen.

Von Jugend an wurde Charlotte Reihlen von Krankheiten geplagt. Magenschwäche, Migräneanfälle, Schlaflosigkeit und später Herzleiden. Am 21. Januar 1868 hielt ihr Körper einer Erkältung nicht mehr stand. Auf dem Stuttgarter Fangelsbachfriedhof befindet sich noch heute Charlotte Reihlens Ehrengrab.

Quellen

  • Evangelische Diakonissenanstalt [1]

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